Herzrhythmusstörungen, Diabetes  und Arthrose. Wenn dann noch ein Sturz hinzukommt, ist die Selbstständigkeit des älteren Patienten in Gefahr. Ein typischer Fall für einen Geriater , der als Allrounder die ganzheitliche Behandlung des Patienten im Blick hat. Die Geriatrie des Helios Cäcilien-Hospital Hüls ist mit über 1.500 Patienten pro Jahr eine der größten Abteilungen für Altersmedizin in der Umgebung. Chefarzt Dr . Friedhelm Caspers im Gespräch über wertvolle Kooperationen und Netzwerke im Helios Klinikum Krefeld.

Seine Patienten haben bereits gut gefüllte Pillendöschen und sind jenseits der 70, wenn sie Dr. Friedhelm Caspers kennenlernen. Mit dem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, an einer oder mehreren Erkrankungen zu leiden. Die Mobilität nimmt oftmals ab, die Anzahl der Medikamente hingegen zu. Diese Mehrfacherkrankungen nennt man in der Fachsprache ,Multimorbilität‘. „Wir versuchen in der Geriatrie, also der Altersmedizin, Selbstständigkeit und Lebensqualität für ältere Menschen weiterhin zu erhalten, zu verbessern oder zurückzugewinnen“, erklärt der Chefarzt der Klinik für Akutgeriatrie und Frührehabilitation am Helios Cäcilien-Hospital Hüls. Der Geriater fungiert bei dieser Aufgabe als Allgemeinmediziner im Krankenhaus. Was muss wie behandelt werden? Was steht im Vordergrund? Welche Erkrankung macht die meisten Beschwerden? Was ist das größte Handicap? „Da ist es dann wirklich wichtig, den Überblick über die verschiedenen Krankheiten des Patienten zu behalten“, so Caspers.

Wird also ein älterer Patient mit Herzbeschwerden ins Helios Klinikum eingeliefert, ist zunächst der Kardiologe dran – wie ist die Pumpleistung des Organs, funktionieren die Herzklappen richtig, wie ist der Herzschlag? Ist das primäre Problem behoben, werden die Geriater hinzugezogen, die den Patienten dann durch ihre Brille betrachten. „Wir haben dabei aber nicht nur den Diabetes oder eine andere Grunderkrankung des Patienten im Griff, sondern für uns kommen hier in der Geriatrie noch viele weitere Komponenten hinzu – wir schauen uns auch die Psyche und die sozialen Aspekte an“, erklärt Dr. Friedhelm Caspers. Geriatrie ist daher ein Teamprozess: In der Zusammenarbeit aus Ärzten, Pflege, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Seelsorge, Sozialarbeit, Ernährungsberatung und Psychologen ermittelt das Team von Caspers ganz individuell, wie genau es für die Patienten zu Hause weitergeht: „Manche landen ja auch überhaupt erst bei uns, weil sie nicht genug getrunken, gegessen oder ihre Medikamente nicht genommen haben. Wir sind eine Schnittstelle und fragen uns auch ,Ist zu Hause alles geregelt?’, sodass bei uns auch die Sozialarbeit einen wichtigen Stellenwert hat.“

Caspers fungiert also nicht nur als Allrounder für die Patienten, sondern auch als Netzwerker innerhalb des Helios Klinikums, der die Experten der jeweiligen Fachdisziplinen einbindet, während seine Abteilung den ganzheitlichen Blick bewahrt. „Wir haben ja alle Fachabteilungen direkt im Haus. Diese engen Kooperationen, die wir hier mit den einzelnen Fachärzten haben, sind wirklich ganz besonders. Ich muss sagen, durch diese engen Kooperationen zu den Kolleginnen und Kollegen ist für mich die Arbeit noch spannender geworden“, erklärt der Chefarzt der Geriatrie begeistert. Besonders eng sind die Kooperationen mit Unfallchirurgie, Neurologie, Viszeralchirurgie, Pneumologie, Nephrologie, Kardiologie und Orthopädie. „Ich mit meiner Breite und die Fachkollegen mit ihren Spezialitäten – wir befruchten uns gegenseitig unheimlich und lernen noch voneinander. Das ist ein ganz tolles Arbeiten“, schwärmt Caspers. Und das merken auch die Patienten. Der diagnostische Prozess läuft durch die Kooperationen eng verzahnt ab: Können beispielsweise keine orthopädischen Ursachen für die Laufschwierigkeiten der Patientin gefunden werden, ist der Neurologe dran. Die Geriatrie begleitet den gesamten Prozess parallel sowohl mit geriatrischen Ärzten als auch mit Physiotherapie und Reha-Maßnahmen. „Wenn ein älterer Mensch stürzt, dann in der Regel nicht durch einen Rennrad-Unfall. Ältere Menschen stürzen aus anderen Gründen“, erklärt Caspers. Im Gegensatz zur Behandlung sind die Ursachen hingegen nicht unfallchirurgisch, sondern fallen ins Gebiet der Geriatrie – die Patienten haben häufig eine Gangstörung oder schwache Beinmuskulatur. „Wir versuchen dann hier die genaue Ursache für den Sturz zu finden“, so der Geriater. Stimmt das Gleichgewicht? Wie sieht der Bewegungsablauf aus? Dabei werden zusätzlich zur Diagnostik von Anfang an Maßnahmen der Rehabilitation hinzugezogen. „Bewegung ist Lebensqualität. Und wir bringen die Patienten dazu, dass ihre Ressourcen gefördert und gefordert werden, damit sie möglichst schnell wieder selbstständig sind“, so Dr. Caspers. Reha war schon immer sein bevorzugtes Thema: „Beweglichkeit fördern und erhalten, das ist das A und O. Bei den meisten Patienten, die zu mir kommen, steht daher auch ganz oben auf dem Wunschzettel, wieder laufen zu können. Früher bekamen 50-jährige, berufstätige Männer einen Herzinfarkt, heute bekommen 80-Jährige noch neue Herzklappen. Es stehen deutlich mehr Medikamente zur Verfügung, die die Lebensqualität verbessern können. Gleichzeitig ist auch die Anspruchshaltung älterer Menschen eine andere geworden: Sie wollen deutlich länger am aktiven Leben teilnehmen. Und dabei kann die Geriatrie helfen.“ 

Das Angebot des Helios Cäcilien-Hospital Hüls ist dabei vielfältig: Neben der normalen geriatrischen Station gibt einen besonders geschützten Bereich, die sogenannte Memorystation, in der durch spezielle Einrichtung alles auf ein gemeinsames Erinnern abzielt. Darüber hinaus gibt es die geriatrische Tagesklinik mit 12 Plätzen, die als Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung fungiert. 

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