Meditieren streichelt die Seele – aber viele Menschen trauen sich an diese Form der Tiefenentspannung nicht heran: weil sie glauben, sie müssten sich anstrengen, sie müssten sich hochgradig konzentrieren – viele haben Angst, zu versagen. Dabei sollte man das Meditieren wagen, denn im Grunde muss man nur eines dabei tun: nichts.

„Wir setzen uns bequem hin, wir schließen die Augen. Wir verharren einen Moment.“  Stille. 

„Jetzt geht unsere Aufmerksamkeit zu unseren Händen. Wir spüren unsere Hände. Die Innenflächen. Die Außenflächen.“  Stille. 

„Unsere Aufmerksamkeit geht nun zu unseren Unterarmen. Wir spüren den rechten Unterarm, den linken. Verharren einen Moment...“

Die leise Stimme von Joachim Pfahl erfüllt den Übungsraum im VEDA Institut für yoga & Meditation in Meerbusch-Osterrath. Gerade macht Pfahl, yogaund Meditationslehrer und Inhaber des Instituts, mit mir eine Körperreise, einen sogenannten „Bodyscan“: Wir sitzen nebeneinander auf zwei Stühlen in dem großen Raum mit Holzboden, hellen Wänden und transparenten Vorhängen, und Pfahl gibt mir Anweisungen, mit denen ich meine Aufmerksamkeit von Körperteil zu Körperteil lenken soll. Der „Bodyscan“ ist eine Achtsamkeitsübung, die eine Vorbereitung ist für die „Transzendentale Meditation“: die  Meditationstechnik geht zurück auf den indischen Lehrer Maharishi Mahesh yogi (1918-2008) und Pfahl bietet diese Technik in seinem Institut an. Bei der „Transzendentalen Meditation“ geht es darum, sich aus „Gedankenspiralen“ zu befreien, in denen man sich durch Alltagsgrübeleien verfängt. Doch schon zu Beginn des „Bodyscans“ habe ich das Gefühl, zu versagen: Anstatt nichts zu denken, denke ich... an den Kartoffelbrei, den ich mir heute vielleicht kochen will... an den Müll, den ich noch rausbringen muss... an diese eine wichtige Mail, die ich noch nicht abgeschickt habe. Ich mache alles falsch! „Genau das ist der Grund, warum viele Menschen sich nicht an Meditation herantrauen“ , wird Pfahl mir später erklären. „Sie denken, sie müssten dabei etwas Bestimmtes leisten und sich mächtig anstrengen, sich zu konzentrieren. Dabei brauchen sie nur eines zu tun: nichts.“ Die Gedanken kommen lassen und wieder gehen lassen, wie Wellen, die an einen Strand anbranden und sich wieder zurückziehen. Wie genau es geht, lässt sich nicht wie eine Anleitung herunterrattern, nur soviel: „Die Technik des gedanklichen Loslassens lernt man Schritt für Schritt, angeleitet durch einen Profi“ , so Pfahl. „Transzendentale Meditation' ist eine Methode, die es unserem Geist erlaubt, von der  Oberfläche unseres Alltagsbewusstseins in immer feinere Ebenen des Denkens einzutauchen, bis wir schließlich die feinste Ebene der Gedankenaktivität überschreiten – eben transzendieren.“ Und wer sich mithilfe von „Transzendentaler Meditation“ in einen Zustand versetzen könne, in dem er nicht mehr ständig grübele, der setze Wahrnehmungsressourcen bei sich frei, die durch die Grübeleien bisher blockiert waren. Diese Ressourcen kann man nun ins Außen richten –man ist also viel mehr im Hier und Jetzt. 

Und das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Denn längst hat die Meditation ihr versponnenesoterisches Image hinter sich gelassen, ist in den Mittelpunkt der Neurowissenschaften gerückt. So fanden etwa die Psychologen Dr. Vladimir Bostanov und Dr. Philipp Keune von der Eberhard Karls Universität Tübingen heraus, dass Meditation die Biologie im menschlichen Gehirn verändert: Im Rahmen einer Studie ließen sie Probanden einen achtwöchigen Meditationskurs durchlaufen und untersuchten ihre Gehirne vor und nach dem Kurs neurophysiologisch. „Wir spielten ihnen Töne vor und haben die Aktivität ihrer Hirnzellen gemessen“, so Dr. Keune. Das Resultat: „Nach dem Meditationskurs reagierte das Gehirn deutlich stärker, konzentrierter auf die akustischen Reize – weil es durch die Meditation verlernt hatte, ständig zu grübeln. So konnte es Wahrnehmungsressourcen freisetzen, die es nun den Tönen verstärkt entgegen brachte.“ Meditation soll gar von medizinischer Relevanz sein. Die amerikanische Psychologin Bethany Kok hat in den USA den sogenannten „Vagus-Nerv“ erforscht, der vom Hirnstamm den Hals entlang durch die Brusthöhle bis zu den Eingeweiden verläuft und im menschlichen Körper wichtige Organe versorgt. Meditation könne den Vagus-Nerv in seiner Funktion positiv beeinflussen, da sie den Menschen durch „positive Gefühle“ bereichere, so Kok, die sich in ihrer Arbeit auf den Einfluss des Vagus-Nervs auf das Herz spezialisiert hat und mittlerweile ans Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig gewechselt ist. „Wenn Menschen positive Gefühle haben, verlangsamt sich ihre Herzfrequenz, parallel steigert sich die Aktivität ihres Vagus Nervs – und ein aktiverer VagusNerv senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, erklärt Kok. Meditation ist also quasi eine Anschubhilfe für ein gesünderes, unter Umständen längeres Leben! 

Was für Aussichten. Inzwischen sind wir auf unserer „Körperreise“ bei den Unterschenkeln angekommen. „Nun geht unsere Aufmerksamkeit zu unseren Füßen“ , erfüllt die leise Stimme von Meditationslehrer Pfahl den Raum. Wir sind nun am Ende unseres „Bodyscans“ angelangt. Ein paar Minuten wird es ganz still. Dann bittet mich Pfahl, gaaanz langsam die Augen zu öffnen. Ich blinzele benommen. Schwer und irgendwie leicht zugleich sitze ich auf meinem Stuhl. In meinem Kopf ist es seltsam ruhig, kein Gedanke mehr an profanen Kartoffelbrei. Stattdessen spüre ich so einen neuen Zustand in mir . Die Ahnung einer bisher ungekannten Gelöstheit von allem. Diese Ahnung war vor dem „Bodyscan“ noch nicht da – wie wird es dann erst, wenn ich die „Transzendentale Meditation“ ausprobiere? Ich blinzele. Lächle. Ich will: mehr! 

VEDA-Institut für Yoga & Meditation, Rudolf-Diesel-Straße 2, 40670 Meerbusch-Osterrath, Tel.: 02182 – 88 64 181, www.yoga-und-meditation.com