Ein angeblich neuer Ernährungstrend geistert seit Monaten durch die Medien: „Clean Eating“ . Doch was bedeutet das „saubere Essen“ , und ist dieser Trend tatsächlich so neu? 

Wer genau hinschaut, wird schnell erkennen, was dort als neue Ernährungsform propagiert wird, ist nichts anderes als das, was unsere Großeltern im Alltag taten und nur in Industrienationen in Vergessenheit geraten ist: eine normale Ernährung ohne industriell hergestellte Lebensmittel. Die Prinzipien des Clean Eatings sind schnell und einfach erklärt. Industriell hergestellte Lebensmittel wie zum Beispiel Fertiggerichte sind verboten. Lebensmittel mit Zutaten, die man weder kennt noch aussprechen kann, sind nicht erlaubt. Auch Süßigkeiten und Alkohol stehen auf der Verbotsliste. Transfette und gehärtete Fette sind tabu, stattdessen sollen hochwertige pflanzliche Öle eingesetzt werden. Weißmehlprodukte sind durch Vollkornprodukte zu ersetzen und grundsätzlich gilt es, Lebensmittel aus biologischem und regionalem Anbau zu beziehen. Das Ziel sollte sein, sich wieder bewusst zu werden, was man eigentlich isst. Den Geschmackssinn zu entwickeln, weg von künstlichen Aromen, Farbstoffen, Geschmacksverstärkern, Konservierungsmitteln und sonstigen Zusatzstoffen zu kommen und wieder selbst zu kochen. Clean Eating bedeutet kein Verzicht auf, sondern lediglich einen bewussten Umgang mit dem, was in unserem Kochtopf und letztendlich in unserem Körper landet. Clean Eating dient dabei nicht der Gewichtsreduktion. Wer seine Ernährung auf „Sauberkeit“ umstellt, darf trotzdem gesundheitliche Vorteile erwarten, denn durch den Verzicht auf Weißmehlprodukte, Zucker, Alkohol, Chemie und Pflanzenschutzmittel ergeben sich zahlreiche positive Effekte für den Körper, wie zum Beispiel die Reduzierung des Darmkrebsrisikos durch erhöhte Ballaststoffzufuhr, eine Verbesserung der Blutwerte, eine bessere Verdauung und ein gestärktes Immunsystem. Wer sich mit dem Thema des Clean Eatings auseinandersetzt, merkt schnell: Es handelt sich nicht nur um eine Art der Ernährung, sondern auch um einen Lifestyle. Es geht durch die bewusste Wahl der Lebensmittel nämlich nicht nur um einen „sauberen“ Körper, sondern auch um eine „saubere“ Umwelt. Denn wer auf industriell hergestellte Lebensmittel verzichtet, regionale und saisonale Produkte frisch einkauft und diese aus biologischem Anbau bezieht, setzt sich damit auch für einen nachhaltigen Umwelt- und Ressourcenschutz ein. 

Also ist Clean Eating nichts anderes als eine Rückbesinnung auf das, was früher ganz normal war: Essen, was die Natur uns gibt und was gerade Saison hat. Aus einzelnen Zutaten ein Gericht zu zaubern, statt Plastikbeutel mit Industrieprodukten aufzureißen und in der Mikrowelle zu erwärmen oder „Fixgewürze“ in Mahlzeiten zu verwandeln. Weil das Wissen um die Zubereitung frischer Zutaten, das intuitive Kochen mit „dem, was da ist“ , verloren gegangen ist, freuen sich Verlage und Autoren über reißenden Absatz ihrer Ratgeber, in denen letztendlich nur steht, was Oma auch erklären könnte: wie man ganz „normal“ kocht.