Anita lächelt – und sie hat allen Grund dazu. Seit Januar arbeitet sie als Verkäuferin bei Edeka – eine Stelle, die sie sich auf dem freien Arbeitsmarkt erkämpft hat. Eigentlich nichts Ungewöhnliches: Aber die 31-Jährige hat eine überaus bewegte Geschichte hinter sich – und sie leidet an einer Intelligenzminderung. Dass sie heute fest im Leben steht, verdankt sie auch dem Förderverein Freizeit Behinderter (FFB) und dem ambulant betreuten Wohnen, einer Leistung, die die soziale Einrichtung im Rahmen der Eingliederungshilfe anbietet. Sie hat zum Ziel, geistig Behinderten oder psychisch Erkrankten ein Stück Autonomie und Lebensqualität zu vermitteln.

Anitas Mutter vererbte ihrer Tochter die Intelligenzminderung in Verbindung mit einer Anpassungsstörung und verstarb, als sie noch im Grundschulalter war. Weil es keinen Kontakt zum Vater gab, landete Anita erst in einem Kinderheim, dann in einer Außenwohngruppe, aus der sie mit 18 Jahren völlig orientierungslos und auf sich gestellt ausziehen musste. Zu diesem Zeitpunkt ergab sich der Kontakt zum FFB. Die erste Amtshandlung ihrer Alltagsbegleiterin Claudia Spinczyk bestand darin, schnell eine Wohnung für die junge Frau zu finden, um die Obdachlosigkeit abzuwenden. Von diesem Moment an ging es für Anita kontinuierlich bergauf: In der Betreuung stabilisierte sie sich und absolvierte die Ausbildung zur Verkäuferin mit Bestnoten. 

Rund 65 Klienten nehmen am FFB die Leistung des ambulant betreuten Wohnens war. Das heißt, sie leben allein oder in Wohngemeinschaften, werden aber mehrere Stunden in der Woche – der Umfang variiert nach Bedarf von zwei bis neun Stunden –von einem der insgesamt 14 Alltagsbegleiter betreut, darunter Sozialpädagogen, Ergotherapeuten und Erzieher. Diese haben die Aufgabe, Struktur in den oft ungeordneten Alltag der Klienten zu bringen und fungieren darüber hinaus als Vertrauens- und Bezugspersonen. „Viele dieser Menschen wären sonst völlig allein, sie haben oft niemanden, mit dem sie reden oder ihre Freizeit verbringen können“, erklärt Spinczyk. Gemeinsam werden Ziele formuliert – immer angepasst an die jeweilige Lebensrealität. Ein solches Ziel kann es sein, einmal in der Woche eine warme Mahlzeit zuzubereiten, eigenständig Einkäufe zu erledigen, die eigene Wohnung sauber zu halten, Arztbesuche zu erledigen oder das Geld besser einzuteilen. Einfacher gesagt als getan, wie Spinczyk weiß: „Für manche unserer Klienten stellt es schon eine enorme Hürde da, einen Supermarkt zu betreten. Sie Stück für Stück an ein solches Ziel heranzuführen, erfordert Geduld und großes Einfühlungsvermögen.“ Gemeinschaftliche Ausflüge und Unternehmungen, Kochkurse und Spieleabende vervollständigen das Betreuungsangebot des FFB.

An Anita zeigt sich, was die Arbeit der Einrichtung bewirken kann. Neben ihrer Festanstellung unternimmt die junge Frau mittlerweile selbstständig Ausflüge und trifft sich regelmäßig mit Freunden zum Shoppen, zu Kinobesuchen oder DVD-Abenden. „Meine Lieblingsfilme sind ,Coyote Ugly’ und ,The Fast and the Furious’“, lacht sie. Sogar den Kontakt zum Vater hat Anita mithilfe ihrer Alltagsbegleiterin wiederhergestellt. Als nächstes wünscht sie sich eine neue, größere Wohnung – „am besten mit Balkon“, wie sie wie aus der Pistole geschossen zu Protokoll gibt. Das wären dann wirklich tolle Aussichten.

Ein Fahrrad für Anita
Für ihren täglichen Weg zur Arbeit und ihre Ausflüge könnte Anita ein funktionstüchtiges, gepflegtes Fahrrad gebrauchen. Sie haben eines, das Sie nicht mehr benötigen und ihr überlassen würden? Dann melden Sie sich bei der moveo-Redaktion unter: info@moveo-magazin.de

Förderverein Freizeit Behinderter e. V., Hochstraße 60, 47798 Krefeld, Tel.: 02151/610300, E-Mail: info@ffb-krefeld.de, www.ffb-krefeld.de