Kettlebell-Training und Selbstmanagement – zwei Themen, die auf den ersten Blick nichts gemein haben. Doch der Schein trügt, anderenfalls hätten Sigrid Baum und Sarah Weber die Themenkombination nicht für den 7. Netzwerkabend des moveo-Expertendialogs gewählt, der am 13. Februar in den Räumlichkeiten von INOGES Holding (salvea) am Konrad-Adenauer-Platz stattfand. Gesundheitstraining und nachhaltige Lebensgestaltung fußen nämlich auf denselben Grundwerten: Funktionalität und Ganzheitlichkeit.

„Vor zwei Jahren habe ich die Kettlebell kennengelernt und trainiere seitdem regelmäßig damit“, erzählte Dr. med. Eva Krause, während sie eine handtaschengroße Kugelhantel, Kettlebell genannt, locker in die Höhe hielt. Zunächst erläuterte die Oberärztin der salvea Reha Krefeld den Begriff „Funktionelles Training“. Diesem Konzept, das sowohl verschiedenste Eigengewichts- als auch Geräteübungen beinhalten kann, liegt immer eine umfassende Analyse und genaue Zielsetzung zugrunde, die auf den Einzelnen individuell zugeschnitten wird. „Ich kann auch im Alltag funktionelles Training gebrauchen. Mehr noch kann der Alltag zum funktionellen Training werden, wenn ich ihn nur entsprechend nutze“, erklärte Krause. Entsprechend beinhalte qualitatives funktionelles Training komplexe Bewegungsabläufe und mehrdimensionale Übungen, in die die Kettlebell gut eingebaut werden könne.

Ursprünglich war die Kugelhantel Ende des 19. Jahrhunderts als Wiegegewicht für den Kampfsport entwickelt worden und wurde im Rahmen der Functional Workout-Welle der vergangenen Jahre wiederentdeckt. Im sogenannten „Hardstyle Kettlebell-Training“, wie es auch Eva Krause anbietet, werden möglichst intensive Trainingsabläufe in kleinen Sätzen durchgeführt; es gilt der Leitsatz „Qualität vor Quantität“. Statt einzelne Muskelgruppen isoliert zu trainieren, spricht jede Übung unterschiedliche Körperbereiche an und stärkt so die funktionale Muskulatur. „Man spricht in diesem Zusammenhang von ‚Go-Muskeln‘ statt ‚Show-Muskeln‘, wie sie zum Beispiel Bodybuilder haben“, erläuterte Krause augenzwinkernd. Individuell könne man so effektiv, aber gelenkschonend, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit trainieren. Deshalb sei funktionales Kettlebelltraining auch besonders gut für den Reha-Sport geeignet. Fazit des ersten Vortragsteils: Ein nachhaltiges Training muss immer den gesamten Körper und die individuelle Verfassung des Menschen einbeziehen – dann können mit Hilfe gezielter Übungen und funktionaler Helfer wie der Kettlebell schnell und anhaltend Erfolge erzielt werden.

Den Gedanken der Nachhaltigkeit griff Maylin Fiederer im zweiten Vortragsteil auf. Die salvea-Beraterin des Betrieblichen Gesundheits-Managements (bgm) widmete sich unter dem Motto „Selbstmanagement: mehr Ressourcen im Alltag schaffen“ einem besonders relevanten Thema unseres modernen Zeitalters: Die sogenannte „Work-Life-Balance“ bereitet mehr und mehr Menschen – allen voran Vollzeit-Berufstätigen – Probleme. Die Welt sei in der Vergangenheit immer komplexer geworden, beschrieb Fiederer. Ständige Erreichbarkeit, Terminstress, veränderte Beziehungsmodelle und höhere Anforderungen im Joballtag machten es uns heute immer schwerer, das eigene Leben zu ordnen. Pflicht und Freude stünden im ständigen Konflikt. „Wir müssen uns selbst organisieren. Dafür gibt es Planer und viele tolle Apps. Aber darum geht es heute nicht“, leitete Fiederer ein. „Es geht um einen ganz anderen Bereich. Ein grundlegendes Thema: Klarheit. Welche Bereiche sind mir wichtig? Wofür möchte ich mir Zeit nehmen?“ Routinen könnten dabei helfen, Aktivitäten, die uns guttun, zu intensivieren oder Hobbys zu pflegen. Voraussetzung dafür sei es, die eigenen Ressourcen zu stärken und Stress zu bekämpfen. Oftmals werde unsere Lebensgestaltung ganz im Sinne des „Work-Life-Balance“-Modells als Waage mit einer Spaß- und einer Stress-Seite dargestellt, die es auszutarieren gelte. Viel treffender für die vielen relevanten Themen, die unseren individuellen Alltag bestimmen, sei allerdings das sogenannte „Mobile-Modell“. Hier bilden die verschiedenen Lebensbereiche ein Netzwerk einander ausgleichender Gewichte, das in der Gesamtheit unsere Lebensgestaltung abbildet. Maylin Fiederer lud die Anwesenden ein, sich das eigene Mobile vor Augen zu führen und der Frage nachzugehen, welche Bereiche einander gut ausgleichen und wo etwas ins Lot gebracht werden müsste. Zu diesem Zweck entführte sie die Gäste zum Ende des Vortrags auf eine kleine Traumreise. Der „Museumsrundgang“ leitete jeden einzelnen durch einen imaginären Ausstellungsraum. „Stellen Sie sich vor, alle Stationen Ihres Lebens, all die Dinge, Menschen und Tätigkeiten, mit denen Sie viel Zeit verbracht haben, füllen das Museum. Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie sehen? Würden Sie die Räume gerne Besuchern zeigen?“, fragte Fiedler, und jeder fand im Stillen seine ganz persönliche Antwort.

Das Leben nachhaltig zu gestalten – Arbeit und Freizeit funktional einzuteilen – führt am Ende zu einem ausgeglichenen Alltagsmobile, ebenso wie ein funktionales Training zu einem gleichmäßig gestärkten Körpernetzwerk aus Muskeln, Knochen und Sehnen führt. Ein Gedanke, den alle Anwesenden in Form einer kleinen Erinnerungskarte mit nach Hause nehmen durften.  _Esther Jansen

Das nächste Netzwerktreffen findet am 26. Mai um 19 Uhr bei VPmed an der Bischofstraße 120, 47809 Krefeld, statt. Weitere Infos unter moveo-expertendialog.de. Bei Interesse an einer Mitgliedschaft im Expertennetzwerk nutzen Sie gerne folgende Kontaktmöglichkeiten: Telefon 0174-2914914 oder info@moveo-expertendialog.de.