Krefeld ohne Hockey? Das ist wie Meer ohne Salz. Auch jenseits von Pinguinen und Eisstadien, nämlich als Feld- und Hallensport, ist Hockey der Samt- und Seidenstadt regelrecht eingewoben. Großen Anteil daran hat seit Jahrzehnten die Familie Wellen, deren Mitglieder alle hockeybegeistert sind und den schnellen Sport zum Teil auch sehr erfolgreich selbst spielten oder spielen. Da ist zum einen der legendäre, 1998 verstorbene Gerd Wellen, nach dem die Stiftung benannt wurde; er war ein „HockeyAss“ , wie es auf der Webseite der Gerd-Wellen-Stiftung heißt, und: „in den Hockey-Sport hinein geboren, dabei geblieben und hat viele Jahre nicht nur Bälle ins Rollen gebracht.“ Gerd Wellen trainierte seit Anfang der 1970er Jahre die Hockey-Jugend des Crefelder Hockey- und Tennisclubs 1890 (CHTC); so engagiert und erfolgreich, dass der CHTC seither zu den besten Clubs des Deutschen Hockeybundes aufsteigen konnte. 

Ein weiteres Hockey-Talent aus der Familie ist Gerd Wellens Sohn Dirk. Der heute 54-Jährige war als Jugendlicher mit dem deutschen Juniorenteam 1981 in Barcelona Europameister und 1982 in Kuala Lumpur sogar Weltmeister. Und auch bei ihm ging das „Hockey-Gen“ auf den Nachwuchs über: Die 23-jährige Tochter Alina Wellen spielt in der 1. Damen-Mannschaft des CHTC, und der 21-jährige Sohn Niklas spielt sogar in der A-Nationalmannschaft im Feldhockey. Momentan bereitet er sich auf die Olympia-Qualifikation in Argentinien für die Sommerspiele 2016 in Rio vor. Damit ist die aktiv-sportliche Hockey-Bilanz der Familie Wellen aber noch längst nicht komplett: Dirk Wellens Ehefrau Barbara, eigentlich eine ehemalige Basketballspielerin, betreute lange die Kleinsten im CHTC, seine Schwester Heike ist seit vielen Jahren Jugendwartin und im Club trainieren noch zwei Mitglieder des Wellen-Clans: Anja Wellen, die Witwe eines Großcousins von Dirk Wellen, und Nicola Wellen-van Fürden, eine Cousine. Sie alle teilen die Begeisterung fürs Feld- und Hallenhockey, die Dirk Wellen so beschreibt: „Das ist einfach ein vielseitiges, anspruchsvolles Spiel. Man läuft viel, braucht ein gutes Ballgefühl, es fordert einen mental und fördert den Teamgeist. Das sind lauter nette Leute, die Hockey spielen!“ Dirk Wellen findet den Sport, den er seit seinem siebten Lebensjahr betreibt, einfach „toll“ und spielt auch immer noch zweimal in der Woche. Das ist die eine Seite des Engagements der Familie Wellen für den Hockeysport: Die im wörtlichen Sinne aktive. Die andere Seite ist ebenso intensiv und segensreich für Krefeld: Denn die Wellens stecken viel Geld in den Sport, den sie so lieben, und auch das schon seit Jahrzehnten. Die weit verzweigte Unternehmerdynastie hat ihren Sitz seit 1894 in Krefeld; unter der Traditionsmarke „tewells“ produzierte die Firma über 100 Jahre lang Puddingpulver, Backmischungen und Backzutaten. 1994 stieg die Familie in die Futterherstellung für Heimtiere ein, und seit 2004 produzieren die Wellens ausschließlich Tiernahrung: „petfood“ , also Haustierfutter, für Katzen und Hunde. Rondo Food, wie das Unternehmen heißt, beliefert viele Handelsketten und Discounter, hat inzwischen Standorte in Krefeld, Sachsen-Anhalt und Irland mit rund 500 Mitarbeitern – und wächst beständig weiter. Eine florierendes Geschäft, das den Wellens erlaubt, großzügig ihre Lieblingssportarten zu sponsern.

