Das Herz ist im Jahr 2016 endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Zeiten, in denen es sich in Poesiealben oder parfümierten Briefumschlägen verstecken musste, sind lange vorbei. Selbst gestandene Fußballer werfen sich nach der erfolgreichen Torjagd nicht mehr auf einen Haufen von zehn schwitzenden Freunden, sondern halten ihre zum Herzsymbol geformten Hände strahlend in Richtung Tribüne und die bereitstehenden  Kameras. Wohl wissend, dass die Herzen von Millionen Fans gerade einen Hüpfer gemacht haben. Dass sie nicht zu viele Hüpfer machen, dafür sorgt in Krefeld ab sofort der neue Chefarzt der Rhythmologie am Helios Klinikum, Priv.-Doz. Dr. med. Dong-In Shin. 

Das Herz hat eigentlich einen eigenen Takt, einen Rhythmus. Dieser Takt ist erstens regelmäßig und zweitens langsam. Idealerweise geht unser Puls gleichmäßig mit einer Schlaghäufigkeit von 60 bis 80 Schlägen pro Minute. „Je langsamer der Puls, desto länger leben wir“, so Dr. Shin. „Unsere Schildkröte zum Beispiel hat einen Herzschlag von zwölf in der Minute, damit kann sie 70 Jahre alt werden.“ Patienten mit Herzrhythmusstörungen haben häufig einen viel zu schnellen, unregelmäßigen Herzschlag (über 100 Schläge pro Minute). Grundsätzlich kann an jeder Stelle des Herzens eine Arrhythmie entstehen, vor allem jedoch an Orten, an welchen das Herz in Verbindung zu einem Teil des Gefäßsystems steht. Die häufigste Arrhythmie im Erwachsenenalter ist das Vorhofflimmern. Etwa 1,6 Millionen Menschen sind in Deutschland betroffen; meist ohne dass sie selbst es merken. Der Vorhof, der sich normalerweise im Takt mit den vier Herzkammern zusammenzieht, tut das nicht mehr, sondern beginnt zu flimmern. Älteren Menschen fällt das oft gar nicht auf. Jüngere klagen bei Vorhofflimmern über Leistungsminderung und Kurzatmigkeit. Mechanisch hat das zur Folge, dass der Vorhof faktisch gar nichts mehr tut. Ganz lebenspraktisch kann ein Schlaganfall die Folge sein. 

Zur Früherkennung reicht in vielen Fällen ein einfaches EKG aus. „Wenn wir es bei Extrasystolen aus den Hauptkammern des Herzens schaffen, nur einen einzigen Extraschlag zu Papier zu bringen, lässt sich aus der Ableitung schon viel erkennen“, führt der Experte aus, „zum Beispiel, wo sich die elektrische Störung im Herzen befindet.“ Oft ist schon eine Bestätigung des eigenen Empfindens an sich erleichternd für die Patienten, die meist jahrelang mit ganz harmlosen Herzrhythmusstörungen herumlaufen, bevor der Leidensdruck ein Eingreifen erfordert. Andere Arrhythmien, wie das Vorhofflimmern, lassen sich nur durch eine Katheterablation gezielt beeinflussen, wenn die Therapie mit Medikamenten frustran (ohne Erfolg/ergebnislos) verlaufen ist. Das langfristige Ziel ist es, den Herzschlag wieder auf unter 100 regelmäßige Schläge in der Minute zu bringen. Nur so kann es bei guter Pflege auch 100 Jahre alt werden.

Denn obwohl das Herz nüchtern betrachtet ein ziemlich simpel gestricktes Organ ist, kann es auf vielfältige Arten und Weisen aus dem Takt geraten, das heißt, zu schnell oder unregelmäßig schlagen. Allein über 20 verschiedene Arten von Herzrhythmusstörungen erfordern das ganze Fingerspitzengefühl in Sachen moderner Kardiologie. Eine Herzensangelegenheit für den 42-jährigen Dr. Shin, der seit Mai in seiner neuen Wirkungsstätte aktiv ist. Und beeindruckt, vom Krefelder Herzzentrum: „Die Erfahrungen der ersten Wochen zeigt bereits, dass diese Klinik ein ziemliches Tempo hat, sich weiter zu entwickeln. Das liegt mir.“ Die Entscheidung, von der Uni-Klinik Düsseldorf nach Krefeld zu kommen, war eine bewusste: „Der hiesige Chefarzt der interventionellen Kardiologie, Priv.-Doz. Dr. med. Alexander Bufe, ist ein alter Kollege aus Wuppertaler Zeiten. Er war der erste Oberarzt in meinem Leben“ , erzählt Dr. Shin mit Blick auf seine bislang 16jährige medizinische Laufbahn. „Wir sind immer in Kontakt geblieben. Daher wusste ich um die Dynamik hier im Helios-Herzzentrum. Als es dann die Möglichkeit gab, in das Krefelder Team einzusteigen, habe ich nicht gezögert.“

Dem Herzen von Dr. Shin geht es demnach hervorragend: „Wir haben uns bereits damals gut verstanden und daran hat sich auch bis heute nichts geändert.“ Gemeinsam mit Dr. Alexander Bufe und Prof. Dr. med. Heinrich G. Klues, den Chefärzten der Klinik für Kardiologie und konservative Intensivmedizin, bildet er das kardiologische Spezialisten-Dreigestirn des Helios Klinikums. Seine Expertise im Bereich der Katheterablation von Herzrhythmusstörungen, also der millimetergenauen Verödung von Herzmuskelgewebe, hat sich inzwischen deutschlandweit herumgesprochen. „Es ist ultraspannend, was sich im Bereich der Medizintechnik allein innerhalb der letzten zwölf Monate getan hat“, berichtet der frischgebackene Chefarzt,  dem hier im Neubau des Klinikums ein technisch bestens ausgestattetes Interventionszentrum zur Verfügung steht, samt elektroanatomischer Bildgebungsverfahren.

„Es ist immens wichtig, sich jeden Fall individualisiert anzusehen“, sagt Dr. Shin. „In der Rhythmologie bekommen Sie immer eine maßgeschneiderte Therapie.“ Denn, eine Katheterablation ist kein profaner Eingriff. Das Herz wird mittels eines Sensors von vier Millimetern Durchmesser am Ende des Katheters abgetastet, wobei jede Stelle des Herzens ein anderes elektrisches Signal sendet. In Kombination mit Magnetfeldern und Röntgenstrahlung entsteht so ein komplexes, dreidimensionales Herz, das  gezielt von Störungen befreit werden kann. Solch eine Katheterablation dauert zwei bis drei Stunden und erfordert ziemlich viel manuelle Erfahrung. Die bringt Chefarzt  Dr. Shin reichlich mit. Zudem ist er ehrlich mit sich und seinen Patienten: „Das Risiko beträgt in erfahrenen Zentren etwa ein Prozent. Aber auch zu diesem einen Prozent möchte natürlich keiner gehören.“ Dennoch stehen die Chancen sehr gut, nach dem minimalinvasiven Verfahren, für immer beschwerdefrei zu sein. „Nichts wirkt der Angst mehr entgegen, als ein langes, ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch“, weiß Dr. Shin. Aus diesem Grund nimmt er sich gerne Zeit für seine Patienten. Damit ein gesunder Herzschlag nicht nur das erste ist, was unser werdendes Leben auf dem Ultraschall ankündigt, sondern auch das ist, was ein langes, erfülltes Leben beschließt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.helios-kliniken.de/klinik/krefeld/zentren/herzzentrum-niederrhein.