Die Amerikaner sorgen hierzulande mit ihrem auf absurde Weise fraglos historischen Präsidentschaftswahlkampf derzeit nicht gerade dafür, dass ihnen die Herzen zufliegen. Deshalb haben wir vom moveo-Magazin uns auf den Weg gemacht und, passend zum Herzmonat November, eine amerikanische Erfolgsgeschichte gesucht, die uns wieder daran erinnert, was wir an Uncle Sam eigentlich so sehr mögen. Fündig geworden sind wir im benachbarten Meerbusch, genauer: dem deutschen Firmensitz des weltweit führenden MedizintechnikUnternehmens Medtronic. Dessen Firmengeschichte ist so amerikanisch wie Apple-Pie. Und sie beginnt, wie viele gute Geschichten der Neuzeit, mit einem unscheinbaren Helden, der in einer Garage einsam vor sich hin tüftelt. 

Earl Bakken, der technikbegeisterte junge Mann, der in einer Garage in Minneapolis alles reparierte, was ihm in die Finger kam, entwickelte 1956 den allerersten externen Herzschrittmacher der Welt. Nun sind die Vereinigten Staaten für ihren Hang bekannt, alles auch in XXL herstellen zu können, aber die riesigen Technik-Apparaturen, die damals noch nötig waren, um schrittmacherbedürftige Patienten am Leben zu erhalten, erwiesen sich nicht nur als unpraktisch, sie mussten zudem auch ans Stromnetz angeschlossen werden. Das Stromnetz der 50er-Jahre war störanfällig; häufig fiel es ganz aus. Und deshalb hat es immer wieder Fälle gegeben, in denen der eigentlich lebensrettende Apparat Menschen das Leben gekostet hat. Ein Zustand, der besonders für den erfolgreichen Herzchirurgen Dr . C. Walton Lillehei belastend war. 

Das Herz, nüchtern betrachtet ein ziemlich simpel gestricktes Organ, kann auf vielfältige Arten und Weisen aus dem Takt geraten, also, zu schnell oder unregelmäßig schlagen. Allein über 20 verschiedene Arten von Herzrhythmusstörungen erfordern das ganze Fingerspitzengefühl in Sachen moderner Kardiologie. Mitte der 1950er-Jahre galt es für Dr. Lillehei erst einmal, das Stromproblem zu lösen, um den Grundstein für die heutige Rhythmologie überhaupt legen zu können. In Earl Bakken traf er schließlich einen seelenverwandten Querdenker. Innerhalb von nur vier Wochen konstruierte dieser einen stromnetzunabhängigen Schrittmacher. Wie ein Cassetten-Walkman wurde er um den Hals getragen. Stromkabel wurden von dort in den Oberkörper zum Herzen geführt, um den Muskel auf Trab zu halten. Am 6. Dezember 1957 bekam ein kleiner Junge den ersten externen Herzschrittmacher implantiert. Die offizielle Markteinführung dieses ersten Medtronic-Schrittmachers wurde ein voller Erfolg. Und war ein Quantensprung in Sachen Lebensqualität und Sicherheit der Betroffenen. Doch auch im Jahr 2016 sind Herz-Kreislauferkrankungen immer noch auf Platz 1 der Todesursachen.

Das Herz hat eigentlich einen regelmäßigen Takt, einen Rhythmus. Dieser Takt ist erstens regelmäßig und zweitens langsam. Idealerweise geht unser Puls in regelmäßigen Abständen mit einer Schlaghäufigkeit von 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Patienten mit Herzrhythmusstörungen haben dagegen einen viel zu schnellen, unregelmäßigen Herzschlag (über 100 Schläge pro Minute). Aber auch wenn das Herz heute noch exakt genauso ist, wie im Bauplan der menschlichen Natur vorgesehen, hat sich die Medizintechnik in den letzten 70 Jahren weiterentwickelt. Earl Bakken hat sich nach seiner ersten Erfindung nicht etwa wieder in seine Garagenwerkstatt zurückgezogen. Gemeinsam mit seinem Schwager Palmer Hermundslie gründet er Medtronic. Unzählige Patente, Kooperationen und Fusionen später ist das Unternehmen international tätig und nach wie vor Vorreiter seines Fachs. Der MedtronicHerzschrittmacher ist inzwischen auf die Größe einer Vitaminkapsel geschrumpft. Diese Kardiokapsel wird minimal-invasiv eingesetzt und hilft Menschen, die einen Einkammer-Schrittmacher benötigen. 

Und da der Firmengründer nicht nur einen hellen Kopf, sondern selbst auch ein gutes Herz hat, gab er sich und Medtronic eine Mission. Diese lautet für alle Medtronic-Mitarbeiter seit 1960 unverändert: Schmerzen zu lindern, Heilung zu fördern, Leben zu verlängern. Laut Medtronic rettet die innovative Technik des Unternehmens zwei  Menschenleben in der Sekunde. Das können wir natürlich nicht überprüfen. Sicher ist aber, dass Earl Bakkens Mission bei ungezählten Patienten geglückt ist. Und die moderne Medizin ohne die dazugehörige Technik undenkbar wäre. 

Bei allem Verdruss ob des derzeitigen Wahlkampfwahnsinns gibt es sie also nach wie vor , die herzbaren Erfolgsgeschichten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Earl Bakken, der seinen verdienten Ruhestand inzwischen auf Haiwaii verbringt, ist mit seinem medizinischen Vermächtnis der lebende Beweis.

Weitere Infos unter: www.medtronic.de