Ab dem 1. März 2020 tritt das Masern-Schutzgesetz in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt müssen per Gesetz alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr, die neu eine Gemeinschaftseinrichtung wie Schule, Kindergarten oder Tagespflege besuchen, die von der STIKO empfohlenen Masern-Schutzimpfungen vorweisen. moveo sprach mit den Krefelder Kinder- und Jugendärzten Dr. Sebastian Wirth und Dr. Robert Primke von der Kinderarztpraxis Leyental darüber, wieso man seine Kinder überhaupt impfen lassen sollte.

Was genau ist die STIKO, also die Ständige Impfkommission?

Dr. Wirth: Die STIKO am Robert-Koch-Institut ist ein unabhängiges Expertengremium, mit Mitgliedern aus den verschiedenen Fachbereichen der Medizin wie Infektiologie, Bakteriologie, Virologie, Tropenmedizin, Forschung und Wissenschaft. Die Mitglieder sind ehrenamtlich tätig und treffen sich zweimal pro Jahr, um die aktuellen Impfempfehlungen für Deutschland festzulegen.

Welche sind das genau im Kindesalter?

Dr. Primke: Es fängt an mit der ersten Schutzimpfung gegen Rotaviren, wenn das Baby sechs Wochen alt ist. Als nächstes folgt die sogenannte Grundimmunisierung. Das ist die Sechsfachimpfung gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Hepatits B, Kinderlähmung und Haemophilus influenzae Typ b; ebenso wie die Impfung gegen Pneumokkoken. 

Dr. Wirth: Um den ersten Geburtstag des Kindes herum kommt dann die Vierfachimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken hinzu, ebenso eine Dosis gegen Meningokken C. Wichtig ist später auch noch die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) für Jungen und Mädchen ab neun Jahren, die etwa für Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten sowie Genitalwarzen verantwortlich sind.

Wieso ist es so wichtig zu impfen? 

Dr. Wirth: Impfen ist eine präventive, also vorsorgliche Maßnahme. Impfungen schützen vor Ansteckungen mit potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen. Das ist wichtig zum Beispiel bei den Masern, gegen die es tatsächlich kein Medikament gibt. Wer sich nicht impfen lässt, kann auch heutzutage noch an Masern sterben. Diese Krankheit ist eine der Haupttodesursachen bei Kindern weltweit. Generell ist es immer besser, einer Krankheit vorzubeugen, als sie später durchmachen zu müssen. 

Dr. Primke: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich zum Ziel gesetzt, Masern bis 2015 auszurotten. Leider ist dies nicht gelungen und wir müssen weiter daran arbeiten. Das Ziel ist aber erreichbar, wenn sich mindestens 95 Prozent aller Menschen dagegen impfen lassen. 

Dr. Wirth: Nehmen Sie als Beispiel die Pocken. Früher war das eine sehr schlimme Erkrankung, wurde sogar in der Bibel als „sechste ägyptische Plage“ bezeichnet. 1798 wurde ein Pockenimpfstoff gefunden. Heute sind die Pocken ausgerottet, seit 1980 gibt es sie weltweit nicht mehr. 

Welche Nebenwirkungen gibt es? 

Können Kinder von einer Impfung krank werden?

Dr. Primke: Bei Kindern wird der Impfstoff unter die Haut oder in einen Muskel gespritzt. Der kurze Pieckser ist etwas unangenehm, und es können lokale Rötungen oder auch mal Schwellungen auftreten. Manche Kinder fühlen sich nach dem Impfen schlapp oder sind quengelig. Selten kommt es auch zu erhöhter Temperatur oder Fieber, als mögliches Zeichen, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Von einer Schutzimpfung kann man nicht die jeweilige Krankheit bekommen, denn man erhält abgeschwächte Erreger oder sogar nur Teile davon.

Müssen auch Stillkinder geimpft werden? Schließlich schreibt man ihnen einen „Nestschutz“ zu.

Dr. Wirth: Das Stillen ist als Schutz vor schweren Krankheiten keinesfalls ausreichend. Auch Kinder, die voll gestillt werden, brauchen Schutzimpfungen. Denn das Immunsystem eines Babys ist noch unerfahren und somit ist das kleine Kind viel anfälliger für schwere Erkrankungen. Daher ist ein möglichst frühzeitiger Schutz durch Impfungen sinnvoll. _Silja Ahlemeyer

 

Kinderarztpraxis Leyental, Leyentalstr. 78 b, 47799 Krefeld
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