Ein neues Jahr beginnt, und mit ihm schwirrt eine Fülle guter Vorsätze durch Köpfe und Unterhaltungen. Veränderungswünsche sind jetzt allgegenwärtig. Doch zumeist bleiben sie reine Theorie, Luftschlösser. Petra Basler ist ausgebildeter Core Coach für Führung, Leadership und Veränderungskompetenz. Sie weiß, wie schnell Ideen der Selbstoptimierung wieder verworfen werden und hilft ihren Klienten dabei, vage Wunschvorstellungen in zielführende Pläne zu verwandeln.

Der richtige Zeitpunkt – Wann sollten wir Entscheidungen fällen und warum?

„Viele Menschen denken, gerade zum neuen Jahr hin: ,Das mit den guten Vorsätzen machen jetzt alle, also muss ich das auch machen‘. Dabei ist der richtige Zeitpunkt zum Einstieg in eine Veränderungsphase unheimlich wichtig“, erläutert Petra Basler und ergänzt: „Man sollte sich also zunächst fragen: Bin ich bereit für eine Veränderung? In welcher Lebensphase befinde ich mich? Nur wenn die äußeren Umstände auch eine Veränderung zulassen beziehungsweise unterstützen, kann sie auch gelingen.“ Ist das nicht der Fall, sollten die Pläne auf einen anderen Zeitpunkt verschoben oder die Umstände angepasst werden. Stimmt der Zeitpunkt und ist die betroffene Person in der Lage, sich voll und ganz auf ein neues Lebenskapitel einzulassen, sei der nächste Schritt, aus dem „guten Vorsatz“ ein echtes Ziel zu entwickeln. Dieses sollte so konkret wie möglich formuliert und nicht zu groß gedacht werden. 

 

Lust, Geduld und Achtsamkeit

Große Ziele haben zwei Mankos: Zum einen sind sie meist zu schwammig formuliert. „Ich will mehr Sport machen“ heißt erst einmal nichts Konkretes. Es kommen Fragen auf, die es erst einmal zu klären gilt: Welchen Sport will ich treiben, wo, wie oft und an welchem Wochentag? Zum anderen haben große Traumziele den Haken, dass erst ein Prozess durchlaufen werden muss, bis sie erreicht sind. Besser sollte daher in kleinen und dafür exakten Schritten geplant werden. Bei der Umsetzung und langfristigen Veränderung helfen dann feste Rituale. Sport wird zum Beispiel immer an bestimmten Tagen zu einer festen Zeit anberaumt, damit sich ein neues Verhaltensmuster daraus entwickeln kann. Anderenfalls droht schnell die Falle des Aussetzens, das – wie wir alle wissen – meist zur gänzlichen Aufgabe des Plans führt. 

Verzichten funktioniert übrigens nicht. Lieber sollte eine neue Eigenschaft etabliert werden als zwanghaft etwas „nicht mehr machen“ zu wollen. „Das Gehirn versteht kein Nein. Wenn ich sage: Denk nicht an den lila Elefanten, denkt jeder genau daran“, erläutert Basler. Ähnlich sei es mit der Schokolade, die wir nicht mehr essen wollen oder dem Handy, das wir nicht mehr so häufig in die Hand nehmen möchten. Statt sich vorzunehmen, keine Schokolade mehr zu essen, sollte man beispielsweise lieber einen geregelten Ess-Rhythmus etablieren. Der Nebeneffekt davon ist automatisch der, den man mit einem Verbot unter Zwang erreicht hätte: ein geregelter Blutzuckerhaushalt und verminderter Appetit auf den Schokoriegel zwischendurch. „Oft sind die Dinge, die wir uns versagen wollen, mit Erinnerungen und Emotionen verbunden. Sie sind wie ausgetretene Pfade in unserem Kopf, sehr vertraut, und geben uns ein Gefühl von Sicherheit. Sie zu verlassen, ist nicht immer einfach. Eine Veränderung muss also mit positiven Emotionen verknüpft werden, um zu gelingen“, so die 54-Jährige. 

