Schwere Monate liegen hinter Walter Schröder aus Viersen. Erst wurde der Patient mit akuter Luftnot ins Krankenhaus eingeliefert, dort musste er sich dann zusätzlich einer großen Darmoperation unterziehen. Für die notwendige Entwöhnung von der künstlichen Beatmung wurde der 80-Jährige zur „Weaning-Station“ (englisch „to wean“ - entwöhnen) ins HELIOS Klinikum Krefeld überwiesen. Dort hat Schröder erste Fortschritte erzielt, eine komplette Entwöhnung konnte aber noch nicht erreicht werden. Dank einer neuen, dort möglichen erweiterten Therapie, ist der Viersener jedoch guten Mutes, dass er bald wieder ohne Beatmungszugang auskommt. 

Denn seit wenigen Tagen ist Schröder Bewohner von „Lebensluft“, einer innovativen Station in der alten Frauenklinik im Gebäude Nummer Sechs auf dem Krankenhaus-Campus. Die Station „Lebensluft“ ist ein bundesweit einzigartiges Modellprojekt des Krefelder HELIOS Klinikums und der AOK Rheinland/Hamburg. Sie ist für Menschen gedacht, die wegen einer schweren Erkrankung auf der Intensivstation künstlich beatmet werden mussten, bei denen die Entwöhnung von dem Beatmungsgerät länger dauert und deshalb eine intensivere Therapie erfordert. „Selbst auf einer hochspezialisierten Weaning-Station bleiben je nach zugrundeliegender Erkrankung heute bis zu 40 Prozent der langzeitbeatmeten Patienten im Anschluss an eine Krankenhausbehandlung außerklinisch beatmungspflichtig“, erklärt Dr. Manuel Streuter, Chefarzt am HELIOS  Lungenzentrum Krefeld.“ 40 Prozent sind fast die Hälfte aller Patienten. Ambulante Pflegedienste sind aus Sicht von Streuter eine große Hilfe in der weiteren Versorgung dieser Patienten. „Sie leisten hervorragende Arbeit, doch die Weiterführung der Entwöhnung durch spezialisierte Beatmungstherapeuten kann dort nicht mit gleicher Intensität erfolgen, wie im Krankenhaus“, so der 58-jährige Mediziner.

Diese Grenzen versucht die Anfang Juli 2016 neu eröffnete Station „Lebensluft“ nun zu schließen: mithilfe von pflegerischen Betreuungsangeboten mit Atmungstherapie, Physiotherapie, Ergotherapie und logopädischem Training, die den Patienten durch den ganzen Tag begleiten. Nicht nur, um die Lungenmuskulatur wieder zu kräftigen, sondern auch um die Psyche zu stabilisieren. Deshalb verströmt die Station „Lebensluft“, die Platz für insgesamt zehn Patienten bietet, nach zweijähriger Planung der Verantwortlichen und einer finanziellen Investition von mehreren hunderttausend Euro in den Umbau der dritten Etage ein regelrechtes „Hotelfeeling“, was der von den Patienten monatelang erlebten Atmosphäre einer Intensivstation freundlich entgegen steht. In einem Zimmer hängt zum Beispiel eine Fotografie von einem Strand an der Wand, auf dem lauter bunte Windsurfbretter im Sand liegen, darüber ein wölkchenbetupfter blauer Himmel. Generell sind die Räume lichtdurchflutet, die Wände sind champagnerfarben gestrichen, vor den Fenstern hängen helle, luftige Vorhänge, nichts erinnert mehr an ein Krankenhaus. „Es ist realistisch“, sagt Dr. Streuter, „dass rund ein Drittel der Patienten, die wir hier bis zu sechs Monate betreuen können, die Chance auf ein Leben ohne künstliche Beatmung hat.“ Walter Schröder, unser 80-jähriger Viersener, will unbedingt dazu gehören – sein Genesungswille hat einen langen Atem.

Station „Lebensluft“ , HELIOS Klinikum, Lutherplatz 40, 47805 Krefeld, http://www.helios-kliniken.de