Neben Hockey ist das Tennis. Folgerichtig, dass die Wellens in den Neunzigerjahren den Verein, in dem sie spielten – den traditionsreichen Crefelder Hockey und Tennis Club 1890 e.V. – dabei unterstützten, seine Vereinsstätten auszubauen und zu modernisieren. Die Spenden halfen, die idyllisch im Krefelder Stadtwald gelegenen Anlagen so auszustatten, dass sie „mit zwei bewässerten Vollkunstrasenfeldern und einem Naturrasenplatz zu den bestausgestatteten Hockeyanlagen in ganz Deutschland“ gehören und „neben regelmäßigen Bundesliga Spielen auf höchsten Niveau“ auch schon „Austragungsort vieler Länderspiele“ waren und sind, wie der Verein auf seiner Website verkündet. Und auch die elf Tennisplätze des CHTC, einen halben Kilometer von der Hockeyanlage entfernt, können sich sehen lassen. 2003 wurde die Hockeyanlage – in Anerkennung ihres langjährigen Förderers Gerd Wellen – in „Gerd-Wellen-Hockeyanlage“ umbenannt. Dass auch die 2006 von Dirk Wellen und seiner Frau Heike gegründete Stiftung „Gerd-Wellen-Sportstiftung“ heißt, ist laut Stiftungsvorstand Dirk Wellen ebenfalls ein Zeichen der Dankbarkeit und der Würdigung dessen, was Gerd Wellen mit seiner Jugendförderung im Krefelder Hockey bezweckt und bewirkt hat. Der Sohn erklärt, was den Vater antrieb: „Wir wollen den Nachwuchs leistungssportlich fördern. Mit den Beiträgen der 1.100 Vereinsmitglieder des CHTC können wir die Basisarbeit ermöglichen. Aber die jungen Ausnahmetalente, die auf Weltniveau spielen und an Olympiaden teilnehmen können, brauchen spezielle Förderung. Dafür haben wir die Stiftung gegründet: Um die Leistungsträger systematisch zu entwickeln und zu unterstützen.“ Für sie hat die Stiftung hauptamtliche Trainer engagiert, die sich der Verein sonst nicht leisten könnte. Oder vor kurzem beispielsweise eine neuartige Videosoftware angeschafft, die die Spiele aufzeichnet und eine sofortige Auswertung ermöglicht. Der Erfolg kann sich sehen lassen; Dirk Wellen zählt auf, welche Olympiasieger im Feld- und Hallenhockey schon aus dem CHTC hervorgegangen sind: „1992 gab es Gold für Klaus Michler in Barcelona, 2004 Gold für Caroline Casaretto in Athen, 2008 und 2012 Gold für Matthias Witthaus in Peking und London, und dort ebenfalls Gold für Oskar Deecke und Linus Butt.“

Doch auch jenseits von Leistungssport, Hockey oder Tennis engagiert sich die Gerd-Wellen-Stiftung: Sie war maßgeblich an der Entstehung des neuen Bewegungsparks im Stadtwald zwischen Rennbahn und der Tennisanlage des TV 03 Schwarz-Gelb beteiligt. Im April eröffnet, unter freiem Himmel und öffentlich zugänglich, stehen auf dem bis dahin ungenutzten Gelände an acht Stationen moderne Geräte, die verschiedenste Trainingsmöglichkeiten bieten. Dirk Wellen hatte die Idee dazu und erzählt vergnügt: „Ich habe so etwas auf Geschäftsreisen in anderen Städten gesehen und dachte, das wäre auch für Krefeld cool. Das eignet sich für Leistungssportler; die können zum Beispiel am Stangenparcour die atemberaubendsten Übungen machen. Aber die Geräte können auch von älteren Leuten oder Kindern genutzt werden.“ Das Besondere an dieser modernen Spielart des guten alten Trimm-Dich-Pfades ist, dass die Geräte die Kraft, Beweglichkeit und Körperkontrolle verbessern, indem sie nicht einzelne Muskeln, sondern Bewegungsabläufe trainieren. Dadurch werden auch die Koordination und das Herz-Kreislauf-System gestärkt. Der neue Bewegungsparcour findet regen Zuspruch. Offenbar gefällt es vielen Krefelderinnen und Krefeldern, dass sie ihr Fitnessprogramm nun in der schönen Jahreshälfte draußen absolvieren können. Dank der Gerd-Wellen-Stiftung, die wieder einmal großzügig für die Sportförderung in Krefeld aktiv geworden ist.

Weitere Informationen unter www.gerd-wellen-sportstiftung.de und  www.facebook.com/bewegungspark.stadtwald.