Am 12. Mai ist „Internationaler Tag der Pflege“ . Nicht umsonst wird Menschen mit dieser Berufung ein eigenes Datum gewidmet. 365 Tage im Jahr sind sie rund um die Uhr für ihre Patienten da. Hinter „Pflege“ verbergen sich ganz unterschiedliche Aufgaben – wir haben drei Spezialisten ihres Fachs im Helios Klinikum getroffen. 

Piep, piep, piep! Sein Diensthandy klingelt. Er geht dran, lauscht, erteilt eine kurze Anweisung. Er steckt das Telefon eben zurück in seinen Kittel, da piept das kleine Ding schon wieder! Aber Ulf Gillmann ist nun mal ein gefragter Typ: Der 59-Jährige arbeitet als „Wundmanager“ im Krefelder Helios Klinikum, als  Spezialist für äußere Verletzungen also. Und als solcher verarztet er nicht nur Patienten. „Eine Kollegin wollte gerade zum Beispiel etwas Spezielles zu Tamponaden wissen, Tamponaden sind besondere Verbandstoffe, mit denen man tiefere Wunden ausfüllen  kann “ , verrät Gillmann. 

Im Hospital ist er nicht nur telefonisch auf Abruf bereit, den ganzen Tag flitzt er zwischen den Stationen hin und her, um therapeutische Empfehlungen auszusprechen: für komplizierte und entzündliche Verletzungen, für Wunden, die besonders großflächig sind oder chronisch. „Ein Wundmanager weiß, wie man sowohl trockene als auch feuchte Verletzungen reinigt, abdeckt und verschließt oder wie man nach einer Operation einen Verband bei einer besonders empfindlichen Wunde wechselt“ , erklärt der Experte. 

Anfang der Achtziger hat der Krefelder seine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger im Krefelder Klinikum absolviert, 2012 die Weiterbildung zum „Wundtherapeuten“ . Was fasziniert ihn daran? „Wunde ist nicht gleich Wunde. Ich sehe sehr schnell  einen Effekt. Und ich kann mitbewirken, dass eine Wunde verheilt, das ist doch wunderbar“ , sagt Gillmann. Was ist mit Ekelgefühlen? Gillmann nickt, lächelt, seine dunklen Augen blicken offen. „Ich darf eine Wunde nie isoliert betrachten“ , erklärt er, „ich muss sie als Teil des Menschen sehen, die gerade nun einmal zu ihm gehört.“ Und eine warme Sichtweise wie diese schlägt kaltem Ekel ein Schnippchen.

Auch Hannah Scheide muss viel zulassen können in ihrem Job. Die 31-Jährige ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit zahlreichen Fachweiterbildungen und leitet heute die „MemoryStation“ am Helios Cäcilien-Hospital Hüls. Diese Station bietet einen Schutzbereich für Patienten, die etwa an Demenz erkrankt sind und durch ihren Krankenhausaufenthalt nicht zusätzlich belastet werden sollen. Die Station ist barrierefrei gestaltet, in den Zimmern hängen große Kalender und große Uhren, und der Aufenthaltsraum ist wie ein Wohnzimmer im Stil der 60er Jahre eingerichtet. Mit Stehlampe und einem Bild aus Blech an der Wand, das die berühmte Persil-Werbung mit der obligatorischen Dame im weißen Kleid auf grünem Hintergrund zeigt. In einer Ecke steht eine nostalgische Kaffeemühle, in einer anderen lauter urige Sportpokale. 

„Die 60er Jahre sind die Epoche, an die sich unsere Patienten am besten erinnern“ , erklärt Scheide mit ihrer ruhigen, herzlichen Art. „Menschen, die an Demenz erkrankt sind, leben in ihrer eigenen Welt und meine Aufgabe ist es, mich in ihre Welt hinein zu begeben. Ich werde so immer wieder angeregt, meine eigenen Vorstellungen und Regeln nicht zum Maß der Dinge zu machen. Hier muss man sich auch auf andere Verhaltensweisen ein lassen. Meine Patienten haben mir gezeigt, dass es verschiedene Wege gibt, das Leben zu leben.“  Wenn ein Patient zum Beispiel eine Blume in der Vase auf den Tisch mit Namen anspricht, ist das liebenswert. Mischt ein anderer beim Mittagessen Fleisch und Vanillepudding zusammen, weil er das so möchte, kann das verstörend sein. Die Pflegekräfte auf der „Memory-Station“ müssen deshalb nicht nur die klassischen Handgriffe beherrschen. Sondern auch viel Empathie und innere Beweglichkeit, so Scheide. „Und das ist eine schöne Herausforderung!“

Ein Satz, den Frank Heesen exakt so unterschreiben würde, auf die Frage, warum er seinen Pflegeberuf durch einen zusätzlichen spannenden Aufgabenbereich erweitert hat. Seit August 2015 ist der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger im Helios-Klinikum stellvertretender OP-Koordinator: Der 48-Jährige organisiert und verantwortet zusammen mit den Leitungen von Anästhesie und OP-Pflege den nahtlosen Ablauf von Operationen und achtet darauf, dass OP-Kräfte und Einsatzgeräte rund um den Patienten zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle im OP-Saal sind. 

Zwischen 120 und 135 Operationen verteilt auf 26 OP-Säle plant Heesen täglich, zusätzlich kalkuliert er Ressourcen für Notfälle ein, die jederzeit den Tagesablauf durcheinander bringen können. „Mitunter muss ich die Kapazitäten der Operateure ganz kurzfristig umplanen“, so Heesen. „Bei allen Entscheidungen besitzt die medizinische Dringlichkeit eines Eingriffs immer höchsten Stellenwert.“ Sprich: Notfälle gehen immer vor, nicht so dringliche Operationen müssen bei einem Notfall auch schon mal verschoben werden. „Das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe“ , nickt Heesen und streicht sich eine Strähne seiner schulterlangen Locken aus der Stirn.

Nicht minder verantwortungsvoll ist es, eine einzelne OP so zu planen, dass jeder Handgriff sitzt und alles im Zeitplan bleibt. „Das Getriebe soll laufen ohne zu knirschen“ , sagt Heesen und lächelt. Neben der klassischen Krankenpflegeausbildung hat er auch noch eine Ausbildung als Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie und mehrere Jahre Erfahrung auf einer Intensivstation. Wer dem Stress dort gut standgehalten hat, ist bestens gewappnet für den Einsatz als OP-Koordinator. Für diese Aufgabe brauche es Erfahrung, Diplomatie und Umsicht, sagt er, „das Operative Zentrum ist schließlich das Herzstück des Hauses.“ Und der Job ist sein Ding. Der Mann braucht es spannend. Sein Hobby? „Freiwillige Feuerwehr.“

Helios Klinikum, Lutherplatz 40, 47805 Krefeld, www.helios-kliniken.de/klinik/krefeld.html