Mit 69 Jahren ist Hella Höfler vergleichsweise jung für ein Leben in einer Seniorenresidenz. Vom Gesicht und vor allem vom Verhalten her wirkt die gepflegte Krefelderin eigentlich nicht wie jemand, der nicht mehr in der Lage ist, sich allein zu versorgen. Doch dann fällt der Blick auf den Rollator neben Hella Höflers Stuhl. Sie erzählt, warum sie ihn braucht: „Ich habe vor vier Jahren eine schwere Entzündung im Bein gehabt. Woher, weiß man nicht. Jedenfalls habe ich eine Kniegelenksprothese bekommen. Das war schlimm, ich konnte nicht mehr laufen und war im Rollstuhl.“

Da Hella Höfler außerdem an einer Nierenkrankheit, Diabetes und Osteoporose leidet, wurde sie zum Pflegefall. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als auch ihr Mann schwer erkrankte. Hella Höfler erinnert sich: „Wir wollten dann beide zusammen hier einziehen, erst mal in Kurzzeitpflege. Ich hatte sogar schon eine Zusage für uns beide. Aber dann ist mein Mann gestorben.“ Zwei Jahre zuvor war der einzige Sohn der Höflers beim Baden tödlich verunglückt, und nun stand die ehemalige Serviererin ganz alleine da. Zu ihrer Schwiegertochter und zu ihrem einzigen Enkel hat Hella Höfler keinen Kontakt mehr. Ins Bellini einzuziehen und hier mit anderen Pflegebedürftigen ihren nächsten Lebensabschnitt zu verbringen, war für Hella Höfler die Lösung.

Ein ähnliches Schicksal führte auch eine andere Bewohnerin in die Seniorenresidenz Bellini: Helga Kuhnert ist ebenfalls verwitwet, und auch ihr einziger Sohn ist vor einigen Jahren gestorben. Wie Hella Höfler hat sie Enkelkinder, die aber weit weg leben und sie nie besuchen. Auch Helga Kuhnert lebt schon seit vier Jahren im Bellini, weil sie nach vielen Krankenhausaufenthalten einfach nicht mehr laufen konnte und auf einen Rollstuhl angewiesen war. Zuhause konnte sie damit nicht mehr alleine leben. Die 80-Jährige erzählt: „Meine Nichte hat mir den Platz besorgt; das ist sehr gut, dass ich hier bin, meine Schwester wohnt nämlich ganz in der Nähe und kann mich jeden Tag besuchen kommen.“

Vor allem hat die gehbehinderte Dame in der Seniorenresidenz ideale Bedingungen vorgefunden, um sich auch mit Rollstuhl selbstständig zu bewegen. Alle Türen einschließlich der zum Fahrstuhl sind 1,20 Meter breit – ob mit Rollstuhl oder mit Rollator, das ist genug Platz, um bequem hindurch zu kommen. Die ganze Bauweise ist hell und offen. Helga Kuhnert begründet, warum das wichtig ist: „Das macht es für uns übersichtlich. Da wissen wir genau, wo wir hingehen oder hinfahren können und wo nicht. Hier ist alles so gut gestellt, dass wir fast überall freie Fahrt haben.“ Schon im Eingangsbereich, der mit einer automatischen Schiebetür öffnet und schließt, zeigt sich diese zweckmäßige offene Bauweise. Gegenüber der Empfangstheke laden gemütliche Lederpolster zum Verweilen ein, zum Zeitunglesen, Plaudern mit anderen Bewohnern oder einfach zum Ausruhen. Die Möbel haben hohe Sitzflächen und Armstützen, sodass auch ältere Menschen gut wieder aus ihnen aufstehen können. Hinter dieser Sitzgruppe öffnet sich der Restaurantbereich, in den man dank der modern-transparenten Raumaufteilung hineinschauen kann. Er liegt allerdings eine halbe Etage tiefer, weil er auch von einer anderen Gebäudeseite her zugänglich ist. Denn dieses Restaurant, das „Bellini“ , ist auch offen für Gäste der Bewohner und sonstige Besucher der Residenz. Damit die Menschen, die mit Rollstühlen oder Rollatoren vom Eingangsbereich her kommen, an die Ausgabetheke und die Tische gelangen können, wurde eigens eine schneckenförmige Serpentinenrampe eingebaut. Helga Kuhnert findet das „genial, dass wir da selbst runter können ins Restaurant.“ Auch in den hauseigenen Garten können die Bewohner allein gehen oder fahren. Helga Kuhnert war schon länger nicht mehr dort, aber sie hat ihn mit bepflanzt. Sie lächelt: „Ich habe 35 Jahre lang einen Garten gehabt, das mach ich gerne. Und hier an das Hochbeet komme ich ja immer noch gut ran. Ich hab da Petersilie und Schnittlauch eingesät.“ 

Solche Maßnahmen wie Hochbeete, bei denen man sich zum Gärtnern nicht bücken muss, überbreite Türen, Aufzüge, Rampen oder andere Beiträge zur Barrierefreiheit entsprechen gängigen Bauvorschriften für Pflegeeinrichtungen. Aber in der Bellini-Seniorenresidenz werden die Ansprüche, die pflegebedürftige, bewegungseingeschränkte Menschen an ihre Umgebung haben, in besonderer Weise erfüllt. Etwa mit den geräumigen Zimmern, in denen die Bewohner sich auch mit Rollstuhl in alle Richtungen bewegen können. Es gibt ausschließlich Einbettzimmer. Für Hella Höfler die Voraussetzung, um einzuziehen. Sie sagt: „Ich bin gesellig und offen, aber ich habe ein stressiges Leben geführt. Jetzt möchte ich auch mal die Tür zu machen und meine Ruhe haben.“ Zu jedem Zimmer gehört ein eigenes Badezimmer. Betreuungsdienst-Teamleiterin Judith Meyer weiß, wie wichtig es vielen ist, dass dort alles so eingerichtet ist, damit sie alleine zur Toilette gehen können. 

Wie sowieso diese ganzen Maßnahmen dazu dienen, vielen Bewohnern zu ermöglichen, sich selbst wieder besser bewegen zu können. Besonders die Barrierefreiheit, die Sitzgelegenheiten, die an vielen Stellen zum Verschnaufen eingerichtet sind, und schlicht die Handläufe in allen Fluren und an anderen Wänden haben Hella Höfler und auch Helga Kuhnert dabei geholfen, selbst wieder zu gehen. Beide brauchen keinen Rollstuhl mehr, nur noch einen Rollator. Beide können nur zehn, maximal zwanzig Schritte ohne Gehhilfe laufen – aber immerhin trauen sie sich das wieder . Jede nimmt ihren Interessen gemäß rege am vielfältigen Freizeitangebot in der Seniorenresidenz teil. Hella Höfler hat als neues Hobby Malen für sich entdeckt, und Helga Kuhnert singt jetzt regelmäßig in der Gruppe. Und demnächst will sie auch mal wieder raus in den Garten, um zu sehen, ob die Petersilie und der Schnittlauch im Hochbeet etwas geworden sind.

Bellini Senioren-Residenz, Am Schirkeshof 6, 47804 Krefeld, Tel. 02151-73770, www.bellini-krefeld.de