Jedes vierte Kind, das in der westlichen Welt aufwächst, leidet an einer allergischen Sensibilisierung: Damit nehmen Allergien in der Liste der häufigsten Erkrankungen bei Kindern den ersten Platz ein. Ursache sind genetische Vorprägungen, Ernährung und Lebensgewohnheiten, welche die Allergieneigung beeinflussen können: Gerade werdende Mütter können mit einem ausgewogenen Ernährungsplan viel dazu beitragen, das spätere Allergierisiko positiv zu beeinflussen.

„Viele Allergien sind im Säuglings- und Kindesalter oft nur vorübergehend“, beruhigt Dr. Sebastian Wirth besorgte Eltern. So zeigen sich allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel wie Hühnereiweiß oder Kuhmilch bereits in den ersten Lebensmonaten, sind jedoch ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr wieder rückläufig. Auch eine Neurodermitis kann dann wieder abklingen. Ab dem Kleinkindesalter bis spätestens zum Schulkindesalter kann zudem ein kindliches Asthma auftreten. Der „klassische“ Heuschnupfen beginnt häufig erst während der Schulzeit. Neben Auslösern wie Pollen, besonders von Gräsern, Birke und Haselnuss, Katzenhaaren und Hausstaubmilben kommen außerdem Zigarettenrauch und Feinstaub als „Allergietreiber“ hinzu. „Eine Allergie ist eine Neigung zur Überempfindlichkeit des Körpers“, erläutert Wirth. „Der Körper erkennt bestimmte Stoffe als Gefahr und löst eine unverhältnismäßige Immunantwort aus. Das geschieht zum Beispiel, wenn sich Zigarettenrauchpartikel auf Pollen festsetzen – oder aber, wenn der Organismus bestimmte Stoffe nicht kennt.“ Zur echten gesundheitlichen Belastung werden Allergien bei einem „Etagenwechsel“, wenn die Beschwerden nicht mehr Augen oder Nase betreffen, sondern nach „unten wandern“ und die tieferen Atemwege betreffen.

Besteht ein Allergieverdacht im Kindesalter, geben Blut- oder Haut-Tests Aufschluss darüber, ob und für welches Allergen eine Sensibilisierung besteht. Danach kommen zwei Therapiemöglichkeiten in Betracht: die symptomatische Behandlung mit Medikamenten oder die kontinuierliche Gewöhnung an das Allergen durch eine Hyposensibilisierung. „Da diese Therapie drei bis fünf Jahre in Anspruch nimmt, sollte vorher immer die Frage gestellt werden, wie hoch der Leidensdruck ist“, erklärt Wirth. „Wenn ein Kind nur leichte Symptome hat, muss man es keiner Langzeittherapie unterziehen.“ Diese Maßnahme mache erst Sinn, wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen und die Lebensqualität beeinträchtigen. Genauso wichtig wie eine gute Therapie ist eine gute Prophylaxe. Einen ganz entscheidenden Baustein stellt die Ernährung während der Schwangerschaft dar. Doch wie diese „richtige“ Ernährung aussieht, darüber ist man heute ganz anderer Ansicht als noch vor 20 bis 30 Jahren.

„Seit den Achtzigerjahren hat es einen klaren Paradigmenwechsel gegeben“, blickt Wirth zurück. „Während man werdenden Müttern damals empfahl, auf bestimmte Nahrungsmittel wie Fisch komplett zu verzichten, wissen wir heute, dass gerade eine vielseitige, ausgewogene Ernährung, insbesondere auch Fischkonsum neben der rauchfreien Umgebung das beste Mittel ist, um das kindliche Allergierisiko zu senken.“ Leider ist diese Erkenntnis zu vielen Eltern noch nicht vorgedrungen: „Die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.bzga.de) ist für alle Eltern eine nützliche Informationsquelle“, regt der sympathische Kinderarzt an, „denn sie enthält die wichtigsten Empfehlungen zu frühkindlicher Ernährung.“ Neben der geringen Zeit, die in Haushalten mit doppelter Erwerbstätigkeit für die Zubereitung gemeinsamer, gesunder Mahlzeiten zur Verfügung steht und zum Griff zu ungesunden Convenience-Produkten verleitet, ist es oft gerade der fehlgeleitete Wunsch, sich besonders gut zu ernähren, der Allergien unbeabsichtigt Tür und Tor öffnet.

„Verzicht ist in unserer Konsumgesellschaft positiv aufgeladen und die Ernährung wird oftmals verkompliziert", bestätigt Dr. Robert Primke. „Statt zur Kuhmilch greift der Verbraucher zu Hafer- oder Sojamilch. Wir verzichten auf Gluten, auch wenn keine nachgewiesene Glutenunverträglichkeit besteht. Einige greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln, die wir eigentlich gar nicht bräuchten, wenn wir beim Einkaufen mehr auf Vielfalt und Qualität achten würden." Das Ergebnis: Säuglinge reagieren empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel, weil sie diese nicht gewohnt sind. „Es gibt in der Allergologie die sogenannte, ˇBauernhofˇ-Hypothese", führt Primke aus. „Man hat festgestellt, dass Kinder aus ländlichem Umfeld deutlich seltener an Allergien erkranken als Stadtkinder." Die Errungenschaften der Zivilisation erleichtern uns das Leben in vielerlei Hinsicht, aber wir bezahlen dies mit einer konsequenten Unterforderung unseres Körpers — mit dem Ergebnis, dass er auf ungewohnte Belastungen entsprechend heftig reagiert. Auch der weit verbreitete Wunsch werdender Mütter, ihr Kind mit dem vermeintlich schonenden, schmerzfreien Kaiserschnitt zur Welt zu bringen, passt dazu: „Der mütterliche Geburtskanal ist mit wichtigen Bakterien besetzt, die das kindliche Immunsystem entscheidend prägen", erläutert Primke. „Demgegenüber verläuft der Kaiserschnitt eher steril. Wenn ein medizinischer Grund besteht, ist der Kaiserschnitt natürlich sinnvoll, nicht aber der "Wunsch-Kaiserschnitt".

Die Empfehlung der Kinderärzte ist klar: „Verzicht auf Rauchen in der Schwangerschaft und darüber hinaus eine ausgewogene Ernährung, am besten auch mit Fisch. Nach der Geburt empfiehlt sich ausschließliches Stillen und ab dem fünften Monat zusätzlich eine vielseitige Beikost. Das senkt auch das Adipositas-Risiko“, fasst Primke prägnant zusammen. Damit benennt er ein weiteres Problem unserer Konsumgesellschaft, dem sich die Kinderarztpraxis Leyental entgegenstellt – gemeinsam mit dem Gesundheitszentrum Salvea. In deren ambulantem Kinder-Reha-Programm übernehmen Wirth und Primke den Part der medizinischen Betreuung – und werben unter anderen Gesichtspunkten für eine gute, bewusste, ausgewogene Ernährung zum Wohl unserer Kinder. 

Kinderarztpraxis Leyental

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