Von den Stahlträgern der Hallendecke des Eisstadions an der Filder Straße in Moers tropft es herunter. Kleine Wassertropfen durchschneiden die feuchte Luft und die dünne Nebelwolke, die sich über dem Eis gebildet hat, bevor sie in regelmäßigen Abständen auf die immer gleichen Stellen fallen. Mit holprigen Gehversuchen, aber hochkonzentriert, macht ein kleiner blonder, blauäugiger Junge in der Laufschule des GSC Moers mit einem viel zu großen Helm, der ihm immer wieder vor die Augen rutscht, seine ersten Schritte auf den scharfkantigen Kufen unter seinen Schlittschuhen. Im Slalom umkurvt er die ungefähr golfball-großen Huckel, die bis zur Jahrtausendwende ein bekanntes Ärgernis bei Eismeistern und Spielern gleichermaßen waren.

Zwei Jahre später findet sich der gleiche Junge, der inzwischen deutlich sicherer auf den Schlittschuhen steht, in der Laufschule der Krefelder Trainer-Ikonen Peter Kaczmarek und Peter Brux in der Rheinlandhalle in Krefeld wieder. Es ist der Beginn einer Karriere, die den heute 25-Jährigen auf eine internationale Rundreise mit Start und Endpunkt in der Seidenstadt führte. „Die Erinnerungen an meine ersten Einheiten auf dem Eis sind leider verschwommen,“ stellt Erik Buschmann, Verteidiger der Krefeld Pinguine, heute fest. An seinem angestrengten Blick erkennt man, dass er nach konkreten Ereignissen aus dieser Zeit sucht. „Besser kann ich mich daran erinnern, mit wem ich gespielt habe. Jungs wie Kuhne (Philipp Kuhnekath), Eschi (Tobias Esch) aus der Geschäftsstelle, Tom und Mike Schmitz, Jan Theuerkauf und viele mehr. Das änderte sich mit den Jahrgängen. Mal war man der jüngere, mal war man der ältere.“

Mit einem Spieler verbindet „Buschi“, wie Buschmann von vielen Mitspielern genannt wird, jedoch eine besondere Auslandserfahrung: Nach seiner Schul- und DNL-Zeit verbrachten er und KEV 81-Mitspieler Thore Weyrauch, der inzwischen in der Oberliga für die Halle Saale Bulls unterwegs ist, die Saison 2017/18 in den Vereinigten Staaten bei den Superior RoughRiders in der WSHL. „Das war eine coole Zeit und eine tolle Erfahrung. Wir waren das erste Mal allein unterwegs und haben Selbstständigkeit gelernt“, meint Buschmann zurückblickend. Auch sportlich habe er von der Zeit im Ausland profitiert: „Das Eishockey in den Staaten ist ganz anders. Ich denke, der andere Blick auf den Sport hat mir definitiv geholfen.“

Der Traum von Nordamerika stand für Buschmann jedoch auf der Kippe. Zum Ende der Vorsaison war ein Try-Out noch gescheitert. Erst im zweiten Anlauf, über einen Agenten, kamen die beiden damaligen Pinguine zur Übersee-Gelegenheit, die bis zu dieser Saison auch den letzten Auftritt im Trikot der Pinguine bedeutete. Missen will Buschmann seine Juniorenzeit nicht: „Es ist im Nachhinein immer blöd, Sachen zu bereuen. Klar hätte man an der einen oder anderen Stelle noch ein, zwei Prozentpunkte mehr rausholen können, aber ich bin alles in allem zufrieden und würde nicht viel verändern wollen.“

Einen Grund dazu hätte der 1,85 Meter große Linksschütze auch nicht. So hat Buschmann neben mehreren Jahren DEL-Erfahrung bereits zwei Spiele mit der Senioren-Nationalmannschaft zu Buche stehen und blickt bei der U18 auf eine Silbermedaille in der Division 1 zurück. „Das war immer ein Highlight der Saison, wenn man einen Anruf vom Nationaltrainer bekam und nominiert wurde. Das erfüllt mich bis heute mit Freude und Stolz.“

Nach einer Spielzeit in den Staaten kehrten er und Weyrauch nach Deutschland zurück. Ihre Wege trennten sich, die Freundschaft blieb bestehen. Während Weyrauch bei den Hannover Indians landete, heuerte Buschmann ebenfalls in der Oberliga in Duisburg an und fand sich dort gut zurecht. So gut, dass die Iserlohn Roosters den bodenständigen Blondschopf für ganze vier Spielzeiten in den festen DEL-Kader aufnahmen. „Zum Pendeln war das immer ein Stück. Daher habe ich in Iserlohn gewohnt. Zur Familie war es aber nicht allzu weit. Ich habe also immer noch eine gute Verbindung nach Hause gehabt.“ Zurück in Krefeld sei der Kontakt trotzdem einfacher. Zudem bietet seine Wohnung in der Nähe des Stadtwalds gute Möglichkeiten, um schnell dem Alltag zu entfliehen. „Ich kann in Ruhe spazierengehen oder mich an den See in der Nähe setzen, wenn ich eine Auszeit brauche. Auch ein Treffen mit Teamkollegen oder Freunden hier in der Stadt ist schnell arrangiert.“

Eine Auszeit, die Buschmann nicht nur vom Eishockey benötigt. Derzeit arbeitet der Wirtschaftsingenieur-Student in Krefeld neben dem Eishockey an seinem Bachelor. „Für mich ist es wichtig, auch neben dem Eis etwas zu lernen, um was in der Hinterhand zu haben. Der Studiengang lässt sich gut mit meinem Sport verbinden“, erklärt Buschmann, der einen langen Sommer hinter sich hat.

Der gebürtige Moerser hatte in Iserlohn mit seinem Ex-Club die Playoffs verpasst und war nach Ende der Hauptrunde in der DEL im März nur noch sporadisch auf dem Eis. „Ich freue mich, wenn es wieder losgeht. Beim Sommertraining konnte ich bisher schon einige meiner neuen und alten Mitspieler treffen, das erste Eistraining in der YAYLA Arena wird jedoch noch mal etwas anderes sein.“ Das Ziel des 150-fachen DEL-Verteidigers ist klar. Es sollen mehr DEL-Spiele hinzukommen. Dazu müssen die Pinguine jedoch den Aufstieg aus der DEL2 schaffen. Ein Weg, der bekanntermaßen viele Kurven und Hürden aufweist – wohl dem, der seine ersten Schritte auf dem Eis bereits im Slalom gemeistert hat.