Lachen hallt von den Wänden des Kellergewölbes wider. Die Stimmung in der Bastelgruppe, die sich hier heute getroffen hat, ist gut, die Teilnehmer plaudern, albern miteinander, eifrig beugen sie sich über ihre Arbeiten. Dort drüben wird ein Korb geflochten, da hinten ein Speckstein glatt geschliffen. So viel Leichtigkeit, so viel Macher-Power liegt in der Luft, dabei sind wir hier nicht irgendwo und nicht in irgendeiner Bastelgruppe, sondern in der Ergotherapie der Klinik Königshof, Abteilung Kreativtherapie.

Dass wir uns hier gerade in einer Psychiatrie befinden, bedeutet nun mal nicht, dass dies automatisch ein Ort ist, an dem man sich nicht auch wohl fühlen kann. Jennifer Kubischin, eine der Teilnehmerinnen der Kreativtherapie, fühlt sich pudelwohl an diesem Ort. „Hier mache ich etwas für mich, und der Austausch mit den anderen tut so gut“, lächelt sie, streicht sich eine Strähne ihrer langen Haare hinters Ohr, während sie einen Speckstein mit Sandpapier bearbeitet. Im Oktober 2016 hatte die heute 37-Jährige dreieinhalb Wochen in der Tagesklinik verbracht. Diagnose: Depression. Ihre Psychotherapeutin in der Tagesklinik, Silke Lippert, hat ihr die Kreativtherapie im Rahmen der Ergotherapie empfohlen, die im Kellergewölbe der Klinik angeboten wird. Das Wort „Ergon“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Werk, abgeschlossene Tätigkeit“ . Und genau darum geht es bei der Kreativtherapie: „Patienten, die etwa unter einer Erkrankung wie Depression leiden, sollen wieder motiviert werden, sich für eine Handlung

zu entscheiden“ , erklärt Ergotherapeutin Eva-Maria Kühn, die die ambulante Kreativgruppe im Kellergewölbe direkt betreut. Auf dem Programm der Kreativtherapie stehen Töpfern, Malen beziehungsweise bildnerische Gestaltung, das Bearbeiten von Specksteinen oder das Flechten mit Peddigrohr aus dem Stamm von Rattanpalmen. 

„Viele meiner Patienten haben Angst, sie müssten kreativ begabt sein, wenn ich Ihnen die Kreativtherapie meiner Kollegin Kühn vorschlage“, sagt Therapeutin Lippert. „Dabei geht es nicht darum, dass man kreativ ist, oder dass man besonders gut basteln, malen, handwerken kann; es gibt hier keine Noten“ , unterstreicht Kollegin Kühn. André Lenzen, ein anderer Teilnehmer der heutigen ambulanten Ergotherapiegruppe, bringt es auf den Punkt: „Hier kann ich etwas tun, was ich lange Zeit nicht konnte: einfach etwas anpacken – einfach machen.“ Aus der Bewegungslosigkeit herauskommen. Ebenso wie Patientin Kubischin ist der 29-Jährige wegen Depression in der Klinik Königshof. Zwölf Teilnehmer hat eine ambulante Gruppe. Lenzen ist schon seit vier Jahren dauerhaft dabei, Kubischin wird noch zu drei Treffen kommen. Aber auch, wenn diese Therapie vorbei ist, kann sie die Klinik Königshof als einen Ort der Kreativität entdecken, der Lust auf Leben macht: Ab dem 29. März ist in Königshof wieder eine Kunstaustellung zu bewundern, mit Bildern der Neusser Malerin Anne Kessler. Der Titel, wie passend: „Farbenfreude“ .

Klinik Königshof, Am Dreifaltigkeitskloster 16, 47807 Krefeld, www.klinik-koenigshof-krefeld.de