In der Schlaganfall-Versorgung ist die zertifizierte Stroke Unit des Helios Klinikums das Maß der Dinge am Niederrhein. Spezialisten aus Neuroradiologie und -chirurgie, Gefäßchirurgie und Kardiologie arbeiten sowohl in der Akutbehandlung als auch in der wichtigen Nachsorge und Prävention eng zusammen, um Leben und Gesundheit der Patienten zu schützen und die drohende Gefahr eines zweiten Schlaganfalls auszuschließen.

„Time is brain“: Wird die Durchblutung in Teilen des Gehirns durch einen Hirninfarkt unterbrochen, tickt die Uhr erbarmungslos. Sechs bis acht Stunden bleiben, um sie wiederherzustellen und zu verhindern, dass die betroffenen Areale absterben und wichtige Funktionen dauerhaft ausfallen. Eile ist geboten. „Es ist darum immens wichtig, dass der Rettungsdienst immer direkt die Stroke Unit anfährt. Der Umweg über eine andere Klinik kann tödlich sein – auch wenn sie vielleicht näher gelegen ist“, mahnt Prof. Dr. Thomas Haarmeier, Chefarzt der Neurologie des Helios Klinikums. Bei Einlieferung eines Schlaganfall-Patienten startet in der Stroke Unit sofort ein eng getakteter Zeitplan: Innerhalb von 15 Minuten finden Erstuntersuchung und Computertomografie (CT) mit Kontrastmittel statt, die Aufschluss über Ort und Größe des Blutgerinnsels sowie die betroffenen Hirnareale gibt. Nach Bewertung des CT wird schnellstmöglich die Thrombolyse eingeleitet: die Injektion eines Medikaments, das das Gerinnsel auflösen soll. Zeigt dies keinen Erfolg oder ist das Gerinnsel zu groß, wird innerhalb von 60 Minuten eine Thrombektomie vorgenommen: Durch die Leistenschlagader führt der Neuroradiologe über einen Katheter ein haarfeines Metallgeflecht ein, mit dessen Hilfe das Gerinnsel entfernt wird.

,,Die Erfolgsrate für diese Behandlung, erst seit 2015 medizinischer Standard, aber am Helios Klinikum bereits lang erprobt und verfeinert, liegt bei über 90 Prozent", ergänzt Dr. Ralf Dörbecker, Leitender Arzt der Neuroradiologie.

„Das Zeitfenster für die Thrombektomie wird üblicherweise mit sechs Stunden beziffert“, berichtet Prof. Dr. Marcus Katoh, Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. „Aber es gibt durchaus Fälle, in denen sie auch später noch sinnvoll ist.“ Für die Identifikation solcher Fälle stehen an der Stoke Unit die Bildgebungsverfahren der Kernspintomografie zur Verfügung. Sie ermöglichen es, den Zeitpunkt des Schlaganfalls und das Ausmaß des bereits entstandenen Schadens zu ermitteln. „Das ist hilfreich, wenn der Patient bewusstlos ist oder keine genaue Auskunft geben kann, etwa wenn ihn der Schlaganfall im Schlaf ereilt hat. Wir können dank moderner Technik heute auch solchen Menschen helfen, bei denen wir das Risiko eines Eingriffs noch vor wenigen Jahren wegen mangelnder Erfolgsaussichten nicht mehr eingegangen wären“, erklärt Katoh. Dazu muss man wissen, dass der Eingriff ins Gehirn immer mit Gefahren verbunden ist, aber nicht jeder Schlaganfall schwere Folgeschäden nach sich zieht, die dieses Risiko rechtfertigen. „Es macht einen Unterschied, ob das Sprachzentrum, die Bewegungsfähigkeit oder das Leben selbst auf dem Spiel steht, oder ob Regionen betroffen sind, deren Schädigung für den Patienten selbst kaum spürbar sein wird“, weiß Haarmeier.

Die Spezialisten der Stroke Unit eint der „Mut zur Therapie“. Das gilt nicht zuletzt für Prof. Dr. Michael Stoffel, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie. Wenn er in die Stroke Unit gerufen wird, geht es meistens um Leben und Tod. „Gewebe, das nicht mehr richtig durchblutet wird, schwillt an“, erklärt er eine lebensbedrohende Begleiterscheinung des Schlaganfalls. „Hirnhaut und Schädelknochen setzen dieser Schwellung eine natürliche Begrenzung entgegen. Wenn wir sie nicht entfernen, wird das Hirn durch den ansteigenden Druck beschädigt.“ Die lebenserhaltende chirurgische Maßnahme nennt sich Hemicraniektomie: „Wir entfernen eine Hälfte der Schädeldecke, um dem Gehirn den für die Schwellung nötigen Raum zu geben, und setzen sie dann später, rund zwei bis drei Monate nach dem Schlaganfall, wenn das Hirn abgeschwollen ist, wieder ein“, beschreibt Stoffel den Eingriff. „Aufgrund der Schwere des Eingriffs wird die Hemicraniektomie in der Regel nur bei Patienten bis zum 60., selten bis zum 70. Lebensjahr durchgeführt – und nur dann, wenn das Leben auf dem Spiel steht.“ Das ist immerhin rund 15 mal im Jahr der Fall.

