Mit dem Rentenalter beginnt für viele  Menschen eine Zeit der Veränderung. Die neugewonnene Unabhängigkeit, aber auch das Gefühl, sich selbst für das langjährige Arbeitsleben zu entschädigen, weniger Kontakte und Termine haben allerdings nicht immer nur positive Auswirkungen. Viele ältere Menschen in Deutschland entwickeln unbemerkt eine Alkohol- oder Tablettensucht. Dr. Melanie Tollkötter, Oberärztin an der Klinik Königshof, wird am 26. September 2019 einen Vortrag über Entstehungsgründe, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten für diese Erkrankung halten.

„Mir liegt etwas an dem Thema, weil ich sehr viele Suchtpatienten in der Klinik antreffe. Es wird oft unterschätzt, weil eine Abhängigkeit sich meist schleichend entwickelt und nicht so leicht auffällt“, weiß die Ärztin. „Auf die Familien der Betroffenen wirkt es oft so, als würden Opa oder Oma dement, da sich die Symptome sehr ähneln. Manche Betroffenen merken nicht einmal selbst, dass sie abhängig sind.“ Die Klinik Königshof bietet für Suchtpatienten und ihre Angehörigen eine Vielzahl an Beratungs- und Behandlungsoptionen – vom ersten diagnostischen Gespräch bis hin zum stationären Entzug. Dieser allerdings sollte den Senioren im besten Fall dank frühzeitigen Eingreifens erspart werden. 

Indikatoren für Alkoholabhängigkeit können unter anderem ein starker Wunsch oder Zwang nach Alkoholkonsum, verminderte Kontrollfähigkeit oder die Vernachlässigung anderer Hobbys und Aufgaben zugunsten des Trinkens sein. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts („Gesundheit in Deutschland aktuell 2010“) zeigen rund 15 Prozent der Senioren ab 65 einen riskanten Alkoholkonsum. Als abhängig wurden 0,5 Prozent der Frauen und 3 Prozent der Männer eingestuft. Ähnlich risikobehaftet ist die regelmäßige Einnahme sogenannter Benzodiazepine und Z-Substanzen, also verschiedener Schlaf- und Beruhigungsmittel, die viele ältere Menschen für eine bessere Nachtruhe verschrieben bekommen. Bei einer Überdosierung oder regelmäßiger Einnahme über lange Zeiträume kann es unter anderem zu Ataxie, nachlassender Leistungsfähigkeit, Antriebslosigkeit, demenzartigen amnestischen Störungen und sozialem Rückzug kommen. „Das Problem ist, dass Benzodiazepine von vielen Ärzten verschrieben werden, weil sie am effektivsten wirken“, weiß Tollkötter. „Man sollte sie aber eigentlich nur über einen kurzen Zeitraum einnehmen.“ 

Da das entsprechende Hintergrundwissen nicht immer gegeben ist, sei es ihr wichtig, im Vortrag eine Sensibilität für das Konsumverhalten und Aufmerksamkeit für die gängigen Symptome zu vermitteln – sowohl den Betroffenen selbst, als auch ihren Angehörigen. Interessierte sind herzlich eingeladen, die Veranstaltung kostenfrei und ohne vorherige Anmeldung zu besuchen. 

Do, 26.9.19, 17 Uhr, Klostersaal, Klinik Königshof, 
Am Dreifaltigkeitskloster 16, 47807 Krefeld