Seit über 24 Jahren ist Karin Meincke jetzt Oberin der DRK-Schwesternschaft in Krefeld. Als Kind hatte sie aber eigentlich andere Pläne für ihre Zukunft: „Ich wollte Ordensschwester werden und ins Kloster gehen, um dann als Ordensschwester im Krankenhaus arbeiten zu können“ , erinnert sich die 61-Jährige zurück und beginnt von Ihrer Kindheit zu erzählen. Das es letztlich doch ein wenig anders kam, verdankt sie ihren Geschwistern. „Die haben gesagt, dass sich die Ordensschwestern mit Seife die Zähne putzen müssen – das habe ich ausprobiert“ , erzählt Meincke lachend, die daraufhin die Ordenskarriere ad acta legte. Als Tochter einer alleinerziehenden Krankenschwester zog es Karin Meincke schon sehr früh in die spannende Welt des Krankenhauses. Mit drei Jahren hat sie im St. Clemens Hospital in Geldern schon Windelpakete zusammengelegt und später Babyfläschchen gesäubert, während ihre Mutter auf der Station arbeitete: „Ich war nicht in den Kindergarten zu kriegen, aber im Krankenhaus fühlte ich mich wohl“ , berichtet Meincke weiter. Ihr Aufgabenbereich im Krankenhaus wurde über die Jahre immer anspruchsvoller: Telefonzentrale, Waschküche und mit 13 Jahren dann ehrenamtliche Sonntagsdienste auf der Station, das hieß die Betten zu machen, zu putzen und das Frühstück zu verteilen. Ein großes Verantwortungsbewusstsein und ein hohes Maß an Empathie gegenüber ihren Mitmenschen: Zwei Charaktereigenschaften, die die tatkräftige Oberin schon früh in ihrem Leben auszeichnete und die sich bis heute wie ein roter Faden durch Ihr Leben ziehen. Als der Entschluss dann feststand, Krankenschwester zu werden, kam Karin Meincke Anfang der 70er Jahre nach Krefeld, um bei der DRKSchwesternschaft eine Ausbildung in den damaligen städtischen Krankenanstalten zu beginnen. Nach dem Examen und einigen Berufsjahren übernahm die damals 25-Jährige, nach einer Weiterbildung zur Lehrerin für Pflegeberufe, die Leitung der Krankenpflegehilfeschule im MariaHilf: „Wir haben dort dann später die dreijährige Ausbildung für das Maria-Hilf und das Alexianer eingeführt. 1982 kam dann noch das Uerdinger Krankenhaus dazu“, blickt Meincke zurück, die in den Folgejahren die innerbetriebliche Fortbildung im Klinikum Krefeld übernahm und ausbaute. Darüber hinaus leitete sie die OP-Weiterbildung. Krefeld sollte sich langfristig als Heimatstadt von Meincke etablieren und 1990 wurde sie dann Vorsitzende der Rotkreuz-Schwesternschaft, mit über 800 Beschäftigten: „Als Oberin bekommt man die Verantwortung für einen riesengroßen Pflegebereich. Eine meiner Kernaufgaben ist das Personalmanagement, aber in erster Linie sorgt die Oberin für gute Lebens- und Arbeitsbedingungen“ , erklärt Meincke, „dies bedeute, dass wir unseren Rotkreuzschwestern auch in Not- oder Krisensituationen zur Seite stehen, zum Beispiel bei Ehescheidungen. Wenn es nötig ist, begleiten wir die Kollegin am Tag der Scheidung, wir helfen dabei Sorgerechtsstreitigkeiten zu klären und bei unserem Patensystem werden Auszubildende an die Hand genommen und motiviert, falls es Probleme während oder mit der Ausbildung gibt.“  Wenn Karin Meincke von Ihren „Schwestern“ spricht, spürt man die Hingabe und den Stolz, den sie in ihren Beruf hineinfließen lässt und den der starke Verbund von Frauen ausmacht.  