Andrea Stallmann, Diätassistentin, Ernährungsberaterin der DGE und Ernährungspsychologin, hat von Berufs wegen tagtäglich mit Lebensmitteln und unserem Umgang mit ihnen zu tun. Passend zum Einstieg ins neue Jahr gibt uns die Expertin einen Einblick in die Ernährungstrends 2018 – und teilt gleichzeitig ihre Gedanken dazu. Wer eine Ernährungsumstellung zum guten Vorsatz erhoben hat, findet im Folgenden vielleicht einen Ansatz für einen Neuanfang.  

Paleo-Ernährung
Der Paleotrend kommt ursprünglich aus den USA und wird auch „Steinzeitdiät“ genannt. Grundkonzept dieses Ernährungstrends ist, sich möglichst von Lebensmitteln zu ernähren, die schon unsere Vorfahren in der Steinzeit zur Verfügung hatten. Hauptsächlich stehen Fleisch, Gemüse und Früchte auf dem Speiseplan. Dabei soll möglichst von allem abgesehen werden, das durch Ackerbau und Viehzucht in späteren Zeitaltern die Nahrungsauswahl ergänzte. Hierzu gehören Getreide- und Milchprodukte, raffinierter Zucker und Süßigkeiten. Hintergrund für die Fokussierung auf die Esskultur unserer Urahnen ist die Annahme, dass der menschliche Organismus schon seit Beginn der Evolution auf diese Ernährung ausgelegt sei und die genannten Lebensmittel somit am besten verdauen könne. „Wenn man die Paleo-Diät um Vollkornprodukte ergänzen würde, käme man den Empfehlungen von Ernährungsexperten recht nahe“ , erklärt Andrea Stallmann. „Generell ist Paleo ein positiver Ansatz. Allerdings gibt es keinen schlüssigen Grund, Getreide zu meiden.“

Clean Eating
Beim Clean Eating steht die Unverfälschtheit der Lebensmittel im Vordergrund. Was man isst, soll frisch, gesund und frei von Zusatzstoffen sein. In diesem Zusammenhang spricht man auch oftmals von der „5-ZutatenRegel“ , die besagt, dass nicht mehr als fünf Bestandteile in einem Lebensmittel enthalten sein sollten. Ein zunehmend beliebtes Gericht aus dem Clean Eating-Bereich sind sogenannte Bhudda Bowls, in denen verschiedene Bestandteile wie Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und Kerne bunt zusammengestellt werden und so eine Mahlzeit mit maximal ausgewogenem Vitamin- und Nährstoffgehalt ergeben. „Sofern der Trend nicht im extremen Ausmaß verfolgt wird, ist Clean Eating eine durchaus empfehlenswerte Ernährungsweise mit vielen Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen“ , sagt Andrea Stallmann. „Im Grunde ist es das Gleiche wie die gute alte Vollwertkost – nur mit neuem Namen aufgepeppt.“

„Gemüse ist mein Fleisch“-Trend
Gemüse hat seinen Status als Beilage verloren und wird als vollwertiges Nahrungsmittel anerkannt. Auf dem Teller spielt es keine Nebenrolle zu Fleisch als Hauptbestandteil, sondern wird mehr und mehr selbst dazu. „Da Fleisch durch Massentierhaltung und industrielle Fertigungsprozesse heutzutage sehr billig und dessen Verzehr für viele Menschen kaum noch vertretbar ist, greifen viele Konsumenten lieber auf gutes regionales Gemüse zurück“ , weiß die Ernährungsexpertin. Zusätzlich profitieren wir heutzutage von der großen Auswahl an Gemüse, auf die wir heute zurückgreifen können. Das sprichwörtlich „mitessende Auge“ steht mittlerweile wieder mehr im Fokus – ein Teller mit einer liebevoll zubereiteten bunten Mahlzeit wird wertgeschätzt und zelebriert.

No sugar!
Zucker wird immer unbeliebter. Er ist als „süßes Gift“ oder „Volksdroge“ verschrien und soll dick machen. Die negative Rolle, die man vor Jahren noch dem Fett zugeschrieben hat, hat sich mittlerweile auf den Zucker verlagert. Auf dem Markt werden immer mehr alternative Süßungsmittel angeboten, die viele Abnehmer finden. Beispiele sind Kokosblütenzucker, Birkenzucker, Dattelsirup oder Erythrit. „Der Trend geht außerdem dahin, den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder Inhaltsstoffe als „Challenge“ zu bezeichnen, um dem Ganzen einen größeren Motivationsfaktor zu geben“ , so Stallmann. „Ein zeitweiser Verzicht auf Zucker nennt sich dann ‘No-Sugar-Challenge‘ . Völlig auf Zucker zu verzichten, ist allerdings problematisch und im Alltag nur schwer dauerhaft umsetzbar.“ 

Alles in allem, findet Andrea Stallmann, haben alle genannten Ernährungstrends gute Ansätze, die vor allem in der Kombination miteinander einen gesunden Lebensstil ergeben. „Verbissen an einer Ernährungsform festzuhalten, ist wenig sinnvoll. Es ist allerdings auf jeden Fall ratsam, sich für mehr Alternativen zu öffnen und sich bei den verschiedenen Trends Inspiration zu holen. Achtsamkeit ist sehr wichtig. Essen zu schätzen und ihm mehr Aufmerksamkeit zu schenken“, erklärt sie. „Der Fokus sollte auch niemals nur auf Übergewicht oder Problemzonen liegen, sondern auf dem bewussten Umgang mit sich selbst. Gutes Essen tut nicht nur der Figur, sondern auch der Seele gut.“ Für das neue Jahr sollten wir unsere Aufmerksamkeit also besonders der Obst- und Gemüsetheke zuwenden, bunter und abwechslungsreicher essen. Inspiration hierfür liefert vor allem die orientalische und asiatische Küche.

www.essgenuss-krefeld.de