Alle Jahre wieder – kommt nicht nur das Christkind – sondern unweigerlich auch ein Jahreswechsel und damit der Wunsch, es im nächsten Jahr auf jeden Fall besser zu machen. Also fassen Millionen von Menschen in der Neujahrsnacht gute Vorsätze. Dabei gibt es regelrechte Vorsatz-Klassiker, wie zum Beispiel mehr Zeit für Familie und Freunde, mehr Bewegung, Abnehmen und gesündere Ernährung. In der Folge boomen im Januar die Fitnessstudios. Und vermutlich verzeichnen Sportschuhhersteller zum Jahresbeginn ihr Umsatzhoch. Auch der Absatz von Salat und Gemüse dürfte nach dem ausgiebigen Weihnachtsgans- und Lebkuchenverzehr der Wochen davor deutlich anziehen. Leider sind alle diese Bemühungen selten nachhaltig. Die im Januar abgeschlossenen Fitnessstudioverträge werden häufig bereits ab Februar nicht mehr genutzt. Die nagelneuen Sportschuhe stehen irgendwann vor allem im Schrank. Aber heißt das jetzt, das gute Vorsätze generell sinnlos sind? 

 

Konkrete Handlungen planen

„Das kann man so pauschal nicht sagen“, weiß Dr. Jan Dreher, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik Königshof. „Gute Vorsätze können durchaus umgesetzt werden, wenn man sie so formuliert, dass sie auch umsetzbar sind.“ Dabei empfiehlt er, nicht die Ergebnisse zu planen, sondern das dorthin führende Verhalten: „Sagen Sie nicht, ich will fünf Kilo abnehmen, sondern besser, Ich koche mir abends frisches Gemüse und esse nur noch zweimal pro Woche nachmittags ein Stück Kuchen. Statt: Ich nehme mir mehr Zeit für meine Freunde, legen Sie lieber fest, dass sie sich ab sofort an einem Tag der Woche mit einem Freund verabreden“, so der Psychiater. „Auf diese Weise schaffen Sie konkrete Handlungsanweisungen, die Sie auch befolgen können. Anstatt ein Ziel zu definieren, ohne den Weg dorthin zu kennen, legt man konkrete Handlungsschritte fest, und macht die Verhaltensänderung dadurch fassbar.“

 

Realistische Ziele setzen

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Zielerreichung ist für Dr. Dreher, dass Vorsätze realistisch sein sollen. „Wer sich vornimmt, 25 Kilo abzunehmen, wird oft schon bald aufgeben, da dieses Ziel so weit weg ist, dass es wie ein Misserfolg wirkt, wenn Sie in einem Vierteljahr ‚nur‘ fünf Kilo abgenommen haben. Viel besser ist es, sich zum Beispiel ein Kilo Abnahme im Monat vorzunehmen. Wenn Sie dann mehr als das festgelegte Etappenziel erreichen, umso besser.“ Ein weiterer oft gemachter Fehler ist für Dr. Dreher, alles auf einmal zu wollen. Wer mehr Sport treiben, 20 Kilo abnehmen, mehr Zeit für Freunde und Familie haben, eine Fremdsprache lernen möchte und dazu noch eine Beförderung in seiner Firma anstrebt, wird schnell feststellen, dass er sich damit einfach überfordert. „Wer alles auf einmal will, erreicht oft gar nichts. Sich auf ein oder wenige Themen zu fokussieren, ist wesentlich sinnvoller“, so Dr. Drehers Erfahrungen. „Dabei muss man aber langfristig darauf achten, Körper und Seele – Arbeit und Privatleben – in Balance zu halten. Klar kann man kurzfristig die volle Energie in seine Arbeit investieren. Auf Dauer führt die damit verbundene Vernachlässigung des Privatlebens aber zu Problemen.“ 

 

Alles oder nichts ist ein Motivationskiller

Da nicht alles auf einmal geht, sollte man sich nach Dr. Drehers Meinung zuerst die Frage stellen, welcher Vorsatz der wichtigste ist. „Damit fangen Sie an“, erklärt er lächelnd, „und wenn Sie ihr wichtigstes Ziel erreicht haben, machen Sie sich an das nächste, eins nach dem anderen.“ Wirklich wichtige Aufgaben zu bewältigen, gibt dann auch den nötigen Motivationsschub, dranzubleiben und nicht wieder in den alten Trott zurückzufallen. Denn jeder, der etwas Grundlegendes ändern will, sollte sich vor Augen führen, dass dies nicht glatt und einfach geht. „Das Alles-oder-Nichts-Prinzip ist ein großer Motivationskiller“, weiß der Verhaltensexperte. „Wenn ich plane, zweimal die Woche Sport zu treiben, dann weiß ich, dass es auch Wochen gibt, in denen ich es nur einmal oder gar nicht schaffe. Das ist in Ordnung. Deswegen bin ich nicht gescheitert. Ab der nächsten Woche strebe ich dann eben wieder zweimal Sport pro Woche an.“

 

Das Gehirn reagiert nur auf klare Bilder

Überhaupt funktionieren Verhaltensänderungen auf Dauer nur, wenn die Motivation wirklich ausreicht oder der Leidensdruck groß genug ist. „Um ein Ziel zu erreichen, braucht man ein klares Bild des angestrebten Zustandes“, betont Dr. Dreher. „Allein das Wissen, dass etwas sinnvoll ist, reicht da nicht, es muss auch mit einem Gefühl verbunden sein. Dabei ist es besser, sich vor Augen zu führen, wo man hinwill, als das, von dem man weg will“, so Dreher. „Kleben Sie sich ein Bild von ihrem schlanken Körper an den Süßigkeitenschrank. Das führt Ihnen bei jedem Griff zu Schokolade und Co. vor Augen, was sie damit gerade tun. Je klarer die Bilder, desto besser. Das Gehirn reagiert nur auf eindeutige Botschaften“, weiß der Psychiater. „Es hat noch niemand abgenommen, weil er seinen Body-Mass-Index von 27 auf 23 senken möchte. Ein Bild von Ihrer früheren Bikini-Figur kann da schon mehr bewirken. Bevor Sie allerdings loslegen, fragen Sie sich, ob Sie die Veränderung auch wirklich wollen, denn nur dann haben Sie eine Chance, Ihr Ziel zu erreichen“, ist Dr. Jan Dreher überzeugt.

 

Am 12. Januar um 17 Uhr hält Dr. Dreher einen Online-Vortrag zum Thema „Gute Vorsätze“. Weitere Infos unter: https://www.klinik-koenigshof-krefeld.de/veranstaltungen/alle-jahre-wieder-wie-gute-vorsaetze-zum-jahreswechsel-gelingen#1610467200/1122/1122

Direkt anmelden kann man sich unter dem Link: https://attendee.gotowebinar.com/register/6706003192925330448

 

Dr. med. Jan Dreher

Klinik Königshof
Am Dreifaltigkeitskloster 16
47807 Krefeld

www.klinik-koenigshof-krefeld.de