Ein großer Wunsch der Schwesternschaft war es, ein Hospiz in Krefeld bauen zu können. Gemeinsam mit dem evangelischen Gemeindeverband Krefeld e.V. und dem Caritasverband für die Region hat die Schwesternschaft die Hospizstiftung ins Leben gerufen: „Das war toll, dass wir zusammengefunden haben. Das macht die Stärke des Hospizes aus“ , sagt Karin Meincke mit strahlenden Augen, die seit 2000 Vorsitzende der Hospizstiftung ist, welche das „Hospiz am Blumenplatz“ in Krefeld erfolgreich realisieren konnte. „Es ist ein Hospiz der Bürger. Die Krefelder Bevölkerung hat uns sehr viel geholfen und unterstützt, um dieses Projekt auf die Beine zu stellen“ , lobt Meincke, die davon überzeugt ist, dass Menschen etwas bewegen können, wenn sie sich gemeinsam für etwas einsetzen. Mit der Einrichtung des integrativen „stups“-Kinderzentrums haben Karin Meincke und die DRK-Schwesternschaft ein weiteres, bemerkenswertes Projekt in Krefeld in die Tat umgesetzt. Im stups auf der Jakob-Lintzen-Straße bekommen Eltern von behinderten und schwerkranken Kindern – und die Kleinen selbst – fachgerechte Hilfe bei allen denkbaren Problemen - und das sieben Tage die Woche. Im Spiel- und Bewegungshaus treffen sich behinderte und nicht-behinderte Kinder, deren Eltern die Betreuung zeitweise nicht leisten können, etwa wegen Berufstätigkeit. Es gibt eine  integrative Kindertagesstätte, ein Kinderhospiz für schwerstkranke Kinder mit begrenzter Lebenserwartung, eine sozialmedizinische Nachsorge und einen ambulanten Kinderkrankenpflegedienst. Deutschlandweit ist das stups-Kinderzentrum einmalig und wäre ohne das anhaltende und leidenschaftliche Engagement von Karin Meincke und der DRK-Schwesternschaft wahrscheinlich nie Wirklichkeit geworden. Dass sie ihre Aufgaben und Visionen unermüdlich und  mit viel Herzblut verfolgt, merkt man der Oberin auch dann an, wenn Sie von den internationalen Projekten berichtet, für die sie sich einsetzt. Ob sie nun selbst Hilfstransporte vornahm oder Siamesische Zwillinge aus Afrika nach Deutschland brachte, um sie hier von einem Spezialisten-Team trennen zu lassen – Karin Meincke ist Realistin, sie hält aber nichts davon ab, sich hohe Ziele zu stecken und hart und beherzt für diese Ziele zu arbeiten. Der Einstieg in die Politik kann für Karin Meincke Mitte der 90er und war nur folgerichtig: „Beruf und Politik greifen bei mir ineinander. Politik muss man machen, wegen der Menschen, die einem vertrauen“ , schildert Meincke die Beweggründe ihrer politischen Arbeit; dies führte die DRKOberin 1999 schließlich ins Amt der Bürgermeisterin. Für die vielen sozialen Projekte, die Karin Meincke über die Jahre hinweg angestoßen und verwirklicht hat, erhielt die DRK-Oberin 2010 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Aufgaben und Herausforderungen sind für Karin Meincke heute vermutlich vielfältiger und größer, als sie es sich hätte damals, vor 44 Jahren beim Beginn ihrer Krankenschwester-Ausbildung, träumen lassen. Sorgen bereitet ihr, dass die Politik trotz der jahrelangen Diskussionen um Pflegenotstand und demographischen Wandel die Bedeutung des Themas noch nicht in vollem Umfang erfasst hat. Und auch für die DRK-Schwesternschaften sind die allgemeinen Rahmenbedingungen eher schwieriger geworden. „Aber davon lasse ich mich nicht verunsichern. Im Gegenteil: Es macht mir nach wie vor sehr viel Freude, für unsere Sache zu kämpfen“ , versichert die DRK-Oberin – in echter Bescheidenheit. Das alles ist für sie nicht nur einfach Arbeit, sondern Berufung – im wahrsten Sinne.