Ist es unser Traum, ein eigenes Haus zu bauen, dann entscheiden wir uns je nach Bedürfnislage, mit wem wir arbeiten möchten. Ein Architekt plant und gestaltet Gebäude. Auch er kann zwar in einem gewissen Umfang technische Berechnungen durchführen, doch wenn es um wirklich komplizierte Unterfangen geht, gibt er den Stab an den Bauingenieur ab. Auf Statik spezialisiert, betreut dieser den Bau vor Ort, braucht aber wiederum den Bauzeichner, um seinen Plan auf Papier zu bringen. Ob das Haus am Ende unseren Anforderungen entspricht, ob die Wärmedämmung ordentlich funktioniert, die Elektrik funktioniert oder das Fundament gerade ist, dafür sind alle Gewerke gleichermaßen verantwortlich. Anders ist es bei unserem Körper: Er hat keinen Architekten, Bauingenieur oder Bauzeichner, um unserer Existenz ein Haus zu schenken. Wenn das Fundament am Ende schief ist, wenn die Knie, die Füße oder das Becken nicht ganz da sitzen, wo sie eigentlich sein sollten, dann suchen wir Experten auf, die Abhilfe schaffen.

Als Orthopädietechnikmeister beim Sanitätshaus Kanters auf dem Ostwall in Krefeld ist Jochen Windbergs einer dieser Experten, der als Architekt, als Bauingenieur und als Bauzeichner gleichermaßen am menschlichen Körper wirkt. Seine Ausbildung selbst im traditionsreichen Sanitätshaus Kanters abgeschlossen, ist er heute als Meister Spezialist für die Anfertigung von unter anderem Einlagesystemen. „Bei meiner Berufswahl war mir wichtig, dass ich anderen Menschen durch mein Tun helfen kann“, erzählt der 38-Jährige. „Wenn ein Kunde wie- derkommt und sagt, dass er schmerz- oder beschwerdefrei sei, ist das mein größtes Kompliment.“ Um diese Zufriedenheit dauerhaft gewährleisten zu können, steckt das Sanitätshaus zuverlässig Zeit und Geld in Recherche und Modernisierungen jeder Art. „Vor rund einem Jahr haben wir nicht nur unsere Verkaufsräumlichkeiten kundenfreundlicher umgebaut, sondern auch im Hintergrund viele Anschaffungen getätigt“, erklärt Nadine Kanters, die gemeinsam mit ihrem Mann Guido das Sanitätshaus in zweiter Generation leitet. „Dabei haben wir auch die Einlagensysteme verbessert. Für unsere Kunden konnten wir das bestmögliche System finden.“

Früher wurden alle Einlagen mit einem Trittschaumabdruck angefertigt: Der Kunde musste dafür in eine Art Karton treten, um im Schaum seinen Abdruck zu hinterlassen. Dieser wurde anschließend mit Gips ausgegossen, nachmodelliert und daran die Einlage erstellt und angepasst. Heute hat im Bereich der bettenden Einlagen ein modernes Scanverfahren die alte Technik abgelöst. „Wir unterscheiden zwischen stützenden, korrigierenden und bettenden Einlagen“, erklärt der Orthopädietechnikmeister. „Fast jeder, der im Erwachsenenalter Ermüdungserscheinungen hat, benötigt bettende Einlagen. Das Prozedere ist nun nicht nur besser, sondern geht auch deutlich schneller.“

In der Regel kommen die Kunden mit einem Rezept des Arztes in das Sanitärhaus. Einen Termin, um die Einlagen zu bestellen, brauchen sie nicht. Entweder Windbergs selbst oder einer seiner vier Werkstattkollegen nimmt den Kunden in Empfang und wickelt das Scanverfahren ab. „Der Scan dauert nur wenige Minuten, gleichzeitig schauen wir uns den Fuß und die gesamte Anatomie des Kunden an“, schildert der Werkstattleiter, „dann sind wir schon fertig. Wir setzen die manuellen orthopädischen Markierungen ins System und die Daten werden abgeschickt." Das medizinische Bild des Fußes gelangt anschließend zu einem Dienstleister, der die Einlagen fräst. Nach wenigen Tagen können sie im Sanitätshaus anprobiert und abgeholt werden.

Für Nadine Kanters stellt dieser Prozess eine natürliche Entwicklung im Rahmen der Digitalisierung dar. „Die Anforderungen der Kunden haben sich verändert. Durch den Einsatz modernster Technik können wir Prozesse beschleunigen und vereinfachen. Dadurch haben wir mehr Zeit, die wir in die Beratung unserer Kunden investieren können“, erklärt sie. „Um konkurrenzfähig zu bleiben und unseren eigenen Anspruch nach Qualität und Zuverlässigkeit zu erfüllen, ist es für uns selbstverständlich, diesen Weg mitzugehen.“ Auch außerhalb der Fußorthopädie stehen Anschaffungen in den Startlöchern. Gerade seit den Corona-Beschränkungen habe sich der Wunsch verstärkt, mit einem kontaktlosen Messverfahren für Kompressionsstrümpfe zu arbeiten. Auch eine Scantechnik für Prothesen soll zukünftig angeschafft werden. „Man darf dabei nie außer Acht lassen, dass trotz der Technik auch immer noch wir als Handwerker gefragt sind“, ergänzt Windbergs. „Uns ist es wichtig, unsere Manpower nicht auszutauschen, sondern sie zusätzlich zu nutzen.“ Deswegen bildet das Sanitätshaus auch seit vielen Jahren aus: Stolz sind Windbergs und Kanters darauf, dass alle Werkstattmitarbeiter aus den eigenen Reihen kommen. „Wir können damit garantieren, dass sie eine gute Ausbildung genossen haben“, betont Windbergs als Ausbilder. „Mich macht es natürlich auch stolz, wenn einer meiner Schützlinge seine Prüfung besteht und dann hier als Fachkraft anfängt. Gleichzeitig habe ich dadurch den Ansporn, immer auf dem neusten Wissensstand zu sein. Davon profitiert der Betrieb.“

Und dieses Konzept hat Tradition: Schon Hans-Josef Kanters, Nadines Schwiegervater, unterstütze zu Lebzeiten sehr engagiert die Weiterentwicklung seines Handwerks, war Obermeister der Landesinnung Düsseldorf und förderte die Bundesfachschule für Orthopädietechnik. 

Sanitätshaus Kanters, Orthopädietechnik, Rehatechnik und Sanitätstechnik, Ostwall 203 und Königsstraße 84 in Krefeld, Telefon 02151 - 80 59 0, www.sh-kanters.de