Alles so schwarz. Alles so leer. Elisabeth, 70, aus Krefeld, fühlt sich unendlich traurig, als sie an einem Morgen im September erwacht. Wie so oft in letzter Zeit hat sie keinen Blick für die Spätsommersonne vor dem Fenster, sie kann sich nicht überwinden, aufzustehen. Denn Hans ist nicht mehr da, ihr gleichaltriger Ehemann, der stark an Demenz litt und den sie bis vor kurzem noch gepflegt hatte, eine Aufgabe, die, so anstrengend sie auch war, ihrem Tag einen Sinn verlieh. Doch Hans starb vor wenigen Wochen. Und Elisabeths Lebensinhalt ist weggebrochen. Und damit auch ihre Lust auf Leben.

Die 70-jährige Elisabeth ist eine erfundene Person – doch genauso kann ein typischer Fall für einen Menschen aussehen, der unter „Altersdepression“ leidet, bestätigt Ninja Christin Mancinelli. Die 31-Jährige ist Oberärztin und Fachärztin für Neurologie an der Klinik Königshof, und Depression als psychische Erkrankung bei älteren Menschen ist eines ihrer Spezialgebiete. Dabei nehmen Senioren die lähmende Traurigkeit als fast noch größeres Tabu wahr, als dies jüngere Menschen tun. „Viele Ältere sagen sich, ,ich habe doch den Krieg überlebt, ich habe doch gar keinen Grund, so niedergeschlagen zu sein'“, erzählt Mancinelli. Nicht selten melden dann Familienangehörige die Oma in ihrer Klinik an, weil sie sich immer mehr zurückzieht, an keiner Familienfeier mehr teilnimmt, Lebensmüdigkeit signalisiert. Die Gründe für Depression im Alter können vielfältig sein, so Mancinelli. „Oft sind es die Lebensumstände, wie der Verlust von Freunden im selben Alter, die versterben, oder der Tod des Lebenspartners, der mit dem Wegfall einer sinngebenden Lebensaufgabe wie etwa der Pflege bei einer schweren Krankheit einhergeht“, informiert Mancinelli. „Oft ist es aber auch einfach die Trauer darüber, dass man alt ist, einfach nicht mehr so agil, dass nicht mehr so viel machen kann wie früher.“ Werde die Trauer darüber so stark wahrgenommen, dass sie die Alltagsgestaltung einschränkt, wachse sie über das normale Maß hinaus.

Doch Altersdepressive sind in Krefeld nicht allein: Mit einem stationären Aufenthalt in Königshof oder dem Besuch der hauseigenen Tagesklinik über einen längeren Zeitraum können Mancinelli und ihr Team wieder Farbe ins Grau der Seele mischen. „Wir bieten eine multimodale Therapie an, eine Behandlung also, die sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt“, erklärt Mancinelli.  „In schweren Fällen werden die Menschen von uns medikamentös eingestellt, in jedem Fall bieten wir eine Gesprächstherapie kombiniert mit gezielten Aktiv-Angeboten wie Sitzgymnastik, Malen, Basteln, Häkeln, Töpfern an.“ Ein Aufenthalt dauere in der Regel drei bis vier Wochen, und natürlich gehen die Senioren danach nicht mit einem Dauerlächeln durch den Tag. Aber mit mehr Zuversicht, die sie allein durch den Wechsel ihres Umfeldes erfahren haben, sagt Mancinelli und ergänzt: „Nebenbei konnten sie unter den anderen Patienten automatisch neue Kontakte in ihrem Alter knüpfen – und haben im Bestfall sogar einen neuen Freund gefunden.“

Klinik Königshof, Am Dreifaltigkeitskloster 16, 47807 Krefeld, www.klinik-koenigshof-krefeld.de