Unglücklich, einsam oder gehemmt. Ich begegne häufig Menschen, die mit ihrem Leben, mit sich und ihrem Verhalten unzufrieden sind. Darauf angesprochen, höre ich oft: „Ich bin halt so“. Warum glauben wir, dass wir sind, wie wir sind und warum nehmen wir so oft an, dass genau dieser Zustand eben „nicht zu ändern“ und „normal“ sei? Als wären negative Verhaltensweisen ein festgelegter, natürlicher Zustand und Glück, Zufriedenheit und positive Veränderungen eine erzwungene, unnatürliche Erscheinungsform. Es gibt solche, die ihr Seelenleben nicht hinterfragen. Jene, die leider „gelernt“ haben, sich nicht wichtig zu nehmen. Aber es gibt auch diejenigen, die genau wissen, dass da etwas in ihnen schlummert, etwas, das gärt und mal bewusst, aber viel öfter unbewusst, dass Leben beeinflusst, es sogar ganz oft in falsche Bahnen lenkt. Sich damit nicht auseinandersetzen zu wollen, ist eine nur zu verständliche Reaktion.
Schmerzhaftes liegt nicht umsonst ganz tief in den Castorbehältern unserer Verdrängungsmaschinerie begraben. Traumata haben uns einmal tiefes Leid zugeführt. Warum soll man sie wieder zutage fördern, sich der Gefahr aussetzen, dieses Leid noch einmal zu durchleben? Die Antwort ist: Weil es sich lohnt! Die Castorbehälter sind nämlich leider nicht vollständig versiegelt. Immer wieder sickert das verdrängt geglaubte Trauma in unser Unterbewusstsein ein und steuert unser Leben. Das Unterbewusstsein ist wie ein riesiges U-Boot, das für uns unsichtbar unterhalb der Wasseroberfläche in eine Richtung fährt, während unser Bewusstsein auf der Wasseroberfläche in einem Paddelboot sitzt und vergeblich versucht, in die andere Richtung zu rudern. Ja, Traumata aufzuarbeiten, ist anstrengend und ja: am Anfang wird es vermutlich schlimmer. Aber: danach wird es besser, viel, viel besser! Sie können aus Ihrer Haut – das verspreche ich Ihnen!
Ihre Anja Funkel