Im aufrechten Gang zeigt sich das Wesen des Menschen. Doch mit unserer Gehfähigkeit beschäftigen wir uns oft erst dann, wenn wir aus der Balance geraten. Anspannung, Erschöpfung, Gelenkbeschwerden, Muskelprobleme und viele weitere körperliche Dysfunktionen lassen sich daraus ablesen. Durch Ärzte und Therapeuten wird dieser Zusammenhang schon lange genutzt, um per Ganganalyse Beschwerden zu erkennen und Therapieerfolge zu dokumentieren. Bisher konnten Therapeuten nur eine optische, subjektive Bewertung der Situation vornehmen. Mit SmartVia Assessments kommt nun ein assistives System zur Bewegungsanalyse auf den Markt, das durch die Messung objektiver Daten zur Therapie-Optimierung beitragen soll.

Der aufrechte Gang ist ein komplexes Zusammenspiel von Gelenken, Muskeln, Sehnen und Nervenbahnen. Ist diese Interaktion nur leicht gestört, können die verschiedensten Erkrankungen und Beschwerden auftreten. Wie gesund ein Mensch ist, zeigt sich also in seiner Bewegungsdynamik. Ist er orthopädisch oder geriatrisch erkrankt, helfen Assessmentverfahren, Aufschluss über den gesundheitlichen Zustand des Patienten zu erlangen. Das High-Tech-Unternehmen Humotion hat in Kooperation mit salvea „SmartVia Assessments“ entwickelt, ein digitales System, das in Form eines kleinen Sensors, den man durch einen Hüftgurt am unteren Rücken befestigt, umfangreiche Daten zur Ganganalyse sammelt. Per USB-Schnittstelle können die Aufzeichnungen des Sensors ausgelesen werden. Die simple Anwendung kann von Therapeuten und Ärzten problemlos in die Behandlungsabläufe integriert und vom Patienten ganz natürlich getragen werden. „Uns war es wichtig, ein System zu entwickeln, das in der Praxis, in Therapieprozessen, einsetzbar ist und nicht nur in Laboren oder Universitäten“, erklärt Christina Rosenmöller von Humotion. „Der Gurt ist einfach anzulegen und stellt für den Patienten keine Änderung in seiner Bewegungsdynamik dar“, ergänzt Jan Gröppel, Physiotherapeut und Mitarbeiter des Bereichs Innovation und Digitalisierung bei salvea. In der Tat ist das Anlegen des Hüftgurtes mit einem Klettverschluss ein Kinderspiel. Auch das Auf- und Ablaufen fühlt sich durch den Gurt, der mit einem kleinen Sensor versehen ist, nicht unnatürlich an. 

Der entscheidende Unterschied für Patient und Physiotherapeut oder Arzt liegt in den Daten, die der Sensor während des Ganges fleißig sammelt: Symmetrie, Regularität und die Harmonie der Bewegungen, Schrittanzahl, -länge und -geschwindigkeit sowie die Beckendynamik werden gemessen und durch die subjektiven Beobachtungen des Therapeuten in einer App ergänzt. „Mit SmartVia Asessments ist es uns gelungen, eine textilintegrierte Sensorik zu entwickeln, die die Bewegung des Patienten ganzheitlich erfasst“, so Julia Drobny von Humotion. Der Sensor wird mittels  USB-Schnittstelle einfach mit einem Tablet oder  Laptop verbunden. Nach einer auf Algorithmen basierenden Datenanalyse, die nur wenige Minuten dauert, steht dem Physiotherapeuten der Ganganalyse-Bericht zur Verfügung. So kann er Hinweise auf Erkrankungen oder Verletzungen erhalten und den Fortschritt der Behandlung beurteilen. Über eine App sind die Daten für alle im Prozess Beteiligten jederzeit einsehbar. Kollegen müssen sich also nicht immer neu eindenken, sondern können auf einen Blick den Verlauf der Behandlung einsehen.

Auch für den Patienten liegen die Vorteile von SmartVia Assessments auf der Hand: Das mobile Gerät kann überall unabhängig eingesetzt werden, die Ergebnisse liegen schnell vor und ermöglichen einen visuellen Eindruck von dem Gangbild. Denn die App ist nicht nur in der Lage, Daten zu sammeln und tabellarisch auszuwerten, sondern errechnet aus ihnen auch ein grafisches Beckendiagramm. Der Patient erfährt so nicht nur, was ihm fehlt, sondern auch, warum welche Übungen effektiv zur Genesung beitragen. Die sichtbaren Erfolge im Laufe der Therapie stärken dann zusätzlich die Motivation auf dem Weg zum Behandlungsziel.

Neben der mobilen Version von SmartVia Assessments, die aus einem mit Sensoren ausgestatteten Gurt und einer App besteht, gibt es inzwischen auch eine Steele, in die ein Tablet integriert ist. So können sich Therapeut und Patient unmittelbar nach der Messung gemeinsam die Daten anschauen und über Mängel und Ergebnisse sprechen. Perspektivisch ist neben der Verwendung von SmartVia Assessments in Arztpraxen oder Gesundheitszentren wie salvea auch die eigenständige Nutzung durch den Patienten, in Rehazentren und Sportstätten, denkbar. Wenn dort ein höheres Bewusstsein für die Einzigartigkeit und Bedeutung des menschlichen Ganges gefördert wird, steigt auch der Wunsch nach einer sich in Balance befindlichen Bewegungsdynamik, und neue Trainingsanreize werden geschaffen. Auf diesem Wege könnten nicht nur Verletzungen schonend und effizient behandelt, sondern viele Beschwerden prophylaktisch verhindert werden. 

SmartVia Assessments: ein Kooperationsprojekt
Während salvea das therapeutische Know-how liefert, ist die  Humotion GmbH aus Münster, spezialisiert auf die automatisierte Bewegungsanalyse, für die technische Umsetzung verantwortlich. Die Zulassung von SmartVia Assessments als medizinisches Produkt ist seit wenigen Wochen abgeschlossen, so dass das Tool inzwischen im Rahmen des Therapieprogramms von salvea eingesetzt wird. Darüber hinaus zeigen auch weitere Therapiezentren und Ärzte bereits Interesse an SmartVia Assessments.