Wir befinden uns zwischen Karneval und Ostern und damit mitten in der Fastenzeit. Haben Sie auch schon mal gefastet? Stehen Sie dem Fasten eher positiv gegenüber? Oder überwiegen negative Gefühle, weil sie das Fasten mit Verzicht und Religion in Verbindung bringen?

Seit einigen Jahren liegt das Fasten voll im Trend, man denke nur an die Kohlsuppendiät, die Saftdiät, an den trockenen, alkoholfreien Januar, das Medienfasten, bei dem man auf Handy und Internet verzichtet, oder die wahrscheinlich populärste Variante, das Intervallfasten. Dass sich auch die Wissenschaft für diese steigende Popularität interessiert, belegen immer mehr Untersuchungen und Studien, die die positiven Effekte des Fastens bestätigen. Aber warum ist das Fasten überhaupt so wirkungsvoll?

Beim Fasten startet die so genannte Autophagie. Das bedeutet, dass sich Körperzellen selbst verstoffwechseln, weil ihnen nichts anderes vorliegt. Bei diesem Großreinemachen werden Abbauprodukte und fehlerhafte Zellanteile entsorgt und neue Kapazitäten freigelegt. Üblicherweise sind unsere Zellen durch die Dauerzufuhr von weißmehllastiger, industriell bearbeiteter Ernährung überbelastet und kommen aus dem Stoffwechseln gar nicht mehr heraus. Das hat die Folge, dass Abfallprodukte, Gifte und Schlacken nicht mehr abgebaut, sondern nur zwischengelagert werden. Das schlägt sich dann in den gefürchteten Reiterhosen bei den Damen und dem Wohlstandsbauch bei den Herren nieder, unseren Sondermülldeponien.

Aber müssen wir denn eigentlich permanent essen? Schauen wir in die Natur, ist die Antwort eindeutig. Das Raubtier, das seine Beute erlegt hat, frisst sich daran satt und fastet danach eine Zeit lang. Auch ein erkranktes Reh zieht sich zurück und fastet, damit sich sein Organismus ausschließlich auf die Heilung konzentrieren kann. Im Plan der Natur ist permanentes Essen nicht vorgesehen. Auch erste Untersuchungen im Bereich der Krebstherapie legen nahe, dass die Wirksamkeit der Chemotherapie durch Fasten möglicherweise gesteigert werden kann. Es scheint logisch: Die Chemotherapie zielt darauf ab, im Stoffwechsel überaktive Tumorzellen anzugreifen. Wenn aber alle Körperzellen permanent stoffwechselaktiv sind, werden die schädlichen Zellen nicht richtig erkannt. Gezieltes Fasten – natürlich ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle – sorgt also dafür, dass die Chemotherapie viel zielgenauer angreifen kann. Hier gilt es aber, weitere Forschungsergebnisse abzuwarten.

Wenn ich aus eigener Erfahrung berichten darf: Fasten fühlt sich einfach gut an! Das Gefühl, aufgebläht zu sein, verschwindet ebenso wie das ständige Völlegefühl, der Körper wird beweglicher und leichter, das Hautbild verbessert sich deutlich. Und es ist gar nicht so schwierig, zu verzichten: Ich esse zwischen 12 und 19 Uhr und faste dann zwischen 19 und 12 Uhr. Frühaufsteher können sich den Tag auch anders einteilen und etwa zwischen 7 und 15 Uhr essen. Je nachdem, was leichter fällt. In der Intervall-Fastenzeit trinke ich nur Wasser, Kaffee oder Tee. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel man durch Weglassen gewinnen kann. Probieren Sie es doch mal aus! Ich wünsche Ihnen eine frohe Fastenzeit!

Ihr Wojtek Honnefelder