Regieanweisungen für die Gesundheit

Alternative Therapieverfahren liegen im Trend: Mehr als die Hälfte der Deutschen hat mindestens schon einmal einen der mehr als 40.000 Heilpraktiker in Deutschland aufgesucht. Denn diese behandeln nicht nur einzelne Symptome, sondern sehen den Menschen als Ganzes und setzen auf Naturheilkunde, Akupunktur oder die traditionelle chinesische Medizin (TCM). Heilpraktikerin Hoda Morscheck geht noch einen Schritt weiter: So wie ein Regisseur seine einzelnen Schauspieler dirigiert, um zu einem guten Filmergebnis zu kommen, kombiniert sie eine ganzheitliche Therapie mit Verfahren wie NLP-Coaching, Tai Chi und Qigong – sorgfältig und individuell, um Körper und Psyche wieder in Einklang zu bringen. Ein Besuch in ihrer Düsseldorfer Praxis.

Es gibt Menschen, die sind so tiefenentspannt, dass sie manchmal die Zeit vergessen. Doch genau das stellt sich bei Hoda Morscheck als Vorteil heraus: Die Heilpraktikerin nimmt sich schon für das Erstgespräch, die Anamnese, deutlich mehr Zeit als ein klassischer Schulmediziner. Das sieht man ihrer „kleinen, aber feinen“ Praxis in Kaiserswerth auch an: Der Behandlungsraum ist freundlich und gemütlich eingerichtet, auf dem Echtholzparkettboden stehen nicht nur eine typische Liege, wie wir sie vom Arztbesuch kennen, sondern auch kleine, hellgraue Sessel und ein farbenfroher Sitzwürfel. „Mit 90 Minuten sollte man schon rechnen, denn ich frage vieles ab, was für die spätere Punktauswahl wichtig wird“, erklärt die Wahlkrefelderin ihr Konzept. „Jeder Mensch ist einzigartig, jedes Leiden ist anders und wird entsprechend behandelt. Es gibt kein fertiges Rezept, sondern nur ein individuelles. Die Stärke der traditionellen chinesischen Medizin liegt in ihrer Art, den Menschen ganzheitlich zu betrachten. Und das mache ich seit April 2019 mit großer Freude und Faszination!“

Gut sechs Jahre zuvor war die gebürtige Libanesin „der Liebe wegen“ nach Deutschland gekommen, und würde man ihren bisherigen Lebensweg verfilmen, wäre die erste Reaktion vermutlich: „Dieses Drehbuch ist doch an den Haaren herbeigezogen!“ Morscheck muss selbst mehrmals lachen, als sie uns ihre Geschichte erzählt. Aufgewachsen in der Nähe von Beirut, habe sie Filmproduktion an der Académie Libanaise Des Beaux-Arts studiert und bei verschiedenen Fernsehsendern gearbeitet. „Ich bin jahrelang Regisseurin gewesen“, berichtet sie mit leuchtenden hellblauen Augen. „Dann verliebte ich mich in Portugal, die Beziehung zu meinem deutschen Freund wurde seriöser – und mein Leben drehte sich in eine völlig andere Richtung.“ Sie zieht nach Krefeld, erlernt die deutsche Sprache, lässt das Filmbusiness hinter sich, weil es „nicht gut mit dem Thema Familie vereinbar ist“ und besinnt sich darauf, was sie schon als Kind begeistert habe: Akupunktur und Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP). So habe ihre Tante als Kardiologin im Libanon bereits in den Achtzigerjahren auf diese Methoden gesetzt, um ihren Patienten beispielsweise das Rauchen abzugewöhnen. Auch ihre Nichte Hoda profitierte davon: „Als Teenager litt ich häufig unter Asthma und Allergien“, erinnert sich die 47-Jährige. „Obwohl ich gegenüber dieser in Europa unbekannten Heilmethode skeptisch war, hat mir die Akupunktur so gut geholfen, dass ich nach zwei Jahren fast symptomfrei war.“