Rund  30 Millionen Deutsche leiden unter erhöhtem Blutdruck, viele davon unwissentlich. Bei permanenter Hypertonie ist unser Herz gezwungen, pausenlos auf Hochtouren zu arbeiten. Und das geht auf Dauer nicht  gut: Wer diesem Zustand nicht entgegenwirkt, begibt sich in Lebensgefahr.  

Rund 70 Mal in der Minute zieht sich der Herzmuskel zusammen, um auch die kleinsten Arterien in unserem Körper mit Blut zu versorgen. Aus dem Widerstand der Gefäße und der Pumpleistung des Herzens ergibt sich der messbare Blutdruck. Werden die Gefäße enger, muss das Herz immer kräftiger schlagen. Der Herzmuskel ist damit dauerhaft überlastet und versteift. Speziell die linke Herzklappe, die dafür sorgt, dass das Blut aus der Schlagader nicht wieder ins Herz zurückläuft, leidet unter dem erhöhten Druck. Im schlimmsten Fall dichtet sie nicht mehr richtig ab, die Kammer wird „überflutet“ und leiert aus. Dazu kommen Schädigungen an den Herzkranzgefäßen, die das Herz normalerweise mit ausreichend Energie und Sauerstoff versorgen. Wenn sie versagen, droht ein Infarkt. Neben starkem Rauchen können auch altersbedingte Abnutzung, Übergewicht, Stress und schlechte Essgewohnheiten zu Bluthochdruck führen: Mit der Zeit verengen und versteifen die Gefäße, sei es durch Ablagerungen oder mangelndes „Training“. Stress wiederum hält das Herz dauerhaft auf Trab, sodass der Blutdruck selbst im Schlaf nicht mehr absinkt. Unser Pumpmotor kann die negativen Faktoren eine Zeit lang kompensieren, indem er permanent auf Hochtouren arbeitet, doch ohne Behandlung droht ein „Motorschaden“. Von allen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems hat Bluthochdruck mittlerweile den höchsten Risikofaktor. Das liegt auch an einem oft zu lockeren Umgang mit der Krankheit. Sie verursacht zunächst kaum Beschwerden. Erste Warnsignale wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schwindelgefühle werden zumeist nicht einem erhöhten Blutdruck sondern vorübergehendem Unwohlsein zugeordnet. Erst wenn das Herz zu schmerzen beginnt  oder die Luft wegbleibt, schrillen die Alarmglocken.  

Die wichtigste Botschaft aber ist eine gute: Die meisten Menschen können selbst etwas gegen die Gefahr Bluthochdruck tun. Wer sich achtsam mit seinem Körper auseinandersetzt, sich konsequent bewegt und gesünder isst, baut im wahrsten Sinne des Wortes Druck ab. Zusätzlich schützt die regelmäßige Überprüfung des eigenen Blutdrucks vor unangenehmen Überraschungen. Sie kostet nicht viel Zeit und lässt sich bequem am Küchentisch erledigen. Achten Sie gut auf sich.

 Kardiologe Dr. med. Rainer Ott, Leitender Oberarzt am Helios Herzzentrum Niederrhein