Die vergangenen Pandemie-Monate haben uns alle vor eine Vielzahl neuer Herausforderungen gestellt. In ganz besonderem Maße gilt das für Eltern und ihre Kinder. Sind Schule und KiTa nun wieder geöffnet oder steht Homeschooling an? Welche Apps benötige ich dafür, wie läuft die Abstimmung mit Lehrern und Erziehern, wie funktioniert noch gleich das schriftliche Dividieren – und wann erledige ich eigentlich Haushalt und Beruf? Bei all dem wird die Haut dünner, es entstehen Ungeduld, Streit und oft auch Ängste. Umso wichtiger ist es, ganz konkret zu fragen: Wie fühlt sich mein Kind eigentlich? 

Eltern haben sicher ein Gespür dafür, wie ihr Sprössling mit der ungewohnten Situation zurechtkommt. Ältere oder generell selbstbewusstere Kinder haben wahrscheinlich weniger Schwierigkeiten mit den Umstellungen. Kleinere und vor allem empfindsamere Kinder benötigen jedoch zusätzliche Aufmerksamkeit und Unterstützung: nicht zuletzt, weil der ausgleichende Kontakt mit gleichaltrigen Freunden fehlt. 

Nehmen Sie die Ängste der Kinder ernst! Ein „Ach komm, ist nicht schlimm…“ ist genauso wenig hilfreich wie die Überdramatisierung. Benennen Sie die Dinge, die im Moment belastend sind, ganz konkret. Aber versäumen Sie auch nicht, aufzuzeigen, was trotz aller Entbehrungen gut ist. Möglicherweise kommen Sie dabei zu der überraschenden Erkenntnis, dass es häufig doch eher die Langeweile ist, die Unruhe und Angst hervorruft. 

Ernst nehmen, aufklären und klare Handlungsoptionen: Es geht darum, die Ohnmacht zu besiegen, den Kindern zu zeigen, dass sie nicht wehrlos sind, sondern etwas tun können: anders als sonst, aber vielleicht doch mehr als gedacht. Was ist dieses „Corona“ eigentlich? Was macht es mit mir? Wie stecke ich mich an und wie verhindere ich eine Ansteckung? Erklären Sie ihrem Kind offen und ehrlich, wo die Gefahren liegen – aber auch, wie es sich und andere schützen kann. Bleiben Sie eng bei Ihrem Kind: „Was vermisst du und was brauchst du, damit es dir besser geht? Was macht dir Angst? Und wo bist du vielleicht auch nur genervt?“: Das sind ganz zentrale Fragen, deren Beantwortung dabei helfen kann, die Spirale zu durchbrechen, Angst von Langeweile und „normalem“ Unmut zu trennen und Lösungen zu finden.

Voraussetzung ist natürlich, dass Eltern mit gutem Beispiel vorangehen, sich neutral und sinnvoll informieren – und auch selbst hinterfragen hinterfragen. „Wie viel Raum nimmt das Thema ,Corona´ in unserem Alltag ein? Und wie gehe ich damit vor meinem Kind um?“ Wenn wir den ganzen Tag über die Situation und die Coronapolitik schimpfen, wird es schwer werden, den Kindern Ruhe und das Einhalten der Regelungen abzuverlangen. Es ist sicher nicht einfach und wird nicht immer gelingen, aber wenn wir versuchen, auf das zu schauen, was gut ist und was wir als sinnvoll empfinden, und besonnen zu sein, können wir den Kindern am ehesten vermitteln, dass wir diese Krise gemeinsam überwinden.

 

Ihre Anja Funkel