Rohkost begegnet uns als Obst oder Salat tagtäglich. Nur Rohkost zu essen, ist jedoch eine Ernährungsform, die mit einem Beilagensalat oder Smoothie nur wenig gemeinsam hat. Seit 1996 gilt eine Definition von Rohkost, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie festgelegt wurde: „Rohkost (…) ist eine Kostform, die weitgehend oder ausschließlich unerhitzte pflanzliche (teilweise auch tierische) Lebensmittel enthält. Es werden auch Lebensmittel einbezogen, die verfahrensbedingt erhöhten Temperaturen ausgesetzt sind (zum Beispiel kaltgeschleuderter Honig und kaltgepresste Öle), ebenso Lebensmittel, bei deren Herstellung (…) Hitzezufuhr erforderlich ist (zum Beispiel Trockenfrüchte, Trockenfleisch, Trockenfisch und (…) Nussarten). Außerdem können kaltgeräucherte Erzeugnisse (zum Beispiel Fleisch und Fisch) sowie essig- und milchsaure Gemüse Bestandteil der Rohkost sein. (…).“ Darüber hinaus gibt es noch weitere Interpretationen dessen, was unter „Rohkost“ zu verstehen ist und dementsprechend abweichende Empfehlungen. Als „erhitzt“ gelten jedoch Lebensmittel, die eine Temperatur von über 42°C, wenn auch nur kurz, überschritten haben.

Oft wird Rohkost mit veganer oder vegetarischer Ernährung verwechselt. Es ist zwar möglich, sich als Rohköstler vegan oder vegetarisch zu ernähren, jedoch nicht nötig. Tierische Bestandteile wie Rohmilchprodukte, rohe Eier, roher, getrockneter oder geräucherter Fisch oder auch Fleisch sind grundsätzlich erlaubt. Ein Kerngedanke der Rohkost ist, dass Vitamine durch das Erhitzen der Lebensmittel zerfallen und die Nahrung somit „nährstoffarmer“ würde. Es gibt jedoch einige Vitamine und Mineralstoffe, die durch Erhitzen erst optimal bioverfügbar, also für unseren Körper aufnahmefähig gemacht werden. Dazu zählen Vitamin A und Vitamin E. Manche Lebensmittel führen bei rohem Verzehr sogar dazu, dass dem Körper Vitamine entzogen werden. Dies ist zum Beispiel bei Eiklar der Fall. Es enthält einen Stoff namens Avidin, der im menschlichen Körper Vitamin H/ Biotin bindet, sodass es beim Verzehr von rohen Eiern zu Biotinmangel kommt. Es ist daher nicht möglich, den kompletten Bedarf an Mineralien und Vitaminen über Rohkost zu decken.

Außerdem dürfen auch nicht alle Lebensmittel roh verzehrt werden, zum Beispiel Hülsenfrüchte und Kartoffeln. Hülsenfrüchte schützen sich vor Fressfeinden, indem sie Gifte produzieren, etwa Lektine, die in Bohnen enthalten sind und dazu führen, dass die roten Blutkörperchen verklumpen. Rohe Kartoffeln enthalten Solanin, ein Nervengift, das auch viele andere Nachtschattengewächse beinhalten. Rohkost als alleinige Kost ist also nicht dazu geeignet, den menschlichen Körper rundum mit allem in der Menge zu versorgen, die er braucht. Es ist aber gesund, sich mit einem hohen Rohkostanteil zu ernähren, denn Rohkost ist eine sinnvolle und gesundheitsfördernde Art der Zubereitung, die täglich etwa bis zur Hälfte unseren Speiseplan füllen sollte. Zum Beispiel als Smoothie, Beilagensalat oder Obstsalat, aber nicht als alleinige Kost.