Es ist der 25. April 2015 um 11.56 Uhr Ortszeit, als ein lautes Grollen über Kathmandu zieht und in Nepal das Leben auf den Kopf stellt: Beim großen Erdbeben im Himalaya und den darauffolgenden Nachbeben sterben fast 9.000 Menschen, über 24.000 werden verletzt. Noch heute lernen die meist traumatisierten Überlebenden, mit den Folgen der Katastrophe zurechtzukommen: Eine davon ist die junge Englischlehrerin Deepa. Beim Erdbeben wird ihr Körper zum Teil verschüttet, eine Notoperation wegen eines Oberschenkelbruches rettet ihr das Leben, ihr Bein leidet allerdings auch ein halbes Jahr nach der Operation an einer Behinderung, denn der Bruch ist nicht gut verheilt. Heute liegt Deepa auf der Behandlungsliege der Krefelderin Morana Paproth: Die Heilpraktikerin ist ins Kloster Benchen nach Nepal gereist, um in der angegliederten „Benchen Free Clinic“ mitten im Erdbebenzentrum den Opfern zu helfen. „Auch wenn Teile des Klosters beim Beben zerstört wurden, genieße ich hier jeden Morgen den wunderschönen Blick über das Gelände. Meist höre ich ein Gemisch aus Glöckchen, Schellen und Klopfen dabei, das aus dem Kloster ertönt“ , erzählt Paproth.  „Kurz vor neun Uhr geht es dann zur Arbeit.“ Mit neun weiteren ehrenamtlichen Kollegen beginnt die Krefelderin die Sprechstunde. Jeder Patient wird kostenlos im Benchen Kloster behandelt, der Ansturm ist auch sechs Monate nach dem schweren Erdbeben riesig. „Trotz der Enge und der einfachen Verhältnisse hier, gehen alle sehr rücksichtsvoll miteinander um“ , berichtet die Heilpraktikerin. „Die Patienten erlebe ich meist offen, manchmal sind sie ein bisschen scheu. Die Geschichten, die sie mir erzählen, berühren mich dagegen immer.“ Paproth behandelt die Hilfesuchenden mit der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Egal, welche Leiden die Patienten mitbringen, TCM setzt ganzheitlich an und hilft nicht nur dem Körper, sondern auch der Psyche, sich zu entlasten. Die Erfolge berühren die 55-Jährige sichtlich. „Vor ein paar Tagen kam ein 40-jähriger Mann zur Nachbehandlung der Folgen seines Schlaganfalles zu mir. Er konnte seitdem seinen linken Arm nur minimal bewegen und hatte starke Sprachschwierigkeiten. Ich führte, wie schon an einigen Tagen zuvor, die Akupunkturbehandlung durch“, sagt Paproth und ihre Augen glitzern feucht. „Als ich  nach der heutigen Akupunktur die letzte Nadel herausnahm, stupste er mich mit der linken Hand an und streckte sie freudig nach oben. Er forderte mich auf, mit ihm spielerisch zu kämpfen und ich war zutiefst beeindruckt von seiner neuen Kraft.“ Paproth schenkt mit ihren Behandlungen nicht nur körperliche Kraft, sondern auch neue Kraft für ein schweres Leben in schrecklichen Verhältnissen. Während viele der Häuser noch immer zerstört sind, wurde aufgrund der innenpolitischen Auseinandersetzungen mit Indien nun auch noch die Öl-und Gaslieferung nach Nepal nahezu komplett eingestellt. Arbeitslosigkeit und Armut verbreiten sich deshalb noch weiter im Land: Viele leere Gastronomiebetriebe stehen an den Straßen und nur wenige Menschen können sich noch Treibstoff für ihr Auto besorgen. Paproth kennt diese Bilder, sie reist nicht zum ersten Mal ehrenamtlich in ein Land, in dem die Menschen Hilfe brauchen. Dass ihre Geschichte aber ganz andere Wurzeln hat, wird deutlich, wenn sie über Architektur spricht. „Ich habe mich nach meinem Abschluss dem Wunsch meiner Eltern gebeugt und Architektur statt Medizin studiert“ , verrät sie. „Schon damals tat ich das mit der Vorstellung, irgendwann einmal in der dritten Welt als Entwicklungshelferin zu arbeiten.“ Während ihres Architektur Studiums verbringt Paproth drei Monate nach einem Erdbeben in Italien und hilft vor Ort. Zehn Jahre nach der Umschulung zur Heilpraktikerin entschließt sich die Mutter zweier Kinder, für drei Monate nach Peru zu gehen und gründet anschließend den Verein „Ninos del Milagro“ (Wunderkinder). „Ich habe mich durch das Elendsviertel getraut und bin dahinter auf eine Müllkippe gestoßen, auf der 300 Menschen leben“ , erinnert sich die 55-Jährige. „80 davon waren Kinder. Sie verbringen ihren Tag damit, den Müll zu sortieren, ernähren sich von Essensresten, die sie dabei finden, und schlafen unter Dächern, die nur aus Tüten gespannt sind. Die Stadtverwaltung kümmert sich darum nicht.“ Paproth versorgt die Menschen mit Mahlzeiten, versucht über einen Pfarrer Gespräche mit Frauen zu führen und engagiert sich gegen Analphabetismus. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass die Politik gegen mich arbeitet“, so die Krefelderin. „Ich habe mich schweren Herzens entschlossen, meine Arbeit dort zu beenden, denn es wurde einfach zu gefährlich.“ Ihre Erlebnisse und Erfahrungen will Paproth trotzdem weitergeben: Im nächsten Jahr veröffentlicht sie das Buch „Eine Reise der Sehnsucht: Peru“ , indem sie auch ihren Weg der Selbstfindung beschreibt. Dass Paproth nun in Nepal in Kathmandu hilft, ist ein weiterer, für den Lebensweg der Krefelderin selbstverständlicher Schritt: Er vereint ihr spirituelles Interesse mit der Leidenschaft und dem Können, Menschen in Not zu helfen. Die Inspirationen und das Wissen, das sie dabei auf ihren Reisen sammelt, fließen in ihre Angebote in der eigenen Praxis auf der Schönwasserstraße ein:  Paproth verbindet in ihren Behandlungen modernes medizinisches Wissen mit alten bewährten Techniken wie Akupunktur, Ayurveda und Yoga, zudem bietet sie als Architektin Beratung und Planung nach Feng Shui an. Auch nach ihrer Rückkehr in Krefeld will Paproth die Menschen in Nepal nicht vergessen. „Meine Gedanken sind bei Deepa. Auf Grund ihrer Behinderung nach der OP hat sie ihre Arbeitsstelle verloren, da sie die Schule, in der sie arbeitet, nicht mehr erreichen kann. Ich möchte ihr gemeinsam mit den Kollegen ein Fahrrad zur besseren Fortbewegung schenken“ , erklärt Paproth  „Außerdem möchte ich auch von Deutschland aus helfen, Unterkünfte zu bauen, damit die Menschen, nun, wo der Winter naht überleben können.“

Unterstützen auch Sie die Erdbebenopfer von Nepal und helfen Sie der Großmutter von Anjali, der zukünftigen leitenden Therapeutin der Benchen Free Clinic, beim Wiederaufbau ihres Hauses. Schon mit einer kleinen Spende können Sie Großes bewirken. Weitere Informationen finden Sie auf www.sambhavnepal.org 

Kontoinhaber: Sambhav Nepal Kontonummer: 03500105200041 Bank Name: Everest Bank Limited Bank Adresse: A One Business Complex, Thamel, Kathmandu, Nepal. Bank P.O.Box: 13384, SWIFT: EVBLNP