Wie oft regen wir uns über Kleinigkeiten auf: zu viel Verkehr auf dem Weg zur Arbeit, eine rote Ampel oder laute Musik bei den Nachbarn. Dann atmen wir im Idealfall tief durch, lächeln vielleicht – und schon ist alles wieder gut. Doch es gibt Situationen, in denen das Leben uns stärker fordert und einfaches Atmen nicht ausreicht. Wenn beispielsweise ein Kind oder Elternteil schwer erkrankt und zu Hause gepflegt werden muss, brauchen wir viel Unterstützung und auch Entlastung. Anisa Boukhou-Müller weiß aus eigener Erfahrung,welche Hilfe Familien am meisten benötigen. Und gründete kurzerhand einen Alltagsservice für Jung und Alt. Was genau sie mit ihrem professionellen Team leistet, erzählte sie uns bei Lisa de Giuseppe, einer frühen Kundin und mittlerweile Freundin.

„Fotos im Regen? Kein Problem!“ Anisa Boukhou-Müller geht auch diese Aufgabe pragmatisch an und begleitet uns mit einem breiten Lächeln vor die Haustür. Nach sonnenreichen Monaten fallen endlich die ersten Tropfen auf den Asphalt vor der Altbauwohnung in der Innenstadt. Und auf die kleine Interviewrunde, weil Fotograf Luis mit dem Licht drinnen nicht zufrieden ist. Aber mit Kleinigkeiten hält sich die Inhaberin von Anisas Alltagshilfen schon lange nicht mehr auf. Ihre Tochter Sarah kam im Jahr 2008 mit schweren Behinderungen auf die Welt und muss seitdem rund um die Uhr betreut werden: „Nach dem ersten Schock sind wir als Familie durch die neuen Herausforderungen gewachsen und haben uns stetig weiterentwickelt. Jetzt möchte ich diese erlernten Kompetenzen weitergeben und anderen Menschen zur Seite stehen.“

Wo manch einer überfordert den Kopf in den Sand stecken würde, sucht die dynamische und warmherzige Mutter von vier Kindern nach Möglichkeiten, zu helfen. Und wir spüren schnell, dass der Text auf der Webseite kein leeres Werbeversprechen ist: „Anisas Alltagshilfen sind da, wo sie gebraucht werden: bei der Alltagsgestaltung, bei dem Gesellschaft leisten, bei der Entlastung der Angehörigen und vielem mehr. Hierbei agieren die Mitarbeiter mit Fachkenntnis, einem hohen Maß an Empathie und frei von ethischen, kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen sozialen Vorurteilen.“ Auch Haushaltsdienste wie Einkaufen, Kochen und Bügeln, gemeinsame Spaziergänge und Freizeitaktivitäten oder Hilfe bei Schreiben an Behörden oder Krankenkassen gehören zum Service.

Die gelernte Arzthelferin hat uns zu Lisa de Giuseppe eingeladen, um eine ihrer ersten Kundinnen sprechen zu lassen. Vor gut fünf Jahren lernten sich die zwei in einer Notfallambulanz kennen, wie die 29-Jährige mit ruhiger Stimme berichtet. Ihre Tochter Erika, 2015 mit dem Down-Syndrom geboren, habe hohes Fieber gehabt. Es klingt fast nüchtern, wie die junge Mutter die unzähligen Krankenhausaufenthalte und 22 Operationen des Mädchens auflistet, das die ersten sechs Monate seines Lebens auf der Intensivstation verbrachte und seit ein paar Wochen stolze Grundschülerin ist. „Im Januar steht bei Erika hoffentlich die letzte OP an, und ich versuche einfach, weiterhin für sie stark zu sein“, betont eine moderne Frau, die wie selbstverständlich um sechs Uhr morgens aufsteht, einem Teilzeitjob in der Altenpflege nachgeht, den Haushalt organisiert und reihenweise Arzttermine wuppt. Ihre Augen glänzen, als sie Erika mit warmen Worten beschreibt: „Sie ist eintolles Kind, unser Sonnenschein, der immer gute Laune hat und auf andere zugeht. Alle lieben sie!“

Boukhou-Müller nickt zustimmend und erklärt, dass viele Familien in belastenden Situationen gar nicht wüssten, was ihnen an Unterstützung zustehe. „Daher setze ich zuerst auf eine individuelle Analyse und kläre über die Möglichkeiten auf.“ So habe Lisa beispielsweise Windeln aus einem Sanitätshaus beziehen können und Anspruch auf sogenannte Entlastungsleistungen über die Verhinderungspflege, um einem Hobby nachzugehen oder selbst einen Arzt zu besuchen. Dann passe sie auf die Kleine auf. „Meine Kunden sind mir heilig. Entweder man macht das mit Leib und Seele oder man lässt es bleiben“, bricht es aus der 46-Jährigen heraus. Was Lisa an ihrer Betreuerin am meisten schätzt? Sie muss nicht überlegen: „Dass sie immer erreichbar ist, wenn ich Hilfe brauche, und mir das Gefühl gibt, nicht alleine zu sein.“ Die zwei Frauen umarmen sich herzlich, und wir merken, dass sich aus der ehemaligen Geschäftsbeziehung eine tiefe Freundschaft entwickelt hat.

Ob Autisten, Demenzkranke, Flüchtlingsfamilien, ob Kinder, Erwachsene oder Senioren: Die Alltagshelfer um Anisa Boukhou-Müller wissen genau, was Jung und Alt brauchen. Wenn das autistische Mädchen vor dem Therapietermin ein Eis mit Streuseln essen möchte, wird auch das möglich gemacht – „natürlich in Absprache mit den Eltern“, wie die Chefin schmunzelnd verrät.

Schon die Beatles und Joe Cocker sangen „Oh, I get by with a little help from my friends“. Und wir atmen beim nächsten Stau einfach noch mal durch, bevor wir uns ärgern. Was für eine Petitesse! 

 

Anisas Alltagshilfen

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Tel.: 0170 822 78 62 // AnisasAlltagshilfen@gmx.de

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