Eine frischgebackene Mutter hält ihr Neugeborenes auf dem Arm und kann keine Freude empfinden. Das Glücksgefühl nach der Geburt bleibt einfach aus oder schwindet bereits nach kurzer Zeit. Stattdessen: Unsicherheit und Überforderung. Dieses Szenario kann Anzeichen einer postpartalen Depression (auch Wochenbettdepression genannt) sein und erfordert dringenden Handlungsbedarf. Neurologin und Psychiaterin Dr. Melanie Tollkötter ist als Oberärztin der Abteilung Psychiatrie in der Klinik Königshof tätig und möchte in diesem sensiblen Thema Aufklärungsarbeit leisten, das von so vielen noch missverstanden und unterschätzt wird.

Seit Juli 2017 arbeitet die junge Ärztin in der Abteilung Psychiatrie der Klinik Königshof und kann bestätigen, dass postpartale Depressionen mehr als jede zehnte deutsche Mutter betrifft. „Es gibt nur wenige Anlaufstellen für Betroffene, die einen stationären Aufenthalt ermöglichen. Umso wichtiger ist daher die Aufklärungsarbeit“, erklärt Tollkötter. „Ich finde, dieses Thema ist stark unterrepräsentiert.“ Deshalb hält die Psychiaterin im Juni einen Vortrag zum Thema „Das Tief nach der Geburt“, in dem sie sowohl postpartale Depressionen als auch den weniger extrem ausgeprägten Baby Blues und die postpartale Psychose thematisiert, den Verlauf und die Symptome der verschiedenen Erkrankungen erklärt und Behandlungsmethoden vorstellt. 

Der Baby Blues ist eine seelische Verstimmung, die viele Mütter einige Tage nach der Geburt trifft. Während der sogenannten „Heultage“ empfindet die Mutter eine tiefe, scheinbar grundlose Traurigkeit. Normalerweise verschwinden die Symptome nach wenigen Tagen wieder. Sollte die Mutter großem Stress ausgesetzt sein oder zu wenig Unterstützung erhalten, kann aus dem Baby Blues eine Wochenbettdepression entstehen. Diese drückt sich ähnlich aus wie eine reguläre Depression. Betroffene leiden an Erschöpfung, Schuldgefühlen, Freudlosigkeit, Überforderung und Angst. Das Baby wird von seiner Mutter als fremd wahrgenommen und das lang erwartete Gefühl der Freude über das eigene Kind stellt sich nicht ein. In der Folge kann es zur Vernachlässigung des Babys und Beziehungsproblemen mit dem Partner kommen. Ein besonderer Ausnahmefall ist die postpartale Psychose. Diese trifft nur wenige Mütter, kann aber zur Gefahr für Kind und Mutter werden, da die Denkweise der Betroffenen aufgrund von Wahrnehmungsstörungen stark eingeschränkt ist. 

Melanie Tollkötter wird im Anschluss an ihren einstündigen Vortrag für Fragen und Anmerkungen zur Verfügung stehen. Wenn das Mutterglück ausbleibt, braucht die Betroffene dringend Unterstützung von Familie und Freunden. Gut informiert zu sein hilft allen Beteiligten dabei, nicht unvorbereitet mit dem Problem konfrontiert zu werden und umgehend richtig zu reagieren.

Mi, 13.6.18, 17:00 Uhr, Klostersaal, Klinik Königshof, Am Dreifaltigkeitskloster 16, 47807 Krefeld