Milan, Alicia und Linus balancieren über Balken, klettern flink die Sprossenwand hoch und rutschen eine Bank hinunter. In der Turnhalle der Kita Hexenkessel in Krefeld-Verberg geht es rund. Kein Wunder, denn die Kleinen lieben es, sich auszutoben und ihre körperlichen Grenzen auszuloten. Doch eben diese Bewegung, die aus der Kindheit ihrer eigenen Eltern nicht wegzudenken war, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Die Kita Hexenkessel bietet ein Konzept, das Kinder in Bewegung bringt. Doch was genau zeichnet einen Bewegungskindergarten aus? Die Kindergartenleiterin Bettina Rösken erläuterte moveo was dahinter steckt.

Seit 16 Jahren leitet Frau Rösken bereits die Kindertagesstätte Hexenkessel: „Bewegung war schon immer ein fester Bestandteil in unserem Tagesablauf. Wir haben ein tolles Außengelände, aber auch die passenden Räumlichkeiten und bieten den Kindern viele Sportangebote.“ Auf die Zertifizierung zum Bewegungskindergarten wurde kontinuierlich hingearbeitet und seit 2011 darf sich die Kita Hexenkessel nun auch offiziell Bewegungskindergarten nennen. Doch wer nun denkt, dass es bei dem Angebot nur um Sport geht, der täuscht sich: Das Konzept verbindet Bewegung und gesunde Ernährung. Es schafft Bewusstsein und bildet gleichzeitig den Grundstein für einen aktiven und gesunden Lebenswandel. Doch das Wichtigste ist: Die Kleinen haben dabei jede Menge Spaß!

Ob Schieben und Ziehen, Werfen und Fangen oder Klettern und Springen –in Kooperation mit der Kinderakademie des SC Bayer 05 Uerdingen e.V. lernen die Kinder altersentsprechende Bewegungsformen spielerisch kennen. Sportwissenschaftler stehen dabei nicht nur hilfreich mit Rat und Tat zur Seite, sondern machen sich auch ein Bild von der motorischen Entwicklung und den Fähigkeiten der einzelnen kleinen Sportler. Diese Übungen finden dann einmal in jeder Woche in den Großturnhallen des SC Bayer statt – zusätzlich zum täglichen Bewegungsangebot wohlgemerkt. Die Frage, warum ein solches Konzept überhaupt notwendig ist, beantwortet die engagierte und sympathische Kita-Leiterin erst mit einem entwaffnenden Lächeln, bevor sie hinzufügt: „Nicht jedes Kind hat zu Hause einen Garten oder viel Platz zum Toben und Laufen. Dazu kommt die  verplante Kindheit: Kinder werden überall mit dem Auto abgeholt und hingebracht, sei es Klavierunterricht oder Malkurs. Auch der steigende Fernseh- und Computerkonsum spielen eine große Rolle.“ Ein Beispiel hat sie dann auch gleich parat, denn gerade nach einem verregneten Wochenende sind der Drang nach Sport und die angestaute Energie deutlich zu spüren: „Montags merken wir dann, dass die Kinder voller Power sind. Sie wissen, gleich geht’s zum Sport. Die Türen gehen auf und die rennen erst mal. Man merkt, dass die Energie raus muss. Wir machen natürlich auch ruhigere Sachen. Aber das konzentrierte  Arbeiten ist erst dann sinnvoll, wenn sie die Energie in der Bewegung rausgelassen haben.“ Und auch einigen der sogenannten Zivilisationserkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder chronischen Rückenschmerzen lässt sich durch viel Bewegung bereits in der Kindheit entgegenwirken. Doch die Erzieherinnen, die sich in Fortbildungen des Landessportbundes ständig auf den  neuesten Stand bringen und weiterentwickeln, bieten den Kindern noch mehr. Spielerisch und wie selbstverständlich stapfen die kleinen Forscher morgens nach dem Frühstück hinaus in den Wald oder  besuchen die Tiere des nahegelegenen Bauernhofs. Allerdings sei nicht alles geplant, wie Bettina Rösken berichtet: „Wir wollen die  Kinder fördern und fordern, deshalb lassen wir sie oft an den Entscheidungen teilhaben. Wenn sie mitbestimmen dürfen, was unternommen werden soll, dann sind sie meist Feuer und Flamme. Oft kommen auch richtig kreative Ideen ins Spiel.“ Auch die Umgestaltung der Gruppenräume gehört zum Konzept. Die Kinder sollen schließlich nicht den Spaß verlieren. So sind die Möbel flexibel und mobil und es entstehen mit einfachen Mitteln immer wieder neue Bewegungslandschaften. Schnell ist der Frühstückstisch beiseite geschoben und zur Höhle umfunktioniert, ein wenig später wartet dann vielleicht schon ein Spinnennetz aus Wollfäden auf die kleinen Kinderhände.

Neben dem großen Angebot an Bewegung, Sport und Kreativität soll auch die gesunde Ernährung nicht zu kurz kommen. Und so füllen sich die hungrigen Mägen der  Kita-Besucher nicht nur morgens zum Frühstück, sondern auch beim Mittagessen, beim gesunden Snack oder zwischendurch mit frischem Obst. Die Lebensmittel werden von  Kindergarteneltern geliefert, die einen eigenen Bio-Laden betreiben. Und so verarbeitet eine Hauswirtschaftskraft in der Kindertagesstätte die frischen Zutaten zu köstlichen, gesunden und vor allem kindergerechten Malzeiten. Ein schöner Nebeneffekt: Eine Kindergartentasche ist nicht notwendig und so finden ungesunde Süßigkeiten wie Milchschnitte und Schokoriegel gar nicht erst den Weg in die Kita. Auch die Eltern werden in den Alltag im Hexenkessel miteinbezogen. Es finden alle drei Wochen Elternabende statt, auf denen dann ausnahmsweise einmal nicht die Augen der  Kinder funkeln, sondern die ihrer Mütter und Väter, wenn sie auf Fotos sehen, welches kleine Wunder die Sprösslinge im Wald entdeckt oder welche Turnübung sie das erste Mal ganz alleine geschafft haben. Schnell verfliegt dann auch die Angst, dass sich die Kinder häufiger verletzen würden als in anderen Einrichtungen. Das  Gegenteil ist sogar der Fall: Die Kinder sind sehr beweglich, rollen sich richtig ab und sind einfach geschickter. Da passiert meistens nichts. Doch die Eltern werden nicht nur an den gemeinsamen Abenden involviert. Da es sich bei der Kita Hexenkessel um eine Elterninitiative handelt, sind diese immer mit dabei, wenn ein neues Bewegungskonzept umgesetzt oder eine neue Anlage errichtet  werden soll. So wurde beispielsweise auch der imposante Seilparcours im Außengelände gemeinsam mit tatkräftigen Eltern gebaut. Und wenn es gelingt die Kinder einmal vom lebenden kleinen Kita- Kaninchen Hanna Hase wegzubekommen, dann erzählen sie mit strahlenden Gesichtern auch, was ihnen ganz besonders gefällt. Der vierjährige Linus balanciert am liebsten über den Mini-Schwebebalken. Sonja verrät: „Am liebsten mag ich Klettern und Springen!“ Und die kleine Alicia ruft uns schnell zu, dass sie am liebsten wie ein Pferd laufe, bevor sie lächelnd davon galoppiert. 

Informationen zur Kita Hexenkessel unter 02151 561035 oder www.kindertagesstaette-hexenkessel-krefeld.de.