Unter Wellness verstehen die meisten Menschen ganz selbstverständlich Massagen, Entspannungskurse und kosmetische Anwendungen. Das Wohlbefinden wird gerne und ganz natürlich in die Hand anderer Menschen gelegt. Zwar kann man auch selbst viel für das geistige und körperliche Gleichgewicht tun – doch viele von uns wissen nicht, wie. Das galt auch für mich. Ohne fremde Betreuung einen Zustand der Ruhe zu erreichen, war mir schlicht unmöglich. Die Gedanken schweiften, und ich brach Meditationsübungen ohne Anleitung meist nach wenigen Minuten ab, ohne dem erwünschten Effekt nur ansatzweise nahegekommen zu sein. Also entschloss ich mich, mir selbst zu helfen und startete eine DIY-Entspannungsmission – unterstützt von Wellness- und Monotoring-Apps.

 Zunächst musste ich eingrenzen, was ich in meinem Alltag verbessern möchte. Mein Job erfordert viel Hingabe und Konzentration. Stressreduzierende Maßnahmen sollten also auf jeden Fall dabei sein: Meditationsanleitungen, Achtsamkeitsübungen und gezielte Stressvermeidung. Zudem vermutete ich schon lange, dass sich mein unruhiger und sehr traumintensiver Schlaf in Stressphasen negativ auf mein Befinden auswirkt. Oder umgekehrt. Schlaf-Monitoring sollte also auch ein Teil meines Wellnessexperiments werden. Außerdem wünschte ich mir eine Möglichkeit, meine psychische Verfassung und Schlafqualität miteinander vergleichen zu können. Mit diesen Vorstellungen begab ich mich auf Safari durch den AppStore-Urwald und hatte nach unerwartet kurzer Zeit meine vier Wellnessbegleiter gefunden. Die Apps eSense, Headspace, Sleep Cycle und Daylio sollten mich über die kommenden zwei Wochen hinweg begleiten. 

Mit Hilfe der eSense-Applikation wollte ich mein individuelles Stresslevel messen und überwachen. Die Biofeedback-Sensoren ermittelten meine aktuellen Werte, die per App analysiert und visualisiert wurden. Bei negativen Werten schlug mir das Programm unmittelbar ein Entspannungstraining vor. Ziel ist, durch regelmäßige Belastungs-Checks und ein daraus resultierendes individuelles Training das vegetative Nervensystem Schritt für Schritt zu einem gelasseneren Umgang mit Anspannungen zu konditionieren. Eine Prävention gegen Überbelastung kann so in der Theorie selbstständig erfolgen. In der Praxis muss man allerdings die nötige Disziplin aufbringen, regelmäßig die Messungen durchzuführen. Denn nur mit einer konstanten Kontrolle kann das System gewinnbringend arbeiten. An dieser Stelle bin ich an meine Grenzen gestoßen, denn ich neige dazu, bei regelmäßigen Maßnahmen, die keinen Spaß- oder Bildungsfaktor für mich enthalten, nach kürzester Zeit schludrig zu werden. Bei einem weniger undisziplinierten Nutzer kann ich mir aber gut vorstellen, dass eSense gute Hilfe bei der persönlichen Stressprävention leisten kann. 

Leichter fiel mir die regelmäßige Nutzung der App Headspace. In dieses Meditations-Programm habe ich mich schon aufgrund der liebevoll gestalteten Benutzeroberfläche sofort verliebt. Headspace erinnert den User auf Wunsch zu einer bestimmten Tageszeit an die geplante Session und offeriert die Möglichkeit, zwischen verschieden langen Meditationen zu wählen. Ein englischsprachiger Audioguide leitete mich durch einfache und leicht durchführbare Atem- und Gedankenübungen. Obwohl ich meist kurze Meditationssessions wählte, erstaunte mich das Resultat: Innerhalb weniger Minuten fühlte sich mein Körper gelöster an, und die Wahrnehmung war geschärft. Mich hat die App tatsächlich beeindruckt, denn auch in der Mittagspause oder nach Feierabend konnte ich mir so ohne großen Zeitverlust ein kleines Ruhefenster schaffen – und ich hielt die Routine, bis auf wenige Ausnahmen, durch. Schön fand ich auch die Möglichkeit, mir täglich eine individuelle Anzahl motivierender und achtsamkeitsfördernder Notizen schicken zu lassen, die die App im Vorschaumenü des Smartphones anzeigte. Diese kleinen Nachrichten erinnerten mich auf unaufdringliche Weise an meine Entspannungs-Mission und motivierten mich, mir selbst kleine Verschnaufpausen zu gewähren. 

Die Apps „Daylio“ und „Sleep Cycle“ nutzte ich in Kombination. Erstere funktioniert ebenso einfach wie genial: Täglich wird der Nutzer erinnert, die Aktivitäten des Tages und die grundsätzliche Verfassung festzuhalten. Das Befinden kann einer von fünf Stufen – „super“ bis „lausig“ – zugeordnet werden, die Aktivitäten lassen sich im Anschluss auswählen. Durch die Übersicht meiner Tagesstimmung in Verbindung mit Aktivitäten konnte ich Schlüsse darüber ziehen, welche Tätigkeiten des Alltags negative und positive Auswirkungen auf meine Psyche hatten. Mit „Sleep Cycle“ zeichnete ich während der Nacht meine Schlafphasen auf. Die sehr einfach gehaltene Nutzeroberfläche zeigte mir an, zu welcher Zeit ich wie tief geschlafen hatte, zeichnete Länge und Zeitpunkt des Schnarchens auf und hielt die Schlaflänge fest. Auf diese Weise konnte ich tatsächlich Zusammenhänge zwischen Schlaf und Tagesbefinden feststellen. Wie vermutet, wirkte sich die Unruhe traumintensiver Nächte meist auch ausschlaggebend auf die Tagesform aus. Die App bietet außerdem die Möglichkeit, sich innerhalb eines festgelegten halbstündigen Zeitintervalls wecken zu lassen, den das Programm anhand der Schlafphase auswählt, um so ein sanftes Erwachen zu ermöglichen. Das allerdings funktionierte bei mir nur zeitweise.

Zusammenfassend bin ich trotz anfänglicher Skepsis durchaus begeistert von den getesteten Apps. Durch die automatisierte Erinnerungsfunktion wurde ich unaufdringlich, aber kontinuierlich, an Entspannungsphasen erinnert, und auch die Durchführung war selbsterklärend. Zudem konnte ich einen positiven Effekt in Bezug auf mein generelles Wohlbefinden feststellen, sodass ich künftig sicherlich noch auf die Apps zurückgreifen werde, um mir auf unkompliziertem Wege bei der Optimierung meines persönlichen Wohlbefindens helfen zu lassen.