Während sich die ersten Krefelder in den Berufsverkehr begeben, füllt der Kaffee-Vollautomat die Luft im Hause Riefers mit dem Duft frisch gemahlener Bohnen. Wer seine olfaktorischen Sinne besonders scharf einstellt, der vernimmt jedoch auch einen süßen Hauch warm aufgeschäumter Mandelmilch, der sich immer wieder in den bitterherben Geruch des koffeinhaltigen Getränks mischt.

Noch bevor sich Freundin Lea und Sohn Theo für das morgendliche Aufwachritual in die Küche gesellen, hat Papa Philip Riefers bereits zwei schwarze Kaffee und den ersten Mandelmilch-„Babycino“ verzehrfertig auf dem Esstisch hergerichtet. „Meistens bleibt es bei Theo nicht bei einem Babycino. Ich muss ihn nach dem zweiten schon mal bremsen“, erklärt Riefers das Genussverhalten seines noch nicht ganz zweijährigen Sohnes. Der süße Geruch des zusätzlichen Getränks ist bei Weitem nicht die einzige Veränderung, den das Paar ihrem Sprössling zu verdanken hat.

Im Oktober 2022 hat die junge Familie des einstigen Eigengewächses des Krefelder EV 1981 ihr neues Häuschen am Rande Krefelds bezogen. Ein entscheidender Grund, aus dem dicht besiedelten Zentrum in ein grüneres Viertel zu ziehen, war der steigende Bewegungsdrang Theos. „Theo ist ein Action-Typ. Klar, er kann sich zwischendurch mal für zehn Minuten mit einem Puzzle beschäftigen, doch dann ist halt wieder Bewegung angesagt und er rennt mit Schlägern und Bällen jeglicher Art durch die Wohnung“, erklärt der auf dem Eis flexibel einsetzbare Verteidiger, der sich mit stolzgeschwellter Brust aus seiner lockeren Sitzposition aufgerichtet hat und mit leuchtenden Augen davon träumt, wie Theos erste Schritte auf dem Eis aussehen könnten: „Wir kommen wohl nicht daran vorbei, ihn irgendwann mal auf Schlittschuhe zu stellen. Er wächst damit auf und liebt es jetzt schon, zuzusehen.“

Ob sein Sohn sich am Ende für Eishockey oder eine andere Sportart entscheide, sei für den 33-Jährigen jedoch nicht wichtig. Theo solle selbst herausfinden, was für ihn der richtige Weg ist. So wie Riefers selbst nach wenigen Stunden in der Laufschule der Krefelder Nachwuchstrainer-Ikone Peter Kaczmarek merkte, dass die Schlittschuhen seine Berufung sind. „Meine Großmutter ist mit mir immer zur Laufschule gefahren. Peter hat bei ihr damals sehr energisch gefordert, dass ich unbedingt dabeibleiben soll.“ Riefers Eltern, Eishockey-interessiert, regelmäßige Gäste der Rheinlandhalle, jedoch selbst nie aktiv, freuten sich damals noch über die Attestierung des sportlichen Talents, ahnten aber wohl selbst nicht, dass ihr Sohn mehr als 25 Jahre später auf eine vorzeigbare Karriere zurückblicken wird. Knapp 700 DEL-Spiele für die Krefeld Pinguine, Kölner Haie, Augsburger Panther, Adler Mannheim, Grizzlys Wolfsburg und Iserlohn Roosters stehen bis dato zu Buche.

Ob noch mehr Spiele in der höchsten Deutschen Eishockeyliga hinzukommen, vermag Riefers zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu prognostizieren. Nachdenklich blickt der großgewachsene Athlet, der einen leicht herausgewachsenen Drei-Tage-Bart trägt, in seine Zukunft als Profi: „Fest steht: Ich bin zu Hause. Und ich möchte zu Hause bleiben. Das perfekte Szenario wäre natürlich, wenn wir in Krefeld unser langfristiges Ziel erreichen und wieder in die DEL aufsteigen. Den Weg möchte ich so lange wie möglich mitgehen und dazu beitragen, meine Karriere bestenfalls hier in Krefeld erfolgreich zu beenden.“

Trotzdem hat der charismatische braunhaarige Mann mit der tiefen, warmen Stimme bereits eine klare Vision von der Karriere nach der Karriere. Dem Eishockey, so vermutet Riefers, werde er immer treu bleiben. Im besten Fall auch weiter mit Eishockeyspielern und Leistungssportlern arbeiten. Seiner Leidenschaft folgt er jedoch mit verstärkt wissenschaftlichem Fokus. Derzeit macht Riefers eine Ausbildung zum Heilpraktiker und möchte so zunächst seinen eigenen Körper besser kennenlernen. Der Drang, zu verstehen, wie man mithilfe gezielter Ernährung und maßgeschneidertem Fitnessprogramm sein körperliches Potenzial ausschöpft, trieb Riefers bereits in seiner Zeit bei den Kölner Haien dazu an, sich mehr und mehr mit der eigenen Anatomie zu beschäftigen. „Ich habe damals die Chance genutzt, enger mit den Athletiktrainern zusammenzuarbeiten als andere Spieler. Sie haben mir viel beigebracht und sich darüber gefreut, dass ich mich so sehr damit beschäftigt habe. Bis heute stehe ich mit vielen von ihnen in Kontakt und erstelle gemeinsam Trainingspläne, die auf mich abgestimmt sind.“

Neben dem Trainingsplan nimmt Riefers auch seine Ernährung in die eigene Hand und greift daher gerne selbst zum Kochlöffel. Zum perfekten Dinner gehören für den Hobbykoch gegrilltes Gemüse und eine gesunde Proteinbeilage – schul- und lehrbuchmäßig. Aber auch der Ausgleich dürfe nicht zu kurz kommen: „Cheat-Days machen wir drei meistens zusammen. Dann gehen wir beispielsweise in die Eisdiele oder lassen es uns einfach mal auf der Couch gut gehen.“ Dann sei es auch gut möglich, dass sich der Duft warmer Mandelmilch nochmals in der Wohnung verteilt und für den jüngsten „Riefi“ ein dritter Babycino auf dem Speiseplan steht.