Warum nimmt jemand die Strapazen, die monatelangen Trainings- und Vorbereitungsphasen und dazu noch die Kosten für so einen Mountainbike-Marathon auf sich? Sebastian: „Weil es süchtig macht. Es ist ein unglaublich tolles Gefühl.“ Seit zehn Jahren radelt er jährlich bis zu 20.000 Kilometer, hat damit schon fast fünfmal die Erde umrundet. Der Krefelder Sebastian Breuer ist mit 24 Jahren einer der jüngsten und erfolgreichsten MountainbikeFahrer in Deutschland und Mitglied im Cycletec Centurion MTB Team. Mit 14 Jahren bekam er sein erstes Rennrad. Durch die Begeisterung für den Radsport, seinen Einsatz und Ehrgeiz radelte er sich schnell an die Spitze der Bundesliga. Und war europaweit unterwegs. „Belgien, Frankreich, Portugal – jedes Wochenende irgendwo anders. Schön war, dass ich nur fahren und natürlich schnell sein musste. Ich stand unter Vertrag und der Sponsor kümmerte sich um alles, buchte und bezahlte die Flüge, die Hotels und den Radtransport“ , erzählt Sebastian mit Blick in die Vergangenheit. Doch vor drei Jahren tauschte Sebastian das Rennrad gegen ein Mountainbike: „Ich hatte Lust auf etwas Neues und wollte vom Asphalt runter, raus in die Natur“ , erzählt er. Anders als beim Straßenrennen kommt es beim  Mountainbiking nicht nur auf Schnelligkeit, sondern vor allem auch auf Geschicklichkeit an. „Technisch ist das viel anspruchsvoller,“ erklärt Sebastian begeistert, „ es geht ständig bergauf und bergab, über Wurzeln, Äste, Steine und andere Hindernisse.  Auch Strecken, die man gut kennt, sind immer wieder anders, weil sich das Gelände nach Regen, Sturm oder auch nach längeren Trockenphasen verändert hat und eine neue Herausforderung darstellt.“

Am liebsten trainiert der Krefelder, der eine Ausbildung zum Medizinisch-Technischen Assistenten (MTA) macht, rund um den BaldeneySee in Essen. „Wenn ich aus dem Krankenhaus nach Hause komme, esse ich schnell etwas, ziehe mich um und fahre los“ , sagt er. Konkret heißt das: 30 Kilometer bis nach Essen radeln, im hügeligen WaldGelände trainieren und wieder 30 Kilometer zurück nach Krefeld zu fahren! Um einen der ersten Plätze bei MTB-Marathon-Rennen zu belegen, muss intensiv trainiert werden, schließlich werden dabei Distanzen von 100 bis 120 Kilometern und zwischen 2.000 und 3.000 Höhenmetern zurückgelegt.

Anders als beim Radrennen muss sich Sebastian allerdings jetzt um alles selbst kümmern. „Wenn etwas am Rad defekt ist, repariere ich es. Die Ersatzteile muss ich bezahlen, genauso wie die Unterkunft und Anreise zu den Rennen“ , sagt Sebastian. Prämiengelder gibt es so gut wie nie. Und wenn, dann sind es vielleicht mal 100 Euro. Obwohl Sebastian gut mit seinem Geld haushalten muss, bereut er keinen Moment, sich fürs Mountainbiken entschieden zu haben. „Ich liebe ja gerade das Individuelle an dieser Sportart und die Auseinandersetzung mit der Natur“ , sagt er. Das Fahrrad bekommt er übrigens von Cycletec. Und so ein Mountainbike kostet ab 1.500 Euro aufwärts. „Mein Leben ist wirklich abgefahren. Ich trainiere jeden Tag und bin  an den Wochenenden immer auf MTB-Rennen, obwohl ich viel lernen und mich ums Studium kümmern muss. Im September mache ich das Staatsexamen. Aber –ich bin zuversichtlich, dass alles gut läuft“ , sagt er mit Blick in die Zukunft. Denn der junge Sportler zeigt nicht nur eine eiserne Disziplin beim Training, sondern auch beim Lernen: „Wenn es darauf ankommt, lerne ich eben die Nacht durch“ , erzählt er lachend.

Besonders wichtig ist für ihn die richtige Ernährung. „Ich bin 1,94 Meter und damit ziemlich groß fürs Radfahren. Damit nicht zuviel Gewicht auf die Reifen kommt, muss ich bei meinen 74 Kilo bleiben. Würde ich vier oder fünf Kilo mehr auf die Waage bringen, hätte ich bei den Rennen keinen Chance auf Sieg“, erklärt er. Also gibt es gesundes Müsli zum Frühstück und abends keine Kohlenhydrate. Es sei denn, am nächsten Morgen startet ein Rennen. „Dann esse ich Nudeln mit Spinat und nehme für unterwegs Energy-Gels mit, die viel Eiweiß und Kohlenhydrate enthalten“, so Sebastian weiter. Übrigens: Auch wenn Krefeld nicht gerade für seine Berge berühmt ist, meint Sebastian, dass die Stadt durchaus gute Möglichkeiten fürs Mountainbiken bietet. „Vor allem am Hülser Berg. Das Gelände ist sehr abwechslungsreich. Die Single Trails, sogenannte Trampelpfade oder enge Wege, sind voller Wurzeln und es gibt viele Schanzen, über die man springen kann., Also: hervorragende Trainingsmöglichkeiten für alle Könnerstufen“ , erzählt er begeistert. Jeder, der Spaß am Mountainbiken hat, ist herzlich eingeladen, zur Bergschänke am Hülser Berg zu kommen. Dort fahren neben Sebastian auch andere Profis wie der 55-jährige Gründer des Krefelder Cycletec Centurion MTB Teams, Thomas Dinter: „Wir treffen uns dort jeden Samstag um 14 Uhr und wer Lust hat, kann gerne mit uns fahren. Egal, wie gut oder schlecht, alt oder jung er ist“ , sagt er in Richtung aller Interessierten.