Für Frauen ist es völlig selbstverständlich, regelmäßig zum Gynäkologen zu gehen. Bei Männern sieht das unglücklicherweise etwas anders aus. Der Androloge, der „Männerarzt“, der sich anders als der Urologe ausschließlich den Fortpflanzungsorganen widmet, wird nur bei akuten Problemen aufgesucht, etwa bei Erektionsstörungen, unerfülltem Kinderwunsch oder Fehlbildungen – und zwar meist mit ungutem Gefühl. Diese natürliche Hemmschwelle gilt es für uns am Helios St. Josefshospital Uerdingen zu überwinden. Mit großer Expertise und Empathie.

Gerade Erektionsstörungen sind ein schambehaftetes Thema, obwohl sie in Europa weit verbreitet sind. Die Ursachen sind vielseitig: ein kleines Leck in den Blutgefäßen, eine Nervenschädigung, eine Sportverletzung oder auch die Psyche – letztere aber weit weniger oft, als landläufig gedacht. Einigen Betroffenen hilft die Verwendung eines Penisrings oder die Einnahme von Medikamenten. Ist der Auslöser ein Defekt am Blutgefäß, nehmen wir die sogenannte Penisvenenligatur vor, einen kleinen chirurgischen Eingriff.

Das letzte Mittel der Wahl bildet eine Schwellkörperprothese: Dabei wird in beide Schwellkörper jeweils ein hydraulischer Zylinder eingesetzt, der über einen Schlauch mit einem in der Bauchhöhle liegenden Flüssigkeitsreservoir verbunden ist.

Fehlbildungen, etwa im Falle der Induratio penis plastica, einer schubweise verlaufenden Peniserkrankung, die verstärkt zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auftritt, werden ebenfalls in Uerdingen seit vielen Jahren regelmäßig behandelt und erfolgreich operiert.

Eine besonders wichtige, aber auch schöne Aufgabe ist die Betreuung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch. Ihnen bieten wir eine ausführliche, auch genetische Beratung und Unterstützung an. Durch die Kooperation mit IVF-Zentren besteht die Möglichkeit, in einem kleinen operativen Eingriff zeugungsfähige Spermien direkt aus dem Hoden oder Nebenhoden zu entnehmen und so den Kinderwunsch zu erfüllen.

Allen Betroffenen empfehlen wir, frühzeitig das vertrauensvolle Gespräch mit dem Hausarzt oder Urologen zu suchen. Schon allein deshalb, weil Potenzstörungen erste Warnzeichen für gravierende Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Gefäßverkalkungen sein können. Nach Möglichkeit sollte auch der Sexualpartner mitgebracht werden, ganz gleich, ob weiblich, männlich oder divers. Er ist von den Beschwerden ja mindestens genauso stark betroffen und sollte deshalb auch in die Entscheidungsfindung miteingebunden werden. Das hilft meist auch, die Scham vor dem Arzt und dem Gespräch zu überwinden.

Im Bereich der rekonstruktiven urologischen Chirurgie verfügen wir mit Dr. Inga Kunz und Prof. Darko Kröpfl über ausgewiesene Experten, die angeborene Fehlbildungen oder Verletzungen des Penis sowie angeborene oder erworbene Verengungen der Harnröhre im Team versorgen. Auch kleine Patienten sind bei uns in guten Händen: Kinderurologin Gabriele Kammermeier behandelt in ihrer Sprechstunde vor allem Kinder mit Hodenhochstand und Vorhautverengung, aber auch solche, die sich über einen längeren Zeitraum immer wieder einnässen oder unter wiederkehrenden Harnwegsinfektionen leiden.

Bei der Hypospadie, einer komplexen Fehlbildung, ist hingegen Kinderurologin und Transitionsmedizinerin Dr. Inga Kunz erste Ansprechpartnerin. Als Expertin für Kinder- und Erwachsenenmedizin hat sie bei der Auswahl der Therapieempfehlung stets die Langzeitergebnisse im Blick: Probleme, die einen 12-Jährigen noch nicht betreffen, können im Erwachsenenalter nämlich ein anderes Gewicht bekommen.

Jörg Fröhlich
Leitender Oberarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie
Facharzt für Urologie / Andrologie / med. Tumortherapie