Vor zehn Jahren ernannte die UN den 20. März zum Weltglückstag, um daran zu erinnern, dass Glück mehr bedeutet als materiellen Wohlstand. Nicht zufällig wurde dieser Tag auf Vorschlag des asiatischen Königreichs Bhutan ins Leben gerufen, das bereits in den 1970er-Jahren die Idee eines „Bruttonationalglücks“ entwickelt hatte, eine Balance zwischen materiellem und emotionalem Wohlbefinden. Doch mit dem Staatsziel „Glück“ steht Bhutan nicht allein auf der Welt: Schon in die amerikanischen Verfassung von 1776 wurde ein Menschenrecht auf das „Streben nach Glück“ (the pursuit of happiness) aufgenommen.

Ein gut gefülltes Bankkonto ist keine Garantie für ein glückliches Leben

Glück wird – nicht nur bei uns – gern mit plötzlichem Reichtum durch Lottogewinn oder Erbschaft in Verbindung gebracht: Glücklich ist, wer die schicke Villa und den teuren Sportwagen sein Eigen nennt und dazu mit einem Supermodel verheiratet ist. Und selbstverständlich besteht ein Zusammenhang zwischen materiellem Wohlstand und Glück oder zumindest Zufriedenheit. Wer unter extremer Armut leidet, den machen ein paar Euro mehr im Portemonnaie sehr wohl glücklicher. Generell ist ein gut gefülltes Bankkonto aber keine Garantie für ein glückliches Leben. Das kann Dr. Jan Dreher, Chefarzt der Psychiatrischen Fachklinik Königshof, bestätigen. Er weiß aus seinem Berufsalltag, dass auch reiche Menschen an einer Depression erkranken, wenn ihnen ein sinnvoller Lebensinhalt fehlt. Die meisten Menschen brauchen eine Aufgabe und das Eingebundensein in eine soziale Struktur. „Nur in seiner Villa zu sitzen und Champagner zu trinken, macht auf jeden Fall nicht glücklich“, weiß der Mediziner.

Es hilft, sich seinen Problemen zu stellen

Viele Patientinnen und Patienten des Krefelder Psychiaters leiden an einem Mangel an menschlichen Beziehungen. Psychische Krankheiten, wie Depressionen, Psychosen oder Suchtverhalten führen oft dazu, dass die Betroffenen aus dem Alltag fallen und nicht mehr am normalen Leben teilnehmen können, was wiederum die psychische Erkrankung verstärkt. Daher ist es wichtig, diesen Teufelskreis an einem Punkt zu durchbrechen. „Wenn zu uns ein Mensch kommt, der aufgrund einer Suchterkrankung Wohnung, Familie und Arbeit verloren hat, dann geben wir ihm zunächst Zeit, wieder zu sich zu kommen, fordern ihn aber zu ‚radikaler Akzeptanz‘ seiner Situation auf, sobald das möglich ist“, nennt Dreher ein Beispiel. Aus so einem Loch kommt man nämlich nur raus, wenn man sich seinen Problemen stellt und Schritt für Schritt zu handeln beginnt. Dabei kann auch eine Beantragung von Hartz IV oder die Annahme eines Mini-Jobs einen Patienten vorwärts bringen. Denn so erfährt er, dass es möglich ist, selbst etwas zu schaffen.“

 

Auch beim Glück kommt es auf das richtige Maß an

Auf der anderen Seite kommen in die Klinik Königshof auch Menschen, die eher unter einem Zuviel an Aktivität leiden, die sich immer mehr Pflichten und Aufgaben aufladen, bis sie in einen Burnout geraten. Diesen Menschen empfiehlt Dreher, sich mehr Ruhe zu gönnen. Denn auch fortgesetzte Spitzenleistungen sind kein Weg zu einem glücklichen Leben – schon gar nicht, wenn man die Leistungen vor allem erbringt, um von anderen anerkannt zu werden. „Wie in vielen Bereichen, kommt es auch beim Glück auf das richtige Maß an“, ist der Chefarzt überzeugt: „Zumindest für Zufriedenheit kann man aktiv etwas tun – indem man sich eine stabile Lebenssituation – zum Beispiel in Bezug auf Wohnung, Arbeit und Beziehungen – schafft, und stimulierende Reize wie Alkohol, Sex oder Essen maßvoll genießt.“ Euphorische Glücksgefühle kann man so vielleicht nicht herbeiführen, aber immerhin das Gegenteil, extreme Unglücksgefühle, vermeiden.

‚‚High Sensation Seeker‘‘ – die Lust an den Extremen

Wie wir alle wissen, gibt es aber auch Menschen, die schon mit dem „normalen“ Leben absolut überfordert sind. Sie sind mit einem Nine-to-Five-Job kreuzunglücklich und streben nach stärkeren Reizen, um sich lebendig zu fühlen. Sie trainieren dann für den Ironman, fahren mit dem Segelboot über den Atlantik oder besteigen den Mount Everest. Wissenschaftler sprechen hier vom Persönlichkeitstyp „High Sensation Seeker“, der in Extremsituationen weniger Stresshormone erzeugt als die meisten Menschen und diesen „Thrill“ gerade als angenehm empfindet. „Es gibt aber auch Patienten, die krankheitsbedingt überaktiv sind, deren Gedankengang zu schnell und teilweise ungeordnet ist, die kaum schlafen und sich in tausende Projekte verwickeln. Subjektiv fühlen sich diese Patienten euphorisch, von außen betrachtet wirken sie in dieser Krankheitsphase aber eher getrieben, rastlos, oft gereizt und eindeutig nicht gesund. Oft wird in solchen Phasen auch Schaden verursacht, zum Beispiel durch sinnlose Geldausgaben oder riskantes Verhalten. Diese Patienten kommen oft auf dringenden Wunsch ihrer Angehörigen zu uns, die ihr Verhalten nicht mehr ertragen können“, berichtet der Psychiater.

Glück ist etwas Individuelles

Maßhalten, sich Pausen gönnen, Beziehungen pflegen, mit seiner Kraft haushalten, sich ab und zu etwas Gutes tun. Es gibt viele sinnvolle Ansätze für ein zufriedenes – und vielleicht sogar glückliches – Leben. Letztlich ist Glück aber etwas Individuelles, für das es kein Patentrezept gibt. Was den einen begeistert, lässt den anderen kalt. Was die eine euphorisch macht, versetzt die andere in Panik. Von daher führen allgemeine Ratschläge schnell in die Irre. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg finden. Und wenn man das Gefühl hat, sich auf diesem Weg verirrt zu haben, spricht man am besten mit einem anderen Menschen darüber – mit dem Partner, der besten Freundin oder man holt sich, wenn nötig, professionelle Hilfe, wie man sie in der Klinik Königshof findet. 

Klinik Königshof
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