„Du bist, was du isst.“ Diese Redensart sollte tatsächlich nicht nur als Kampfansage wütender Vegetarier an die Adresse der Fleischesser verstanden werden. Das jedenfalls legt eine neue Studie der University of Buffalo nahe. Wissenschaftler konnten erstmals nachweisen, dass sich eine höhere Aufnahme von zucker- und kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln bei Frauen nach der Menopause negativ auf deren orales Mikrobiom auswirkt. Die Untersuchung stellte einen direkten Zusammenhang zwischen Kohlenhydraten, glykämischer Last, Saccharose und Streptococcus mutans her: einem der Faktoren, der sowohl Karies als auch diverse Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Vereinfacht gesagt: Wer viel Zucker zu sich nimmt, fördert die Entwicklung von schädlichen Bakterien in der Mundflora und erhöht damit sein Karies- und Parodontitisrisiko, vor allem mit zunehmendem Alter. Die Frage, die sich unweigerlich stellt: Wenn das Gleichgewicht schon am „Eingang“ zu unserem Organismus aus der Balance geraten ist, wie setzt sich das entlang unseres Verdauungstraktes und des Blutkreislaufs fort?

Wir wissen zum Beispiel aus der Ernährungswissenschaft, welchen Einfluss die Zusammensetzung der Darmflora auf unseren Stoffwechsel nimmt. Wir „züchten“ die Bakterien, die für unsere Verdauung mitverantwortlich sind, nämlich selbst. Fördern wir durch unsere Ernährung die Entwicklung „böser Bakterien“, gewinnen diese die Kontrolle über unseren Stoffwechsel. Aus der Nahrung, die wir zu uns nehmen, ziehen sie sich immer genau die Nährstoffe heraus, die sie für ihr schädliches Werk brauchen. Wer jahrelang zuckerhaltige Nahrung zu sich genommen hat, wird auch nach einer Nahrungsumstellung zunächst keinen positiven Effekt bemerken, da seine Darmflora mit dem, was er sich zuführt, schlicht nichts mehr anzufangen weiß. Auch die vermeintlich gesunde Ernährung spielt dann den „bösen Bakterien“ in die Karten.

Ich möchte ungern spekulieren, aber ich vermute, dass weitere Studien meinen Verdacht bestätigen werden: Ein schlechtes Mikrobiom im Mund fördert die Entstehung von Karies und Parodontitis, aber das ist nur der erste Schritt. Mit dem, was wir essen, bestimmen wir ganz wesentlich, ob unser Organismus floriert, die Arbeit einstellt oder sich zur Wehr setzt. Aber eine ganz neue Erkenntnis ist das ja nicht: Es ist besser, sich fettarm mit mediterraner Kost als von Pommes, Kotelett und Zuckergebäck zu ernähren. Und zwar nicht nur für die Figur, sondern für das gesamte Befinden.

Ihr Wojtek Honnefelder