Das Helios Klinikum Krefeld feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum. Wir haben mit Klinikgeschäftsführer Alexander Holubars und dem ärztlichen Direktor Prof. Dr. med. Rudolf Leuwer über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Maximalversorgers gesprochen. 

Wo steht das Helios Klinikum Krefeld nach einer Dekade?
Prof. Dr. med. Rudolf Leuwer: Wir sind für einen wesentlich größeren Patientenkreis relevant geworden und haben einen gewaltigen Zustrom aus Krefeld und dem erweiterten Umland erlebt. In den vergangenen zehn Jahren hat unsere Klinik dadurch eine rasante Entwicklung genommen. Durch die Privatisierung wurde der Investitionsstau der Gebäude mit einem Schlag aufgehoben. Später ist unser Haus dann in Folge des Neubaus nicht nur schöner geworden, auch die verschiedenen Abteilungen sind in jeder Hinsicht enger zusammengerückt. Alexander Holubars: Vor zehn Jahren stand das Haus vor der Pleite: Es gab einen riesigen Investitionsbedarf aufgrund der veralteten Gebäudestruktur und Medizintechnik. Gleichzeitig waren die Kassen leer. Diese Probleme wurden gelöst und wir können heute alles anbieten, was unsere Patienten brauchen. Wir erwirtschaften das, was wir brauchen, um die Investitionen der Vergangenheit zu bezahlen und zukünftige stemmen zu können. Wie haben wir das geschafft? Im Wesentlichen durch Wachstum. Wir haben hier vor zehn Jahren noch rund 37.000 Patienten pro Jahr stationär behandelt, inzwischen versorgen wir fast 60.000 Patienten vollstationär in Krefeld und Hüls. 

Was hat sich in Hinblick auf die medizinische Versorgung verändert?
Prof. Dr. med. Rudolf Leuwer: Wir haben einen weitgehenden Austausch der Chefarzt-Riege aufgrund von Altersrenten erlebt und haben dadurch heute ein junges Chefarzt-Team, das sich noch lange gemeinsam weiterentwickeln wird. Parallel zu dieser Entwicklung sind viele medizinische Bereiche hinzugekommen, die nicht spontan ins Auge fallen, zum Beispiel eine Abteilung für plastische Chirurgie und eine qualifizierte LungenkrebsChirurgie. Zudem hat eine weitere Spezialisierung stattgefunden: Wir haben heute drei Chefärzte in der Kardiologie unseres Herzzentrums, die sehr unterschiedliche Themen bearbeiten. Kurzum: Unser Team ist insgesamt größer , jünger und differenzierter geworden und die medizinische Versorgung hat davon profitiert. 

Sind diese Entwicklungen nun abgeschlossen?
Alexander Holubars: Wir gehen von einer weiteren Zentralisierung und Zentrenbildung bei komplexen Krankheitsbildern, aber auch insgesamt in der Krankenhausversorgung aus. In vielen Bereichen sind wir schon heute ein solches Zentrum, zum Beispiel im Bereich der Krebstherapie. Es ist unser Anspruch, in Zukunft auch in weiteren Bereichen als medizinisches Zentrum zu agieren und ganzheitliche Behandlungsstrategien weiterzuentwickeln. Prof. Dr. med. Rudolf Leuwer: Wir sind froh über unseren derzeitigen Stellenwert in Krefeld und der Region. Medizin ist aber ein derart dynamisches Feld, dessen Entwicklung nie abgeschlossen sein wird.

Welche Hürden und welche Chancen bot die Privatisierung der ehemals städtischen Kliniken?
Prof. Dr. med. Rudolf Leuwer: Im Kreise der Chefärzte musste nicht für eine Privatisierung geworben werden, sondern umgekehrt mussten wir zu den Alternativen ziemlich deutliche Worte finden. Selbstverständlich war die Privatisierung kein leichtes Unterfangen, denn es galt, viele unwirtschaftliche Strukturen und Abläufe zu harmonisieren. Dabei ging es weniger um monetäre Zwänge – im Gegenteil: Zu städtischen Zeiten mussten wir ganz fürchterlich auf Zahlen achten. Vielmehr ist eine weitreichende Professionalisierung der Krankenhausführung und Organisationsstruktur eingetreten. 
Alexander Holubars: Krefeld hat nicht gejubelt, als ein privater Klinikbetreiber kam. Es gab Protest-Umzüge, bei denen das städtische Klinikum symbolisch zu Grabe getragen wurde. Befürchtungen sind in solchen Fällen immer ähnlich: der Verlust von Arbeitsplätzen, Rosinenpickerei und das Zerfleddern des medizinischen Angebots sowie Einbußen in der medizinischen Qualität. Ich kann natürlich nicht für jede Privatisierung sprechen, aber in Krefeld ist das alles nicht passiert. Im Gegenteil: Die Zahl der Fachabteilungen und Mitarbeiter hat sich deutlich erhöht und auch die Behandlungsqualität ist gestiegen. Nicht zuletzt sind wir aber auch heute immer noch Klinikum der Stadt Krefeld, 25,1 Prozent der Klinik gehören nach wie vor der Stadt und ihren Bürgern. Krefeld liegt in unserer DNA und das ist uns allen wichtig. 

