Jeder kennt ihn, den inneren Schweinehund. Keine Lust hier, keine Zeit da, am einen Tag zu müde, am nächsten steht schon eine Verabredung fest und am Wochenende will man doch endlich mal wieder entspannen. Dabei ist regelmäßiges Trainieren, nicht zuletzt aufgrund des riesigen Angebots an Studios, Kursen und Privattrainern in jeder Stadt, doch eigentlich ganz einfach. Ich bin zwar ein bewegungsfreudiger Mensch, erliege aber dennoch selbst häufig der Erschöpfung nach einem langen Arbeitstag vor dem PC. Deshalb habe ich versucht, die Hürde noch etwas herunterzuschrauben und recherchiert, wie unkonventionelle Apps mir und unseren Lesern dabei helfen können, das selbstbestimmte Training zu Hause langfristig durchzuhalten.

Die Spaßlösung: Fitness-Pets
Menschen, die sich kleine Ziele stecken möchten und Spaß an tierischer Motivation haben, wird Fitness-Pets sicher gut gefallen. Der Nutzer sucht sich zu Beginn eine Art Tamagotchi aus, das je nach persönlichem Fitnessziel ein Hund, Alpaca, Hase, Löwe oder Biber sein kann. In meinem Fall wurde es der Hund – ein kleiner Mops, der nur wenig Auslauf braucht. Zu Beginn des Trainings ist er noch ein Welpe und wächst mit der zurückgelegten Schrittzahl. Fitness-Pets sorgt für ein Grundpensum an Bewegung. Täglich soll ein Minimum von 4.000 bis 8.000 Schritten erreicht werden, damit sich das virtuelle Haustier wohlfühlt. Außerdem möchte es morgens und abends Aufmerksamkeit in Form von Fütterung, Bad und Streicheleinheiten. Wer bis zu einer bestimmten Uhrzeit noch nicht die Mindestschrittzahl erreicht hat, wird von seinem tierischen Motivator daran erinnert – wer mehr läuft, wird gelobt. Insgesamt ein schönes Tool für alle Büro-Arbeitsbienen, die neben dem stressigen Berufsalltag ein Mindestes für ihren Körper tun möchten.
Vorteile: Leicht erreichbare Ziele, sehr genaue Schrittmessung, einfach zu bedienen, kostenlos
Nachteile: man benötigt die Google Health-App, um Fitness-Pets nutzen zu können, lediglich Schrittmessfunktion, ohne Steigerungsmöglichkeiten

Die motivierende Frauen-App: WeBurn 
Bikini-Figur in sieben Minuten? Aber gerne! Als ich das Konzept von WeBurn durchlas, war ich sofort Feuer und Flamme. Die speziell für Frauen konzipierte Trainingsapp bietet der Nutzerin eine kleine Auswahl siebenminütiger High Intensity Intervall Trainingseinheiten (HIIT), die je nach Ziel und Fitnesslevel angepasst werden können. Vor und nach dem Workout kann die Nutzerin Angaben darüber machen, ob das Training zu schwer, zu leicht oder perfekt auf ihr persönliches Level abgestimmt war. Zudem bietet WeBurn eine eingebaute Erinnerungsfunktion, die freundlich aber bestimmt auf die anstehende Workout-Einheit hinweist. Diese ist nicht nur tatsächlich effektiv, sondern auch abwechslungsreich und sehr kurzweilig, sodass der innere Schweinehund keine Chance mehr hat, sich gegen die Bewegung zu sträuben. Die korrekte Ausführung der Übungen zeigt die App in Form eines Videoclips, der einige Sekunden vor dem Ausführungsintervall und währenddessen läuft. Leider sind die kostenlosen Workouts stark limitiert. Wer bezahlt, erhält allerdings für wenig Geld ein sehr großes Angebot. Ich für meinen Teil habe viel Spaß an WeBurn und nutze die App an arbeitsintensiven Tagen, um in kurzer Zeit möglichst effizient zu trainieren.
Vorteile: Kurzweilig, leicht verständlich, effektiv
Nachteile:  kostenlose Version ist sehr limitiert

Die Unkonventionelle: Zombies, Run! – Unser Favorit
Ich habe – nachdem ich lange überhaupt keine Freude am Joggen hatte – beschlossen, es wieder einmal zu versuchen. Diesmal mit etwas digitaler Unterstützung. Die App Zombies Run! ist leicht bedienbar, vielseitig, motivierend und mit anderen Apps koppelbar. Der Nutzer wird mit dem ersten Lauf Protagonist in einer englischsprachigen Hörspielserie. Das Geschehen spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der ein Großteil der Menschheit mit einem Zombie-Virus infiziert wurde und normales Leben nicht mehr möglich ist. Die wenigen gesunden Menschen haben sich in verschiedenen Bastionen verschanzt und sind für ihr Überleben auf sogenannte „Runners“ angewiesen, Läufer, die Güter oder Informationen aus verlassenen Städten beschaffen. Zu Beginn jeden Laufs erhält der Nutzer einen kurzen Rückblick auf das bisher Geschehene. Das Storytelling erfolgt hauptsächlich über andere Menschen, die mit dem Läufer sprechen, von sich, ihren Erfahrungen und Sorgen berichten und dem Nutzer Aufträge erteilen. Jede Mission kann vorher an die persönliche Tagesverfassung angepasst werden, was die Strecke oder die Dauer des Laufs angeht. Außerdem kann der Nutzer selbst entscheiden, ob er Zeitläufe auf der Flucht vor angreifenden Zombies absolvieren möchte. Während der Sprechpausen spielt das Handy auf Wunsch Musik von einer verbundenen App ab. Abgesehen davon, dass die Story von Zombies Run! spannend ist und dem Nutzer Lust auf dasnächste Mal macht, sorgen Geräusche wie unheimliches Zombiegurgeln dafür, dass zwischenzeitlich automatisch mehr Tempo eingelegt wird. Wer die Bezahlversion erwirbt, erhält Zugriff auf viele weitere Individualisierungsoptionen und mehrere dutzend Folgen. Großer Nachteil der kostenlosen Version: Es gibt nur sechs frei zugängliche Folgen – und die Werbung ist recht penetrant. Diese hat mich allerdings nicht genug gestört, um meiner neugewonnenen Lust am Laufen Abbruch zu tun. 
Vorteile: Fesselnd und motivierend, recht einfach zu bedienen, Musik aus externen Quellen einspielbar, viele Individualisierungsmöglichkeiten
Nachteile: viel Werbung, nur auf Englisch erhältlich

 Auch, wenn ich das Mobiltelefon gerne mal aus der Hand lege, hat mich der Apptest weit mehr begeistert, als ich vorher erwartet habe. Gerade, um die Anfangsbegeisterung aufrecht zu halten, sind leicht bedienbare und unkonventionelle Apps hilfreich, die den Nutzer da abholen, wo er gerade steht und eine wirklich attraktive Alternative zum Dasein als Couch Potato bieten. Viel Spaß beim Bewegen!