Auch wenn sie es cool findet, mit sechs Jahren schon eine Spange zu bekommen, hat die kleine Ornella (6) ein bisschen Angst. Ihre nackten Beinchen baumeln von dem Behandlungsstuhl und sie hört genau zu, was die Fußpflegerin Gudrun Claaßens ihr erklärt. Denn Ornella bekommt nicht etwa eine Zahnspange, wie sie die von den älteren Kindern kennt, sondern eine Spange für ihren großen Zeh. Die ausgebildete Podologin Gudrun Claaßens zeigt dem Mädchen einen kurzen, 0,3 Millimeter dünnen Draht: „Das ist die Spange. Die stecke ich jetzt vorsichtig erst unter die rechte und dann unter die linke Seite deines großen Zehennagels und hebe ihn damit ein wenig nach oben“ , informiert sie ihre junge Patientin. In filigraner Feinarbeit zieht sie anschließend die Enden des kaum sichtbaren Drahtes in einer Schlaufe zusammen und fixiert sie an der Oberseite des Nagels. Fertig. Ornella ist erleichtert, es hat absolut nicht wehgetan, vielleicht ein bisschen gekitzelt. In vier Wochen soll sie zur Kontrolle wiederkommen. Nach etwa zwei Monaten wird die Spange dann von selbst mit dem Nagel herausgewachsen sein. Aber das ist für Ornella kein Problem, weil sie den Draht nicht spürt und er so dicht am Nagel klebt, dass sie nirgendwo damit hängenbleibt. Der Grund für diese Spange war ein zu kurz geschnittener Nagel. Wenn der nämlich in den Zeh wächst, tut das mächtig weh und es kann zu einer Entzündung führen. „Bei Kindern passiert das häufig“ , meint die Podologin, „weil sie gerne an ihren Fußnägeln knabbern und sie einreißen. Hinzu kommt, dass viele Mütter ihnen die Fußnägel an den Ecken zu kurz schneiden.“

Aber nicht nur Kinder, sondern vor allem ältere Menschen, Diabetiker und ambitionierte Sportler haben diese Probleme, weil die Zehen nicht richtig durchblutet oder zu intensiv belastet werden. Auch falsches Schuhwerk, orthopädische Fehlstellungen oder Nagelerkrankungen können dazu führen. Unter ihren mittlerweile mehr als 1900 Patienten kennt das vierköpfige Praxisteam die unterschiedlichsten Ursachen für diesen sogenannten „ Unguis incarnatus“ (eingewachsenen Nagel). Seit 17 Jahren arbeitet Gudrun als Fußpflegerin. Als 2002 die Fachrichtung „Podologie“ (medizinische Fußpflege) in Deutschland eingeführt wurde, bildete sie sich darin aus und erhielt die Kassenzulassung. Heute gehört sie zur deutschen Spitze, sie wurde im März 2014 mit dem Deutschen Kosmetikpreis „Gloria“ in den Bereichen Fußpflege und Podologie ausgezeichnet und bildet in Workshops ihre Kolleginnen in der Orthonyxie (Spangentechnik) aus. Weil nicht jede Krankenkasse die Kosten dieser Spangenbehandlung übernimmt, rät die Podologin den Patienten, sich vor der Behandlung von ihr einen Kostenvoranschlag erstellen zu lassen und ihn zusammen mit der Diagnose des behandelnden Arztes bei der Kasse einzureichen. 

Gudrun Claaßens, Carl-Wilhelm-Straße 31, 47798 Krefeld, 02151/631622, www.claassens.de