Die medicoreha in Neuss ist Mitglied bei „Partner für Sport und Bildung“ , einem Förderverein für talentierte Leistungssportler. Deshalb kann die Akademie mit den Ausbildungen in der Physiotherapie und Ergotherapie ein besonderes Programm anbieten, das die Fachschulausbildung mit dem umfangreichen Sportpensum vereinbart. Johannes Kay, Weltmeister im Voltigieren, profitiert von diesem Angebot.

„Versuch' mal, den Fuß auf die dritte Sprosse von unten an der Sprossenwand zu führen, mit nur ganz bisschen Schwung, aber dafür ganz gezielt. Und wenn du jetzt dein Bein nach oben führst, dann versuch' mal, das Knie des anderen Beines etwas zu beugen, dann stehst du stabiler.“ Mit ruhiger Stimme gibt Johannes Kay seine Anweisungen: Kay, 21, Schüler der Physiotherapie an der medicoreha Welsink Akademie in Neuss, macht gerade physiotherapeutische Übungen mit dem elfjährigen Vladislav Gura. Erklärt dem Jungen Übungen für die Beinmotorik. Die beiden stehen vor einer Sprossenwand in einem der vielen Trainingsräume in der St. Mauritius-Therapieklinik in Meerbusch, wo Kay zurzeit einen praktischen Teil seiner Ausbildung absolviert. Es ist Montag, mittags, durch die Fenster scheint die Sonne herein und malt gelbe Streifen an die Wände. Der kleine Vladislav, ein Junge mit russischen Wurzeln, in Düsseldorf geboren, hat im Moment akute gesundheitliche Probleme und ist deshalb für einige Wochen in der Meerbuscher Klinik. Ein bis zweimal pro Woche muss er Kräftigungsübungen für seine Muskulatur machen. „Mit Johannes macht das immer Spaß, weil er mir sehr viel hilft und zeigt, wie ich mich verbessern kann“, plaudert Vladislav munter drauflos. Es ist kein Wunder, dass sich der Junge so gut aufgehoben fühlt, schließlich unterstützt Johannes Kay ihn mit einem Know-how, das er sich mit viel Freude an der Neusser Akademie erwirbt.

Seit 2013 befindet sich der gebürtige Flensburger in der Fachschulausbildung zum Physiotherapeuten an der medicoreha, die eine von 264 physiotherapeutischen Schulen in Deutschland ist. Gleichwohl ist sie nicht irgendeine Schule – Kay ist nicht zufällig an die bekannte Neusser Akademie gekommen: Seit vierzehn Jahren betreibt er Voltigiersport und zwar so erfolgreich, dass er es bis zum Weltmeister und dreifachen Junior-Europameister gebracht hat. Vor drei Jahren erhielt er eine Anfrage vom RSV Neuss-Grimlinghausen, das als erfolgreichstes Voltigierteam der Welt gilt, und wurde mithilfe von „Partner für Sport und Bildung“, einem Förderverein für talentierte Leistungssportler im Rhein-Kreis Neuss, zu dem auch die medicoreha gehört, ins Rheinland geholt. „Ich trainiere fünfmal pro Woche und habe deshalb natürlich ein ganz schönes Sportpensum“, erzählt Kay. „Aber an der medicoreha kann ich das Voltigieren mit meiner Ausbildung vereinbaren, denn die medicoreha passt die Ausbildung meinem Pensum als Leistungssportler super an.“ So ist es zum Beispiel möglich für ihn, einen Klausurtermin zu verschieben, wenn dieser mit einem Turnier kollidiert. Auch werden ihm gesonderte Zeiten für die vielen Trainingseinheiten gewährt, in denen er hoch zu Pferde übt. „So kann ich meinen Sport mit meiner Ausbildung vereinbaren – das wäre nicht an jeder Schule für Physiotherapie in Deutschland möglich“, sagt Kay glücklich. 

Beim Voltigieren macht man akrobatische Kunststücke wie zum Beispiel einen Handstand auf einem galoppierenden Pferd. Es gab sogar mal eine Zeit, in der Kay überlegt hat, eine Artistikschule zu besuchen, aus der Reitkunst einen richtigen Job zu machen, mit dem er sich sein Geld verdienen würde. Aber dann hat der Voltigier-Weltmeister doch umgesattelt. „Physiotherapie hatte mich auch schon immer interessiert“, gibt er zu, „durch das Voltigieren hatte ich ja immer viele Verletzungen und musste oft zum Physiotherapeuten. Dadurch bin ich mit dem Beruf in Kontakt gekommen. Physiotherapie bietet soviel spannenden Lehrstoff, im Grunde ist das ein halbes Medizinstudium – das hat mich total gereizt.“ Eifrig stürzt er sich in die Ausbildung. An der medicoreha lernt er zum Beispiel, wie man Körperfunktionen analysiert und beeinflusst. Er eignet sich anatomisches Wissen an und setzt sich mit der psychischen, sozialen, kulturellen, gesellschaftlichen und ökonomischen Situation junger und alter, kranker und behinderter Menschen und deren Behandlung auseinander . Neben Physiotherapie kann man an dieser Akademie auch eine Ausbildung in Ergotherapie machen. Auch gibt es die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein in Krefeld, das Fach „Angewandte Therapiewissenschaften“ mit einem Bachelor-Abschluss zu studieren. Allen Ausbildungen gemein ist ein Praktikum in Ausbildungsstätten in Neuss und der umliegenden Region, wie es auch Johannes Kay derzeit in der St. Mauritius-Therapieklinik in Meerbusch absolviert.

Gerade hilft er seinem kleinen Patienten Vladislav dabei, sich auf eine orangefarbene Gummimatte zu stellen. Vorsichtig läuft Vladislav zur Matte, hochkonzentriert und mit roten Wangen, die Zunge in den Mundwinkel geklemmt. Dann ist er auf der Matte angekommen, guckt in einen großen Spiegel an der Wand. Kay lässt langsam die Hände des kleinen Jungen los, bis Vladislav ganz alleine da steht. „Top!“, lobt Kay und hält einen Daumen in die Höhe. Vladislav lächelt ihn im Spiegel an. Er macht eine kurze Pause, bevor er sich zu Kay umdreht, seine Hand fasst und mit ihm aus dem Raum geht. Jetzt ist geradeaus Laufen angesagt. Zufrieden beobachtet Kay den kleinen Jungen, der langsam einen Fuß vor den anderen auf den glänzenden Linoleum des Flurbodens setzt. Auch Kay wird sich bald auf den Weg machen. „Im September 2016 habe ich mein Staatsexamen“, erzählt er und stahlt. Er freut sich auf die Zukunft. Denn Physiotherapeuten werden gebraucht – und mit der medicoreha hat der Voltigier-Weltmeister beruflich aufs richtige Pferd gesetzt.

Weitere Informationen unter www.medicoreha.de/akademie.