Neben dem Ausbleiben der befürchteten Probleme: Wie ist es gelungen, das Vertrauen der Patienten wieder zurück zu erlangen?
Prof. Dr. med. Rudolf Leuwer: Helios hat zwei sehr erfahrene Geschäftsführer eingesetzt, die nicht nur ständig präsent waren, sondern auf ihre Worte auch Taten folgen ließen. Das sorgte intern, aber auch extern für Vertrauen.
Alexander Holubars: Man hat sehr schnell viel getan, um sichtbar die Strukturen vor Ort zu optimieren. Ein wesentlicher Punkt war aber auch das Etablieren von Qualitätsmessungen und die Pflege einer offenen Fehlerkultur. Im Internet kann sich heute jeder anhand von konkreten Daten ein transparentes Bild über unsere Behandlungsqualität verschaffen, was intern zwangsläufig Optimierungsprozesse auslöst. Sobald wir bei einem bestimmten Indikator, zum Beispiel den Todesfällen bei Herzinfarktpatienten, schlechter als der Bundesdurchschnitt wären, würden konkrete Maßnahmen in Gang gesetzt. Es würden die Prozesse analysiert und es kämen auch Mediziner aus anderen Krankenhäusern zu Hilfe, um Verbesserungspotenziale in der Versorgung zu identifizieren und umzusetzen. 

Welche medizinischen Herausforderungen sind in den kommenden zehn Jahren zu erwarten?
Prof. Dr. med. Rudolf Leuwer: Das Durchschnittsalter unserer Patienten wird höher und die Einzelfälle werden komplexer. Patienten kommen immer häufiger mit multiplen Krankheitsbildern zu uns. Eine große Herausforderung ist es, diese trotzdem in einem für den Patienten zumutbaren zeitlichen Rahmen zu heilen. Zudem hat der Stand der Medizin heute eine sehr kurze Halbwertszeit. Mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten, ist eine weitere große Herausforderung.
Alexander Holubars: Die Digitalisierung beschäftigt auch uns als Klinik und ist eine gewaltige Herausforderung. Dabei geht es weniger um Roboter und Automatisierung in der eigentlichen Behandlung, sondern mehr um die medizinischen Hintergrundprozesse. Wir halten schon heute unsere Patientendaten in digitaler Form vor. Offensichtlicher Vorteil ist, dass verschiedene Ärzte und Pflegekräfte jederzeit und gleichzeitig Zugriff auf die aktuellen Daten haben. Doch es steckt noch sehr viel mehr Potenzial in den Daten: Digitale Medikationsanordnungen mit Warnungen vor Wechselwirkungen und falschen Dosierungen, Entscheidungsunterstützungen für die behandelnden Ärzte und Pflegekräfte sowie Frühwarnsysteme, zum Beispiel für eine sich entwickelnde Blutvergiftung, sind Möglichkeiten, die wir schon einsetzen, gerade testen oder uns in den nächsten Jahren noch viel mehr beschäftigen werden. 

Kurz und bündig: Beim zwanzigjährigen Jubiläum ist das Helios Klinikum Krefeld...
Prof. Dr. med. Rudolf Leuwer: kleiner als heute – zumindest was die Zahl der aufgestellten Betten angeht. Wir werden in zehn Jahren nicht mehr so viele Betten haben müssen, da viele Leistungen aufgrund geringerer Invasivität ambulant erbracht werden können. Für den Patienten hat das einen entscheidenden Vorteil: Schnellere Heilung und dadurch ein kürzerer Aufenthalt im Krankenhaus.
Alexander Holubars: … immer noch da – allen Konzentrationsprozessen im Gesundheitswesen zum Trotz und in medizinischer Hinsicht und in Mitarbeiterzahl größer als heute. Voraussetzung dafür ist das Vertrauen und das großartige Engagement unserer Mitarbeiter – in den nächsten zehn Jahren genauso wie in den zurückliegenden. Sie haben dieses Jahrzehnt aktiv mitgestaltet, geprägt und die positive Entwicklung des Klinikums so erst ermöglicht. Dafür möchte ich mich auch an dieser Stelle noch einmal explizit bedanken.

Vielen Dank für das Gespräch!

Sa, 16.06.2018, 17.00 Uhr – 23.00 Uhr, Krefelder Nacht der Medizin im Helios Klinikum Krefeld Anlass ist das „Zehnjährige“. Besucher erleben Medizin einmal ganz anders - in Kino, Schockraum und OP , auf der Bühne und beim SpeedDating. Der spannende und unterhaltsame Blick hinter die Kulissen wird flankiert von einem bunten Rahmenprogramm: Chillen in der OutdoorLounge bei Street Food, Public Viewing und Kleinkunst. Auch die Jüngsten kommen voll auf ihre Kosten. Weitere Infos unter: www.heliosgesundheit.de/kliniken/krefeld