Technikbegeisterung und Technikskepsis gehen immer Hand in Hand: Ist die Technik wirklich hilfreiches Werkzeug oder hat umgekehrt sie uns voll in der Hand? So berechtigt die Frage ist: Wir können froh sein, dass die Medizintechnik in den letzten Jahrzehnten solche enormen Fortschritte gemacht hat. Eingriffe, die uns früher wochenlang ans Bett fesselten, werden heute dank moderner Geräte und Methoden „im Vorbeigehen“ erledigt. In der Zahnmedizin ersetzt der Intraoralscanner den lästigen Gebissabdruck – und bietet sowohl für Patienten als auch für Zahnärzte wie Dr. Nina Wollenweber zahlreiche weitere Vorteile.

„Unser Leistungsschwerpunkt sind Schienenbehandlungen oder die Anfertigung von Zahnersatz“, erklärt Wollenweber, die mit ihrem Team Anfang des Jahres ihre Praxisräume am Ostwall bezog. „Wir fertigen Schienen zur Therapie von Kiefererkrankungen, CMD, Schlafapnoe und Bruxismus an, also schädlichem Zahnknirschen, oder auch als Mundschutz für Sportler“, umreißt sie das Anwendungsspektrum. Die Grundlage für solche Schienen stellt ein Abdruck des Ober- und Unterkiefers dar. Bis vor wenigen Jahren blieb dem Patienten dazu nichts anderes übrig, als mehrere Minuten lang auf eine Masse zu beißen, die ihm mittels eines breiten Metalllöffels in den Mund geschoben wurde. „Vielen Menschen bereitet das große Schwierigkeiten“, weiß Wollenweber aus ihrer jahrelangen Erfahrung. „Die Apparatur und der Geschmack der Masse lösen bei manchen sogar Übelkeit bis zum Würgereiz aus. Das macht den ganzen Vorgang für sie unangenehm, wenn nicht gar unmöglich und für den behandelnden Zahnarzt sehr kompliziert.“  Mit dem Intraoralscanner ist das vorbei: Das Gerät sieht aus wie eine elektrische Zahnbürste ohne Borsten, die mit einem Tablet verbunden ist. Kiefer und Zähne werden damit gescannt, und es entsteht ein exaktes dreidimensionales Abbild, auf dessen Grundlage eine pass- und sogar farbgenaue Schiene oder Krone angefertigt werden kann. Der ganze Scanvorgang dauert nur wenige Minuten, während der der Patient zudem abgelenkt wird vom leisen Surren des Geräts und dem sich gleichzeitig auf dem Screen aufbauenden Bild.

Auch im Anschluss an die eigentliche Behandlung bringt die neue Technik zahlreiche Benefits: Nicht nur ist der Scan sehr viel genauer und sauberer als ein Abdruck, das Handling ist auch ungleich einfacher. „Die Scandaten werden direkt per Mail an den Dentaltechniker gesendet, der dann auf dieser Basis die Schiene oder die Prothese erstellt“, erläutert die Zahnärztin das weitere Prozedere. Das unsichere und zeitaufwändige Versenden von Abdrücken mit der Post oder Boten, das immer das Risiko von Verzögerungen oder auch einer Beschädigung beinhaltete, entfällt, die Wartezeiten werden für den Patienten enorm verkürzt. Der vereinfachte Versand bringt auch Flexibilität in der Wahl des Dienstleisters. „Für die Herstellung von Schienen zur Unterkiefer-Protrusion, die bei der Therapie von Schlafapnoe eingesetzt werden, arbeite ich jetzt mit dem französischen Marktführer zusammen. Das kann ich nur, weil ich kein Päckchen mehr ins Ausland schicken muss“, betont Nina Wollenweber. Und wenn ein Patient seine Schiene verliert, sendet man die gespeicherten Dateien einfach noch einmal raus. „Die Archivierung von physischen Abdrücken war deutlich komplizierter – und nahm natürlich viel mehr Platz in Anspruch“, lacht Wollenweber beim Gedanken an Regale voller Gebissabdrücke. 

Der Intraoralscanner leistet aber auch in der herkömmlichen Dentalmedizin gute Dienste, zum Beispiel in der Diagnostik: „Ein Scan eignet sich hervorragend, um dem Patienten zu zeigen, wo er besser putzen muss, wo er Karies hat oder das Zahnfleisch entzündet ist. Ich benutze den Scanner deshalb zunehmend bei Neuaufnahmen, um mit dem Patienten die therapeutischen Maßnahmen zu besprechen, zählt Wollenweber weitere Anwendungsgebiete auf. Angesichts dieser Vorteile verwundert es, dass laut Erhebungen bislang nur rund fünf bis sieben Prozent der deutschen Zahnärzte über einen Intraoralscanner verfügen. „Das Gerätes ist natürlich nicht ganz günstig“, nennt sie einen möglichen Grund. „Dazu kommt, dass die Technik erst in den letzten Jahren zur echten Anwendungsreife gelangt ist. Vorher waren das Handling umständlich und die Ergebnisse oft nicht zufriedenstellend.“ 

Auch wenn sie den Komfort eines Intraoralscanners nicht mehr missen möchte, greift Dr. Nina Wollenweber immer noch auf klassische Modelle zurück, die sie aber anhand des Scans anfertigen lässt. So praktisch der Umgang mit rein virtuellen Datensätzen ist, gibt es doch Fälle, in denen ein „handfestes“ physisches Modell unersetzlich ist. „Gerade bei Patienten, die unter einer Kieferfehlstellung tatsächlich leiden, möchte ich hundertprozentige Sicherheit haben, bevor ich eine Schiene produzieren lasse“, gesteht sie. „Ein physischer Abdruck, den man in die Hand nehmen kann, eignet sich viel besser dazu, die therapeutische Bisslage zu ermitteln und eine optimale Passform zu gewährleisten.“  Hinter der Technik, das ist ganz entscheidend, darf der Mensch nicht in Vergessenheit geraten. „Der Scanner ist ein tolles Hilfsmittel, das uns viel Arbeit abnimmt und Zeit spart. Aber wenn es darum geht, Menschen wirklich zu helfen und zu heilen, braucht das Geduld, Genauigkeit und Einsatz. Das ist nicht im Schnelldurchlauf zu haben.“ Mit dieser Haltung bedarf es keiner Angst vor der Technik. 

Wollenweber Zahnmedizin, Ostwall 187, 47798 Krefeld,
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