Warum stecken manche Menschen Krisen anscheinend problemlos weg, während andere in eine Schockstarre versetzt werden? Warum leiden manche noch Jahre an den Folgen traumatischer Erlebnisse, während andere schnell wieder zu einem normalen Leben zurückfinden? Das liegt vor allem an der sehr unterschiedlichen Verarbeitungsfähigkeit für Krisen und Katastrophen. Je flexibler, belastbarer und widerstandsfähiger man ist, desto besser wird man auch mit Krisen fertig. Die Wissenschaft spricht hier von Resilienz. Resiliente Menschen haben etwas vom sprichwörtlichen „Stehaufmännchen“, das sich nach jedem Schlag schnell wiederaufrichtet.

Wie man mentale Widerstandsfähigkeit entwickelt und trainiert, zeigt Resilienztrainerin Christiane Hausmanns. Die examinierte Altenpflegerin hat in ihrem Leben selbst bereits viele Höhen und Tiefen erlebt und kann daher sehr gut nachvollziehen, wie man sich in Krisen fühlt. „Ich bin quasi mit Resilienz großgeworden, ohne den Begriff zu kennen“, erklärt die 52-Jährige. „Als siebtes von sieben Kindern bin ich in einem schwierigen Elternhaus aufgewachsen. Heute bin ich stolz, dass ich den Kopf immer über Wasser gehalten habe. Wenn ich meinen Patienten daher sage, ‚Sie schaffen das, ich habe es auch geschafft‘, beruht das auf meinen eigenen Erfahrungen.“

Resilienz-Trainerin wurde Christiane Hausmanns erst auf Umwegen. Eine Kollegin gab ihr den Tipp, das entsprechende Seminar zu besuchen. „Resilienz, das ist doch dein Thema“, sagte sie. Heute unterstützt Hausmanns Patienten der Klinik Königshof dabei, ihre psychische Kraft wieder zu steigern. „Bei der Resilienz betrachten wir unterschiedliche Faktoren“, erklärt Hausmanns. „Darunter die Fähigkeit zur Selbststeuerung, Lösungsorientierung und einen realistischen Optimismus. Dabei geht es vor allem darum, Dinge nicht nur mit dem Verstand zu begreifen, sondern auch emotional anzunehmen und anzuwenden. Resilienz zu entwickeln ist zugleich Vorsorge und Behandlung“, so Hausmanns. „Das ist wichtig, um persönliche Krisen zu überwinden, aber auch, um mit generellen Krisenzuständen, wie jetzt der Corona-Pandemie, besser umgehen zu können.“

Die Auswirkungen der Corona-Krise merkt auch Dr. Jutta Maria Scheuermann, leitende Oberärztin und Expertin für Psychokardiologie. „Die aktuelle Situation belastet viele Menschen – aus Angst vor der Krankheit, aus Angst vor wirtschaftlichen Folgen oder weil sich der Lockdown bereits negativ auf ihr Leben ausgewirkt hat. Vielen fehlen soziale Kontakte. Sie fühlen sich einsam und wissen nicht, wie sie da rauskommen sollen“, weiß die Medizinerin. Zu den Patienten mit psychischen Problemen zählen seit Corona mehr junge Leute, die in ihrem Leben bisher gar keine Krisenerfahrungen gemacht haben, und jetzt mental aus der Bahn geworfen sind. „Gut ist, wenn solche Menschen sich schnell Hilfe holen, um nicht zu tief in das ‚psychische Loch‘ zu fallen“, betont die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. „Depressive Verstimmungen lassen sich nämlich im frühen Stadium gut behandeln, bevor sie zu einer Depression werden. In der Klinik Königshof verfolgen wir ein multimodales Konzept unter Einbeziehung unterschiedlicher Berufsgruppen, Diagnose- und Therapieansätzen. Dabei prüfen wir immer auch, ob körperliche Ursachen vorliegen, und wie sich das soziale Umfeld auf den Patienten auswirkt“, so Dr. Scheuermann.

Die Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele sind auch zentraler Bestandteil von Dr. Scheuermanns Spezialgebiet, der Psychokardiologie. An Angststörungen, wie Depressionen leidende Menschen haben nämlich ein erheblich höheres Risiko für Herzerkrankungen wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen oder sogar einem Herzinfarkt. So ist die rechtzeitige Behandlung von psychischen Erkrankungen auch eine wichtige Präventionsmaßnahme für körperliche Leiden. „Die Therapie von Herzkrankheiten beinhaltet heute immer auch psychotherapeutische Elemente wie Entspannungstraining, Psychotherapie oder Übungen zur Stressbewältigung – und dazu, wenn nötig, körperbezogene Maßnahmen wie Bewegungsübungen und Ernährungsberatung“, sagt die Medizinerin. „Der Zusammenhang zwischen Körper und Seele wird bereits seit Jahrtausenden gesehen. Nicht umsonst wird das Herz in vielen Kulturen als Sitz der Seele betrachtet. Den direkten Zusammenhang von Emotionen wie Ärger, Freude oder Trauer mit dem Herzschlag kann man sowohl körperlich spüren als auch messen“, stellt Dr. Scheuermann fest. „Diesem alten Wissen nähern wir uns jetzt mit den Methoden der modernen Medizin.“

Dass Resilienz – also mentale Widerstandsfähigkeit – eine wichtige Ressource ist, da sind sich Christiane Hausmanns und Dr. Jutta Maria Scheuermann einig. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, für sich selbst zu sorgen und sich gegen zu viel Negatives abzugrenzen. „Es ist ein Akt des Selbstschutzes, sich vor dem Schlafengehen nicht die neuesten Katastrophennachrichten anzusehen und seine Sorgen und Nöte vor Augen zu führen“, betont Dr. Scheuermann. „Manchmal hilft auch die Charlie-Brown-Technik“, ergänzt Christiane Hausmanns. „Wenn Sie negative Gedanken haben, stellen Sie sich einmal aufrecht hin, strecken Sie die Arme nach oben und lächeln Sie. In dieser Haltung können Sie sich gar nicht schlecht fühlen“, erklärt sie ebenfalls mit einem Lächeln, „und wer mit seinen psychischen Problemen selbst nicht mehr zurechtkommt, sollte professionelle Hilfe suchen. Der Weg zu unserer Ambulanz steht immer offen.“

Im Dezember finden zwei interessante Online-Vorträge statt – „Die innere Stärke eines Menschen - Resilienz-Training“ von Christiane Hausmanns am 1.12. und „Wechselwirkungen zwischen Herz und Seele - Die Psychokardiologie“ von Dr. Jutta Scheuermann am 9.12. Beide können auf der Internetseite – www.klinik-koenigshof-krefeld.de – gebucht werden.

Klinik Königshof
Am Dreifaltigkeitskloster 16
47807 Krefeld
Tel.: 02151. 823 300
E-Mail: info@klinik-koenigshof-krefeld.de
www.klinik-koenigshof-krefeld.de