Das Licht wirft sanfte Schatten durch die Kachelfensterwand auf den außergewöhnlichen Boden. Linien aus festen Klebestreifen markieren einen Trainingsbereich und zeichnen den großen Raum im alten Stahlwerk in Willich als Turnhalle aus. Mit charmantem, britischem Akzent und voller Inbrunst erzählt John von der ersten Trainingseinheit, die er mit seinen Jungs, die hier in Willich stationiert sind, damals vor vielen Jahren durchgezogen hat. Für Edith Gribs verschwimmen Johns Worte und werden zur Hintergrundmusik, denn in ihrem Kopf beginnt ein ganz anderer Film: Als ehemalige Leistungsturnerin träumt sie schon immer von einer eigenen Turnhalle, das hier könnte ihre Bestimmung sein. Rund ein Jahr später zieht sie mit der „Halle 22“ von der rund 700 Meter entfernten Wegerhofstraße in das entstehende Industriegebiet. Ein Traum, der mit damals 200 Mitgliedern beginnt und heute mit mehr als 5.000 Sportbegeisterten in den modernisierten Räumen des Stahlwerks seine Liebhaber gefunden hat. Die Halle 22 feiert in diesem Jahr am Standort an der Schmelzerstraße ihren 20. Geburtstag.

„Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir das einzige Gebäude waren, das hier im Gewerbepark geöffnet hatte“, erzählt Marketingleiter Thomas Mathes. „Rundherum gab es nur unbefestigte Straßen, alles befand sich im Aufbau.“ Und auch heute bildet das außergewöhnliche Fitnessstudio und Gesundheitszentrum auf 4.500 Quadratmetern einen heimlichen Mittelpunkt des Industriegebiets. Wenn abends die angrenzenden Firmen ihre Türen schließen, tobt hinter den hellerleuchteten Fenstern der Halle das Leben. Ob auf den Cardiogeräten, im großen Kursraum, ob im Gewölbekeller, auf der Fläche für funktionelles Training oder in der angrenzenden Sauna- und Wellnesslandschaft: Schon der vollbesetzte Parkplatz zeigt, wie hoch das Interesse am Gesundheitszentrum ist. „In 20 Jahren Unternehmensgeschichte hier am Standort mussten wir immer aufpassen, dass uns die Zeit nicht überholt“, erklärt Mathes. „Hier steckt viel Konzept drin. Und auch viel Arbeit.“

Nach dem Einzug in das alte Stahlwerk entwickelt sich das Studio schnell: Schon im ersten Jahr verdoppeln sich die Mitgliederzahlen. Im Jahr 2000 auf einem Drittel der Fläche gestartet, ergänzt nur vier Jahre später bereits ein Neubau die Anlage. „Der Jahrtausendwechsel war auch die Zeit, in der sich die Fitnessbranche neu orientierte“, erklärt Mathes. „Reine Studios mit einfacher Kraft- und Ausdauerkombi waren nicht mehr modern, das Ganzheitliche rückte mehr in den Mittelpunkt. Der Gesundheitsaspekt war auf dem Vormarsch.“ Die Halle 22 passt schon früh ihr Konzept dem Umdenken an: Ein Check-up-Bereich überprüft in einem rund 75-minütigen Prozedere Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Rumpf- und Rückenhaltung sowie Körperwerte der Neukunden. Neben den klassischen Kraftgeräten schaffen die Protagonisten chipgesteuerte Milon-Geräte an und erweitern das Kursprogramm. Die typischen Bauch-Beine-Po-, Spinning- oder Bodypumpkurse werden durch Yoga, Pilates, Tae Bo oder Zumba ergänzt. Auch eine Physiotherapiepraxis zieht in das Gebäude mit ein. „Ab 25 Jahren nimmt unsere Muskelkraft jährlich um rund ein Prozent ab, gleichzeitig verkürzen sich unsere Muskeln“, erklärt Mathes. „Jeder Mensch, egal in welchem Alter, sollte Sport machen. Nicht nur Rehabilitation, sondern auch Prävention ist in unserem Haus ein wichtiges Thema“, so Mathes.

Nur wenige Jahre nach der Eröffnung des Neubaus nimmt sich die Halle 22 deswegen auch der besonderen Bedürfnisse von Senioren an. In einer Kooperation mit der Stadt Willich veranstaltet sie eine Seniorenwoche und integriert anschließend das besondere Training in den aktiven Alltag des Gesundheitszentrums. „Heute trainieren bei uns Mitglieder von drei bis 93 Jahren“, weiß auch Trainingsflächenleiter Richard Wiesenhütter. „Wir sehen uns als Anlaufstelle für die ganze Familie.“ Auch diese Entwicklung ist ein Ergebnis der Zeit: Nimmt der Vereinssport mit den Jahren an Attraktivität ab, melden immer mehr Eltern ihre jugendlichen Kinder im Fitnessstudio an. „Wir merken deutlich, dass die Beweglichkeit der Kinder durch den veränderten Schulalltag und die unterschiedlichen Gewohnheiten, zum Beispiel an der Spielekonsole, abnimmt“, erklärt der Fitnessfachwirt. „Es ist nie zu früh, um auf seinen Körper zu achten.“ In den diesjährigen Sommerferien setzte die Halle 22 deswegen erstmals ein Sportprogramm speziell für die Bambinis um: Inzwischen sind Kinderyoga, Kraft- und Ausdauertraining für die Kleinsten und auch das Functional Training für Bambinis in den festen Kursplan integriert. „Gerade der Functional-Bereich eignet sich für jedes Alter“, beschreibt Wiesenhütter. „Die Minis nehmen das Training spielerisch wahr, wir haben aber auch 60-Jährige, die auf einmal eine besondere Herausforderung wiederfinden.“ 

Ein eigener Functional-Bereich mit Kursen und freiem Training ist im Jahr 2015 in der Halle 22 entstanden. „Wir springen nicht auf jeden Fitnesszug-Kult auf, aber hier stehen wir hinter“, erklärt der 28-Jährige. „Das Training ist vielfältig. Du stärkst Beweglichkeit, Gleichgewicht und Körperspannung gleichzeitig und arbeitest immer mit dem ganzen Körper. Das macht was mit dir.“ Ist Wiesenhütter als ehemaliger „Ninja Warrior“ passionierter Trainer im Functional-Bereich, haben sich andere Kollegen zum Beispiel auf das Bodybuilding, das Five-Konzept oder den Freihantelbereich spezialisiert. Ein enges Betreuungskonzept, das individualisiert auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Mitgliedes eingeht, gehört zum Geheimrezept des Sport- und Gesundheitszentrums. „Wir nennen das Aktivcoaching“, beschreibt Mathes. Kurse, Trainingsplanerstellung, Check-Ups und Präventionsangebote sind da genauso integriert wie die Sichtbarkeit auf der Trainingsfläche oder das Arbeiten mit digitalen Geräten. „Mit einer eigenen App und diversen Möglichkeiten für unsere Mitglieder stellen wir uns schon seit Langem auch der herausfordernden Digitalisierung“, ergänzt der Marketingbeauftragte und lacht. „Kein Fortschritt bedeutet sonst eben immer auch Rückschritt.“ 

Halle 22, Fitness & Gesundheit, Schmelzerstraße 5, 47877 Willich,
Öffnungzeiten: Mo-Fr, 6.30-22.30 Uhr, Sa + So, 9-19 Uhr
Telefon: 02154-88 66 0, www.halle22.de