Mit der Beseitigung der akuten Bedrohung ist die Arbeit an der Stroke Unit aber noch nicht getan. „Die Gefahr, dass nach einem Schlaganfall ein weiterer folgt, ist groß“, erläutert Haarmeier, „Es gilt, die Ursachen hinter dem Schlaganfall zu ermitteln und einem Zweitereignis vorzubeugen.“ Diese Ursachenforschung beginnt schon mit der Akutversorgung – und fördert in rund 15 bis 20 Prozent der Fälle als Ergebnis eine Carotis-Stenose, die Verengung der Halsschlagader, zu Tage. „Dabei lagert sich Kalk zwischen der äußeren und der mittleren Gefäßschicht ab“, weiß Priv.-Doz. Dr. Gabor Gäbel, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie. „Durch den Druck des Pulses platzt er ab, die mittlere Gefäßwand reißt und es entsteht eine Wunde, an der sich Blutgerinnsel bilden, die den Infarkt auslösen.“ Die Vergabe blutverdünnender Medikamente ist auch hier der erste Therapieschritt, der jedoch nur bei kleineren Ablagerungen ausreicht. „Eine Operation an der Halsschlagader birgt immer Risiken: Im ungünstigsten Fall löst sie den Schlaganfall aus, den sie eigentlich verhindern soll“, erklärt Gäbel.

Carotis-Operationen sind aus diesem Grund an hohe Qualitätsanforderungen geknüpft und werden über bundesweite Datenerhebung streng geprüft. Die Durchführung des Eingriffs, der Eversionsendartieriektomie (EEA), erfordert Erfahrung und ein hohes Maß an Präzision. „Zunächst wird die Halsschlagader abgeklemmt. Das bedeutet auch, dass wir die Blutzufuhr zum Hirn kurzzeitig stark verringern. Um sicherzustellen, dass es ausreichend versorgt ist, führen wir den Eingriff in lokaler Betäubung durch. So bleibt der Patient für uns immer ansprechbar und wir können seinen Zustand jederzeit überprüfen“, berichtet Gäbel. „Wir durchtrennen die Halsschlagader und lösen den Kalkzylinder. Danach wird die Carotis wieder angenäht. Der ganze Eingriff dauert meistens nicht länger als 60 Minuten.“

Eine weitere häufige Schlaganfall-Ursache und darüber hinaus ein markantes Frühwarnzeichen ist das Vorhofflimmern: Die Herzkammervorhöfe vibrieren, der normale Herzrhythmus und der Blutdurchfluss werden damit kurzzeitig gestört. „Das Vorhofflimmern an sich ist harmlos“, erklärt Prof. Dr. Heinrich Klues, Chefarzt Kardiologie des Herzzentrums. „Allerdings setzen sich dabei Blutgerinnsel im Herzen ab, die mittelfristig einen Schlaganfall auslösen können. Etwa 20 Prozent der Hirninfarkte lassen sich darauf zurückführen.“

Die Therapie nennt sich Antikoagulation und sieht die Vergabe blutverdünnender Arzneimittel vor, mit denen aber immer die Gefahr einer inneren Blutung einhergeht. Alternativ hat die Kardiologie die Möglichkeit, die Herzrhythmusstörung durch Flimmerablation dauerhaft zu beheben: „Es handelt sich dabei um eine elektrophysiologische Verödung der Leitungsbahnen im Herzen, die dazu führt, dass die Störimpulse, die das Vorhofflimmern auslösen, nicht mehr weitergegeben werden“, erklärt der Kardiologe die Wirkungsweise. „Allerdings kommt diese minimalinvasive Operation nur für einen geringen Teil der Betroffenen in Betracht. Das Alter ist dabei ein ganz entscheidender Faktor.“

Nicht nur die Kardiologie setzt für die Zukunft der Schlaganfallbehandlung große Hoffnung in die Technik. „Blutdruck-Apps könnten bei Auftreten von Vorhofflimmern ein Signal an den User senden. Die Schlaganfallprävention würde davon immens profitieren“, weiß Klues. Bis es soweit ist, sind wir weiterhin auf die Erfahrung, Entschlossenheit und Innovationsbereitschaft medizinischer Spezialisten angewiesen. Angesichts der geballten Fachkompetenz der Neuroradiologen und -chirurgen, Kardiologen und Gefäßchirurgen, die an der zertifizierten und mehrfach prämierten Stroke Unit des Helios Klinikums Krefeld eine medizinische Heimat gefunden haben, eine Situation, mit der sich gut leben lässt.

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