Während des Coachings geht die Beraterin nach dem von ihr selbst entwickelten M.U.T.-Konzept vor: Am Beispiel eines Samenkorns veranschaulicht sie den Prozess, über den ein jeder neuer Entschluss bis zur Umsetzung heranreifen muss. „M.U.T. steht für Motivation, Umsetzung und tatkräftiges Dranbleiben. Zunächst muss die individuelle Situation der Person geklärt und ein konkretes Ziel gesetzt werden. Dann geht es an den aktiven Teil. Halte ich meinen Plan ein? Wie klappt es? Was kann ich noch verbessern? Im Anschluss darf die Pflanze gepflegt und können die Früchte der Arbeit geerntet werden“, fasst Basler ihr Konzept zusammen, mit dem sie bereits viele Menschen erfolgreich durch eine Veränderungsphase begleitet hat. Ihrer Erfahrung nach ist die Einhaltung dieser logischen Reihenfolge für viele die größte Hürde. „Das Problem vieler Menschen ist, dass sie eine Idee oder ein konkretes Ziel haben, das ihnen so wichtig ist, dass sie vergessen, dass die Pflanze erst wachsen muss, ehe man die Früchte ernten kann. Den Prozess möchten sie dann einfach überspringen, was natürlich nicht geht.“ Es ist also in jedem Fall ein wenig Geduld gefragt. Denn ein neues Verhalten zu erlernen, dauert im Schnitt zehn Wochen. Über diesen Zeitraum hinweg heißt es: dranbleiben. Das Durchhaltevermögen wird mit einer neuen Routine belohnt, die nicht mehr schwerfällt, sondern sich ganz natürlich anfühlt. Was dabei hilft, sind Belohnungsmomente und eine Übersichtshilfe. Es kann zum Beispiel sehr motivierend sein, eine Tagesliste zu führen, auf der festgehalten wird, ob die neue Aktivität umgesetzt wurde und welche Emotionen sie ausgelöst hat. Haben wir ein bestimmtes Zwischenziel erreicht, zum Beispiel fünf Wochen am Stück regelmäßig unser Bewegungsprogramm absolviert, sollten wir den Erfolg auch gebührend zelebrieren. „Wer Sport in den Alltag etabliert hat, kann zum Beispiel eine ganz bewusste Wellness-Auszeit nehmen, um sich selbst mit einem positiven Erlebnis auf die Schulter zu klopfen“, schlägt Petra Basler vor. 

Die Macht des Starttermins

Beim Start einer neuen Aktivität hilft ein konkretes, am besten herausstechendes, Datum. Sei es ein „Schnapsdatum“ wie der 11.11., der Geburtstag der besten Freundin oder einer der gesetzlichen Feiertage. Wichtig ist, dass das Datum besonders einprägsam und am besten mit einem weiteren interessanten Ereignis verbunden ist. Man nennt solche Stichtage „temporal landmarks“; sie helfen uns, eine klare Linie zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu ziehen. Und sie erinnern uns ganz automatisch an unser neues Ziel. „Wer sich die Veränderung wirklich wünscht und sich zusätzlich gegen den inneren Schweinehund absichern möchte, sollte sich Unterstützer und Mitstreiter suchen, die entweder ein ähnliches Programm durchziehen wollen oder den Prozess begleiten und uns in schwierigen Phasen den Rücken stärken“, schlägt Petra Basler abschließend vor. 

Was wäre, wenn das Luftschloss nur die Skizze ist, anhand derer wir Schritt für Schritt eine starke Festung erbauen können? Denn während sich Wunschträume buchstäblich in Rauch auflösen, überdauert ein festes Fundament unbeschadet die Zeit – und kann bei Bedarf sogar umgebaut werden. Das Handwerkszeug tragen wir alle in uns. Auch wenn es im Schuppen der Wünsche und Ideen vielleicht ein wenig Staub angesetzt hat. 

Basler Coaching, Bischofstr. 120, 47809 Krefeld, 
Tel.: 02151 622018, Mail: info@baslercoaching.de

Buchempfehlungen: 
Basler, Petra; vom Feld, Gabriele: "Das kleine Buch vom GROSSEN M.U.T.", 
ISBN: 978-3-939829-48-5

Müller-Ebert, Johanna: „Wie Neues gelingt: Die vier Schritte zur 
Veränderungskompetenz“, ISBN: 978-3466309740

Oettingen, Gabriele: „Die Psychologie des Gelingens“, ISBN: 978-3629130709